Linke: Demokratie hat schweren Schaden genommen
Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Amira Mohamed Ali, betonte, die Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) mit Stimmen der AfD-Fraktion habe Bedeutung über die Grenzen von Thüringen hinaus. FDP und Union hätten gewusst, was passieren könne. Es sei ein „Tabubruch“ gewesen, der hochgefährlich für die Demokratie sei. Die Demokratie habe schweren Schaden genommen.
Ali dankte den „vielen Antifaschistinnen und Antifaschisten“, die aufgestanden seien. Dies sei der Unterschied zu den „1930ern“ und die große Chance, „zu verhindern, dass sich deutsche Geschichte wiederholt“, sagte die Abgeordnete.
CDU/CSU: Politische Mitte im Land stärken
Paul Ziemiak (CDU/CSU) sagte, es sei wichtig, über das, was in Thüringen passiert ist, zu reden. Es gehe auch um die Verantwortung der Union. Die AfD stehe für „das Gegenteil von dem, was wir in unserer Gesellschaft leben“, Björn Höcke bezeichne er als „Nazi“, „weil er einer ist“.
Aufforderungen, das Verhältnis der Union zur Linken zu überdenken, erteilte er eine Absage. Teile der Partei würden vom Verfassungsschutz beobachtet oder sich nicht von Gewalt gegen Menschen distanzieren, sagte der Generalsekretär der CDU. Zu den Schlüssen, die aus den Vorgängen zu ziehen seien, gehöre, „die politische Mitte in diesem Land zu stärken und nicht die Ränder“.
AfD: Linke und AfD nicht vergleichbar
Dr. Alexander Gauland (AfD) nannte es „nicht normal“, das Ergebnis einer Wahl „rückgängig zu machen“, wie es die Kanzlerin formuliert habe, weil „die abgegebenen Stimmen ideologisch anrüchig“ erschienen. Es sei auch „nicht normal“, dass dem mit „linkem Straßenterror aus der sogenannten Zivilgesellschaft“ Nachdruck verliehen werde.
Die Linke und die AfD seien tatsächlich nicht vergleichbar, stehe doch an „einem Ende des Hufeisens eine demokratische Volkspartei, an dem anderen stehen die Erben der Mauermörder“, sagte der AfD-Fraktionsvorsitzende. Die Union warnte er davor, sich der Linken zu öffnen. Sie würde dann die SPD in die Bedeutungslosigkeit begleiten. Eine „bürgerliche Mehrheit“ sei dann auf lange Zeit keine Option mehr.
SPD: Kemmerich-Wahl ein Tabubruch
Carsten Schneider (SPD) sagte, die Kemmerich-Wahl sei deswegen ein Tabubruch, weil die Jahre der Weimarer Republik zeigten, dass „Demokratien keine Ewigkeitsgarantie“ haben. Die FDP in Thüringen sei „bewusst auf diese Finte der AfD eingestiegen“, um Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten zu verhindern. Der Union warnte er, mit der „fatalen Gleichsetzung“ von Links und Rechts das „Geschäft der politischen Rechten“ zu machen.
Der Sozialdemokrat aus Thüringen warf Ziemiak vor, mit seinen Angriffen auf die Linke ein Ablenkungsmanöver zu fahren. Den Partei- und Fraktionsvorsitzenden der FDP, Christian Lindner, forderte Schneider auf, einmal in seinem Leben „politische Verantwortung“ zu übernehmen.
FDP: Erfurt war ein Fehler
Christian Lindner entschuldigte sich „im Namen der Freien Demokraten“ für das Verhalten seiner Partei. Das eigentlich Motive der Kandidatur von Thomas Kemmerich, ein „Signal für die politische Mitte“ zu setzen, sei ins Gegenteil verkehrt worden. Man sei „beschämt“ und „verletzt“, weil „wir Zweifel an unserer klaren Haltung als Partei der demokratischen Mitte haben aufkommen lassen“.
Der Parteichef der Liberalen kündigte an, eine innerparteiliche Arbeitsgruppe zum Umgang mit der AfD einzurichten. „Erfurt war ein Fehler. Aber wir unternehmen alles, damit er sich nicht wiederholt.“ Die Partei nehme Kritik an. Es gehe aber nicht, AfD und FDP gleichzusetzen, Mitglieder der FDP und ihre Familien anzugreifen oder zu versuchen, die Partei in anderen Fragen „mundtot zu machen“, sagte Lindner.
Grüne: So ein Nein hätte es sofort gebraucht
Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, es brauche nur vier Buchstaben, „um eine klare demokratische Haltung deutlich zu machen: Nein“. Nein sage man, wenn man von der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt werde. „So ein Nein hätte es sofort gebraucht“, kritisierte die Grünen-Fraktionsvorsitzende. Die Demokraten vorzuführen, sei der AfD aber misslungen, „weil die Demokratinnen und Demokraten gemeinsam gestanden haben“, sagte die Abgeordnete aus Thüringen. D
Die Union bat sie, sich mit der Aufarbeitungsarbeit der Linken zu befassen. Es sei ihr, die Bündnis 90 mitgegründet habe und für die Demokratie auf die Straße gegangen sei, persönlich nicht leicht gefallen, Verhandlungen mit der Linken zu führen. Das sei nur gegangen, weil sich „die Linkspartei dort mit ihrer Vergangenheit“ auseinandergesetzt habe, sagte Göring-Eckardt. (scr/13.02.2020)
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