Zehn Jahre nach Gründung ist es still geworden um Desertec. Zu Unrecht: Ohne
Strom aus der Wüste ist an eine Dekarbonisierung des Planeten kaum zu denken – diese bittere Wahrheit offenbart sich vor allem am Beispiel Deutschlands.
Die Vorstellung war bestechend: Solarkraftwerke in den Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens produzieren sauberen Strom für Westeuropa. Das Konzept, ausbaldowert am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), begeisterte vor zehn Jahren nicht nur Klimaschützer, Entwicklungs- und Umweltpolitiker, sondern auch Großkonzerne wie die Deutsche Bank, E.on, Siemens. […]
Danach erfolgt die ausführliche Begründung, weshalb die Energiewende faktisch gescheitert ist und es ohne Atomkraft nichts werden wird mit der nachhaltigen Energieversorgung Deutschlands. Um dann auf die Wasserstoff-Sau zu springen.
[…] Wasserstoff, der für klimaneutrale Kraftstoffe im Flugzeug- und Schiffsverkehr bald stark gefragt sein wird, könnte aus den Wüsten Nordafrikas direkt per Pipeline und Tankschiff auf den Weltmarkt gepumpt werden. Bei konkurrenzlos niedrigen Gestehungskosten des Wüsten-Solarstroms von weniger als zwei Cent pro Kilowattstunde wären wirtschaftlich bislang chancenlose Länder Afrikas und des Nahen Ostens wettbewerbsfähige Energieproduzenten und Exporteure für die kommende Wasserstoff-Ära.
Die ersten Schritte sind gemacht: Die Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und einige nordafrikanische Länder bauen bereits Pilotanlagen für die Wasserstoff-Elektrolyse. Die Bundesregierung will noch in diesem Jahr ein Sekretariat zur Förderung strombasierter Kraftstoffe aufbauen, das die Wasserstoffproduktion international anschieben soll. Dahinter steht die Erkenntnis, dass nur die Solar- und Windkapazitäten der Wüstenregionen die Chance bieten, klimaneutrale Energien in ausreichend großen Mengen zu produzieren. Zumindest für diejenigen, die Atomkraft ablehnen.
Na denn mal los!
Es gibt wieder jede Menge zu verdienen! Und wenn es nicht klappt, das mit dem Wasserstoff aus der Wüste – Kohle machen klappt auf jeden Fall -, haben die AfD und Putin Schuld.
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Zu DESERTEC 1.0, 2.0: Hier klicken mit Harald Leschs Fantastereien!
Viel Wald abholzen, für viele Windräder, die viel Kohle für die Investoren – und sonst nichts Gutes – bringen:
Meine Meinung:
Alles was lebt, stirbt irgendwann . Nach einem Prozess der Alterung. Auch bei Bäumen und bei Eisbären ist das so. Deshalb ist das Gerede vom Waldsterben, vom Verlust der Eisbären dummes Zeug. Der wahre Hintergrund ist, dass Waldbesitzer Geld vom Steuerzahler wollen, damit sie quasi gratis aufzuforsten können, dass greise, sterbende Eisbären so Herz zerreißend rüberkommen. Alles nur Manipulation der Bürger. Natürlich nur, weil unsere Klimaschützer Ihr bestes wollen: Ihr Geld!
ad 1.: Welche Rolle spielen die Aktivitäten Deutschlands in Bezug auf die Reduktion des CO2-Ausstoßes weltweit? Wie funktioniert das eigentlich mit dem CO2 als Treibhausgas?
ad 2.: Könnte der erhöhte CO2-Ausstoß nicht in erster Linie etwas mit dem dynamischen Wachstum der Weltbevölkerung zu tun haben?
ad 4.: Warum steigt die CO2-Konzentration der Luft nicht im gleichen Verhältnis, wie der Ausstoß?
ad 5.: Woran liegt der massive Rückgang des Hungers in der Welt? Könnte es Steigerung der industriellen Lebensmittelproduktion und die Verwendung des ab 1974 immer häufiger genutzten Herbizids Glyphosat sein?
