Mit einem neuen Verfahren zur Nutzung von Erdwärme …
… verspricht die kanadische Firma Eavor einen historischen Durchbruch. Es ist bereits vom „Heiligen Gral der Energiewende“ die Rede. Doch ist die Euphorie berechtigt? …
… Bundeskanzler Olaf Scholz, Bayerns Regierungschef Markus Söder und Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger haben sich am Donnerstag im kleinen Ort Geretsried südlich von München getroffen, um eine mutmaßliche Sensation zu begutachten: Ein Energie-Unternehmen aus Kanada hatte eins und eins zusammengezählt – und war auf das Ergebnis drei gekommen. Ein Wunder oder nur ein weiterer Energiewende-Hype?
Es geht um tiefe Geothermie, die Nutzung von Erdwärme zum Zwecke des Heizens oder der Stromerzeugung. Eigentlich eine bekannte Technik, mit enormem Potenzial. In der Theorie.
In der Praxis ist Geothermie jedoch bis dato eine Nischen-Technologie geblieben, ohne nennenswerten Beitrag zur Energiewende. Denn tiefe Bohrungen sind teuer. Zugleich war das Fündigkeitsrisiko hoch: Würde man da unten wirklich hydrothermale Aquifere, Gesteinsschichten mit heißem Wasser finden? Und selbst wenn: Der Betrieb der Pumpen fraß einen großen Teil der Energieausbeute wieder auf.
Die kanadische Firma Eavor baut in Geretsried in der Gemeinde Wolfratshausen nun die erste kommerzielle Geothermie-Anlage der Welt, die all diese Nachteile nicht mehr hat.
„Genau in diesem Moment, genau hier wird unter unseren Füßen Energiegeschichte geschrieben“, sagte der Geschäftsführer der Eavor Geretsried Fernwärme GmbH, Daniel Mölk, im Festzelt vor dem illustren Publikum. „Wir nutzen Erdwärme mit einer völlig neuartigen geothermischen Anlage für die Strom- und Fernwärmeproduktion.“
Diese neuartige Anlage sieht auf den ersten Blick allerdings nicht gerade nach Raketentechnologie aus: Im Wald bei Geretsried ragen zwei Bohrtürme in den Himmel, wie sie auch auf texanischen Ölfeldern stehen könnten.
Das Besondere an dem System ist, dass die Bohrmeister hier kein Tiefenwasser suchen: Eavor will die Erdwärme einfach direkt aus dem trockenen Gestein ziehen. Dafür wird es in 4500 Metern Tiefe kilometerlange, horizontal gebohrte Rohre geben. Fündigkeitsrisiko also Null.
Auch die stromfressenden Pumpen spart sich Eavor: Das Wasser zirkuliert von allein zwischen den tiefen Gesteinsschichten und der Oberfläche, dank des sogenannten Thermosiphon-Effekts: Kaltes Wasser „fällt“ dank seiner größeren Dichte in die Tiefe, wird dort erhitzt und steigt deshalb in einem anderen Rohr wieder nach oben. Es entsteht eine ständige Zirkulation des Wassers ohne jede Pumpe im ewigen Kreislauf, den die Projektmacher „Eavor Loop“ nennen.
Ständig verfügbar, von Wasser unabhängig
Weil es sich um ein komplett versiegeltes, geschlossenes System handelt, muss dem Boden kein Wasser entnommen werden.
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Quelle Ausschnitt, Zitat & kompletter Artikel plus PDF* inkl. Kommentarauszug
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*Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Deutschland, Klima, Wärmewende, Heizungsgesetz u.v.m. “ ist, zitieren wir den Text und einen Teil der Leserkommentare als PDF. Verweise und alle Kommentare der Leserschaft lesen Sie, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage für 1 € testen. Achtung: Die Schnupperangebote können sich ändern!
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