Er will Marschflugkörper an die Ukraine liefern. Russland müsse lernen zu verlieren, erklärt ein entfesselter Roderich Kiesewetter.
Damals, als sich der neunzehnjährige Abiturient für eine Offizierslaufbahn bei der deutschen Bundeswehr entschied, war er wohl so etwas wie ein junger kalter Krieger – ein Transatlantiker, unverbrüchlich an der Seite der USA. Der Feind war die Sowjetunion mit ihrer menschenfeindlichen kommunistischen Ideologie. Schutz und Schild bildete nur die Nato, und Roderich Kiesewetter wollte seinen Beitrag leisten.
Man schrieb das Jahr 1982, und eine Verpflichtung bei der Bundeswehr war ein ungewöhnlicher Schritt für einen jungen Deutschen. Denn die meisten seiner Altersgenossen gingen damals auf die Strasse und protestierten gegen die Nachrüstung und den Nato-Doppelbeschluss, mit denen US-Präsident Ronald Reagan das «Reich des Bösen» endgültig in die Knie zwingen wollte.
Dagegen richteten die Demonstranten die Losung «Frieden schaffen ohne Waffen». Es waren die ersten Jahre der Grünen, und der Kampf gegen die Aufrüstung war ihr zweites prägendes Thema neben der Ablehnung der Kernenergie. Alles Militärische war verpönt, Wehrpflichtige hüteten sich sogar, in Uniform die Kaserne zu verlassen. Sonst hätten sie in der Disco nie ein Mädchen abgekriegt.
Mit den Grünen im Schützengraben
Heute ist aus dem kalten Krieger Kiesewetter ein heisser Krieger geworden, der in Talkshow nach Talkshow, in Interview auf Interview immer mehr und immer durchschlagskräftigere Waffen für die Ukraine fordert, mit denen er «die Russen» bezwingen will. Doch noch etwas hat sich geändert: Damals hätten weder er noch seine grünen Gegenspieler es sich träumen lassen, dass sie einmal im selben Schützengraben liegen würden. Grüne Politiker kämpfen heute Schulter an Schulter mit dem CDU-Mann für eine robuste Antwort auf Russlands Krieg in der Ukraine – mit Tönen, die alten Kalten Kriegern wie Franz Josef Strauss oder Ronald Reagan eisige Schauer über den Rücken gejagt hätten.
Dieser Krieg hat Kiesewetter von den hinteren Bänken des Bundestags ins Rampenlicht katapultiert, nicht unähnlich der vorher auch weitgehend unbekannten FDP-Frau Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
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