… über den Strom- und Heizkostenverbrauch den Bewohnern helfen, ihre Kosten zu senken, bezweifeln indes Experten. „In Singlehaushalten und bei Paaren, bei denen beide Partner berufstätig sind, gibt es kaum Möglichkeiten zum Energiesparen“, sagt Kodim. „Gekocht, gewaschen und gesaugt wird am Abend nach der Arbeit.“
… verstorbenen Wissenschaftlers [Gallileo Ferraris] ist heute noch in fast jedem Haushalt zu finden: der mechanische Stromzähler, der mit seiner drehbar gelagerten Aluminiumscheibe misst, wie viel elektrische Energie Lampen, Fernseher, Waschmaschine, Trockner, Staubsauger und Computer im Jahr verbrauchen.
Erst jetzt, 134 Jahre nach seiner Entwicklung im Jahr 1885 schlägt dem Ferraris-Zähler langsam die Stunde. Nach dem von der Bundesregierung verabschiedeten Messstellenbetriebsgesetz sollen bis 2032 alle mechanischen Zähler gegen sogenannte digitale Smart Meter (deutsch: intelligente Messgeräte) ausgetauscht werden. Bereits vom Herbst kommenden Jahres an müssen zudem in neuen Gebäuden intelligente Heizkostenzähler installiert werden.
Das hehre Ziel dahinter: der Klimaschutz. „Beide Gesetze sollen dafür sorgen, dass Haushalte detailliert über ihren Strom- und Heizkostenverbrauch informiert werden und so Einsparmöglichkeiten erkennen und nutzen“, sagt Corinna Kodim, Geschäftsführerin Energie, Umwelt und Technik beim Eigentümerverband Haus & Grund. Dadurch soll der Energieverbrauch gesenkt und das bei der Verfeuerung fossiler Brennstoff wie Erdöl, Gas und Kohle entstehende Kohlendioxid reduziert werden, um eine weitere Aufwärmung der Erdatmosphäre zu verhindern.
Experten kritisieren jedoch, dass diese Absicht mit den Regelungen nicht erreicht wird. „Die Gesetze belasten Mieter und Eigennutzer mit zusätzlichen Kosten, tragen aber nicht dazu bei, den Energieverbrauch zu reduzieren“, sagt Kodim. „Für die privaten Stromkonsumenten verdoppeln sich die jährlichen Wartungsgebühren für die Messgeräte, ohne dass sie einen erkennbaren Mehrwert erhalten“, sagt Christian Bogatu, Geschäftsführer von Fresh Energy, einem auf die Lieferung von Ökostrom spezialisierten Berliner Energiedienstleister.
Trianel, ein Verbund von mehr als 100 Stadtwerken aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz, hat bereits seit 2012 versucht, den Einsatz intelligenter Messgeräte voranzutreiben. Jetzt aber hat die Kooperation entnervt das Handtuch geworfen und sich entschlossen, ihren Geschäftsbereich Smart Metering einzustellen.
„Angesichts der schleppenden Marktentwicklung durch immer neue regulatorische Hemmnisse und unzureichender Skaleneffekte haben wir diese rein unternehmerische Entscheidung in enger Abstimmung mit unseren Kunden getroffen“, sagt Sven Becker, Sprecher der Trianel-Geschäftsführung.
Einer der Gründe dafür: Obwohl Smart Meter theoretisch bereits seit 2017 hätten installiert werden können, gibt es bislang nur ein einziges intelligentes Messgerät für die Funkübertragung der Verbrauchsdaten, das eine Zertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten hat.
Verpflichtend ist die Einführung der Smart Meter jedoch erst, wenn mindestens drei Geräte eine Zertifizierung erhalten haben. Diese Zertifizierung bestätigt zum einen, dass die übertragenen Daten nicht von Unbefugten ausgespäht werden können. Zum anderen wird bei der Zertifizierung geprüft, ob die Datenübertragungsgeräte an den Messeinrichtungen, Smart Meter Gateways genannt, auch effektiv gegen Hackerangriffe aus Mobilfunknetz und Internet geschützt sind. „Nur durch entsprechende Sicherheitsstandards können wir gewährleisten, dass die Anwender von den Vorzügen dieser innovativen Technologien profitieren können“, sagt BSI-Präsident Arne Schönbohm.
Die bislang verwendeten Ferraris-Geräte arbeiten zwar sehr exakt. Sie addieren jedoch nur fortwährend den Energieverbrauch. Deshalb muss in Millionen von Familien in der ganzen Republik jedes Jahr jemand einen Tag Urlaub nehmen, um einem Mitarbeiter ihres Energieversorgers die Tür zu öffnen, damit dieser den Zählerstand ablesen kann.
Häufig muss noch ein zweiter Urlaubstag genommen werden, damit Warmwasser- oder Gasverbrauch abgelesen werden kann – abgesehen von weiteren zeitraubenden Terminen durch den fortwährenden Austausch der Messzähler. Einige Energieversorger bieten immerhin an, dass Kunden den Stromzähler selbst ablesen und die Daten per Brief oder E-Mail einsenden.
„Bei intelligenten Messsystemen ist dies nicht nötig, weil sie die Daten per Funk übertragen“, sagt Trianel-Sprecherin Nadja Thomas. Bei der Heizkostenabrechnung macht dies den Besuch des Ablesedienstes überflüssig. Bei der Stromversorgung sollen die fortwährend übertragenen Daten zudem den Energielieferanten helfen, exakte Vorhersagen über den Energieverbrauch zu jeder Stunde in einzelnen Regionen Deutschlands anzustellen – von Großstädten bis hinunter zu kleinen Kommunen auf dem flachen Land.
Lastprofile aus den 60er Jahren
„Je genauer der zu erwartende Stromverbrauch prognostiziert werden kann, desto weniger Gas- und Kohlekraftwerke müssen die Versorger am Laufen halten, um Spitzenlasten auszugleichen, die nicht durch Solar- und Windkraftwerke gedeckt werden können“, sagt Thomas. Da bislang keine exakten Daten über den stündlich anfallenden Stromverbrauch zu bekommen sind, würden die Energieversorger heute bei der Bereitstellung hoher Stromreserven noch immer mit Lastprofilen aus den 1960er-Jahren arbeiten, sagt Thomas. „Die damals zu bestimmten Tageszeiten üblichen Spitzenverbräuche treffen jedoch heute so nicht mehr auf, weil sich das Verhalten der Menschen durch gesellschaftliche Umwälzungen verändert hat.“
So seien in den 60er-Jahren Lastspitzen zur Mittagszeit üblich gewesen, weil Hausfrauen dann gekocht haben. „Doch heute sind die meisten Frauen berufstätig, sodass in vielen Haushalten erst am Abend gekocht, gewaschen und gesaugt wird“, sagt Thomas. Allerdings werden in den meisten Haushalten die Ferraris-Zähler gar nicht gegen intelligente Messsysteme ausgetauscht werden, kritisieren Experten. Denn das Gesetz sieht vor, dass nur Anschlüsse mit einem Jahresstromverbrauch von mindestens 6000 Kilowattstunden (kWh) einen Smart Meter bekommen müssen, der fortwährend den Stromverbrauch an die Energieversorger funkt. Der durchschnittliche Stromverbrauch eines dreiköpfigen Haushalts beträgt jedoch pro Jahr nur 2500 kWh. Auf einen Verbrauch von mindestens 6000 Kilowattstunden kommen erst Handwerksbetriebe.
Bei einem geringeren Jahresstromverbrauch verlangt das Gesetz nur die Installation einer sogenannten „modernen Messeinrichtung“. Diese zeichnet zwar digital auf, zu welcher Stunde wie viel Energie verwendet wird, funkt diese aber nicht an die Stromversorger. „Damit bringen diese Messgeräte keinen Mehrwert gegenüber den bisherigen Ferraris-Zählern“, sagt Haus & Grund-Expertin Kodim. „Auch künftig muss vor der Zustellung der Jahresabrechnung der Ableser ins Haus kommen oder die Kunden müssen die Zählerstände selbst ablesen und übermitteln“, sagt Fresh-Energie-Chef Bogatu.
Die Stromversorger oder von ihnen beauftragte Messdienstleister dürften bei den meisten Eigenheimen und Wohnungen nur eine „moderne Messeinrichtung“ und keinen Smart Meter installieren, um Kosten zu sparen. „Die Herstell- und Einbaukosten für eine ‚moderne Messeinrichtung‘ betragen pro Stück 120 Euro bis 130 Euro“, sagt Bogatu. Bei Smart Meter hingegen sind es mehrere hundert Euro.
Zwar besteht bei „modernen Messgeräte“ theoretisch die Möglichkeit, diese irgendwann mit einem Funksender nachzurüsten. Vorgesehen ist dies im Gesetz aber nicht. Obwohl sie damit keinen Vorteil gegenüber den Ferraris-Zählern bieten, müssen die Verbraucher für sie tiefer in die Tasche greifen. „Die von den Stromkunden zu zahlende jährliche Wartungsgebühr für ein modernes Messgerät beträgt 20 Euro und verdoppelt damit die bisherige Durchschnittsgebühr von zehn Euro für die Ferraris-Zähler“, sagt Bogatu.
Mietern drohen erneut höhere Kosten
Für Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds, ist das keine Überraschung. Er verweist auf die Erfahrungen, die in der Vergangenheit bei der Einführung neuer Messtechniken bei der Wärmeversorgung gemacht wurden. „Jedes neue Ablesesystem hat zwar dazu geführt, dass Messdienstleister wie Ista, Techem und Co. Personalkosten einsparen konnten, dennoch wurden die Kosten für die Mieter nicht gesenkt, sondern angehoben, weil die jeweils neue Technik angeblich sehr viel teurer ist.“
Dies könnte sich nun bei der Einführung von Smart Metern zur Ermittlung des Heizungs- und Warmwasserverbrauchs wiederholen. Nach der EU-Energieeffizienzrichtlinie müssen vom 25. Oktober 2020 an alle neuen Gebäude mit intelligenten Heizkostenzählern ausgestattet sein, die die Verbrauchsdaten an den Messdienstleister funken. Bestandsobjekte müssen bis Ende 2026 mit fernablesbaren Zählern nachgerüstet werden.
Der börsennotierte Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat deshalb mit Comgy, einem Berliner Anbieter digitaler Messdienste, eine Partnerschaft geschlossen. In einem ersten Schritt wurden rund 1700 Wohnungen in Berlin mit intelligenter Messtechnik zur Heizkostenabrechnung ausgestattet.
Schon bei meinem ersten Beitrag gab es viele Postings von E-Auto-Fahrern, die zu Hause im Eigenheim oder im kleinen Mehrfamilienhaus laden und anscheinend kaum bis gar keine Probleme haben.
Hier gab es die klassisch-kreative Lösung mit dem Lastabwurf. Diejenigen, die einen Durchlauferhitzer zur Warmwasserbereitung/Duschen-Baden nutzen, haben sowieso eine 3x32A-Absicherung zusätzlich zum normalen Hausgebrauch und können diese durch eine parallele Absicherung für die Wallbox nutzen. Vorrang hat hierbei natürlich der Durchlauferhitzer.
Wird das Warmwasser gefordert, schaltet ein Lastabwurfrelais einfach die Ladesäule aus. Hierdurch ist gewährleistet, dass im Hausnetz keine Überlasten entstehen. Sollte die/der Letzte in der Familie spätabends mit dem Duschen endlich fertig sein, stehen für den Rest der Nacht die vollen 32 A, entsprechend 22 kW zur Verfügung. Die Erweiterung/Installationsarbeiten sind einfach und relativ kostengünstig zu realisieren. Eine Wallbox dieser Leistung mit Lastausgleich ist aber noch zusätzlich mit bis zu 1.000 Euro einzukalkulieren. […]
In Deutschland ist eine Treibjagd gegen die eigene Spitzenindustrie im Gang, wie sie wohl in fast keinem anderen Land möglich wäre. In der Diskussion über Manipulationen der Abgaswerte, die Vor- und Nachteile der Dieseltechnologie und mögliche Fahrverbote ist längst jedes Mass und jede Vernunft verloren gegangen. Man könnte meinen, Politik und Medien hätten sich vorgenommen, die Autobranche möglichst schwer zu beschädigen. Dabei steht Deutschlands Vorzeigesektor für 8 Prozent der Wirtschaftsleistung, beschäftigt direkt 820 000 und indirekt sogar 1,8 Millionen 11Menschen – von assoziierten Arbeitsplätzen ganz zu schweigen. In den Diskussionen finden Kosten und Nutzen von Massnahmen viel zu wenig Beachtung: Es fehlen die Preisschilder. Kampf gegen das Auto – koste es, was es wolle?
Kunden halten die Treue
Zum Crash hat ein kollektives Versagen von Politik und Autokonzernen geführt. Dennoch haben sich die Kunden von den deutschen Herstellern nicht abgewendet, nicht einmal vom Volkswagen-Konzern. Die deutsche Regierung hatte bereits im vergangenen Jahrzehnt einer starken Verschärfung von Grenzwerten für die Luftqualität zugestimmt, die seit 2010 in der EU gelten. Dass diese nicht eingehalten werden können, war von vorneherein klar. Die Grenzwerte für Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft in den Städten werden seit ihrer Einführung übertroffen, allerdings mit sinkender Tendenz. Die Städte und Kommunen haben dagegen genauso wenig getan wie die Berliner Politik – am Ende gab es gegenseitige Schuldzuweisungen. Erst die juristischen Klagen der selbsternannten Umweltschützer des Abmahnvereins Deutsche Umwelthilfe haben Politik und Konzerne aufgeschreckt, weil plötzlich in zahlreichen Städten durch Gerichtsurteile Fahrverbote für Dieselfahrzeuge drohten – und inzwischen teilweise verhängt wurden.
Diese Entwicklung geschah, als die mediale Diskussion schon extrem aufgeheizt war. Ausgelöst wurde der Albtraum der Autofahrer durch den unvorstellbaren und unverzeihlichen Betrug des Volkswagen-Konzerns bei der Emission von Abgasen, der das Unternehmen inzwischen mehr als 25 Milliarden Euro gekostet hat. Der VW- und der Audi-Skandal haben in Deutschland schliesslich alle heimischen Hersteller in Verruf gebracht – Importeure wie Toyota, Ford oder Fiat dagegen erstaunlicherweise kaum. Die vollständigen Folgen sind noch nicht endgültig absehbar. Inzwischen geht es sogar der «freien Fahrt für freie Bürger» an den Kragen, und es wird tatsächlich wieder einmal über ein generelles Tempolimit gestritten.
Volkswagen hat zwar betrogen, doch alle anderen Hersteller haben sich – nach heutigem Wissensstand – an die geltenden Regeln und die herrschende Praxis gehalten. Die Fahrzeuge von BMW, Daimler, Opel und vielen anderen wurden regulär zugelassen. Dabei war weit über die Autobranche hinaus bekannt, dass die Autos die Abgasemissionen ebenso wie die Verbrauchswerte lediglich unter idealen Bedingungen auf dem Prüfstand erfüllen (müssen) und die Werte im realen Fahrbetrieb massiv höher liegen. Auch die Reduktion der Abgasreinigung unter gewissen Bedingungen war bekannt. Beides haben Politik, Medien und Öffentlichkeit über Jahrzehnte toleriert – und die Autohersteller haben sich gemeinsame Sache machend in dieser Praxis zu bequem eingerichtet. Dabei hätten die Konzerne schon viel früher damit beginnen müssen, in beiden Bereichen Verbesserungen zu erzielen. Doch das hätte die Rendite geschmälert, was die Manager scheuten. Stattdessen lassen sich Daimler, BMW, Opel und andere bis heute von Politikern und Journalisten als Betrüger beschimpfen, ohne sich dagegen zu wehren.
Diskussion über das falsche Problem
Insofern ist es kein Wunder, dass auch die Folgediskussionen von den Anklägern der Autoindustrie dominiert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Debatte über die Höhe des Grenzwertes von 40 Mikrogramm (µg) Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. In Deutschland dreht sich die ganze Debatte um Stickstoffdioxid, obwohl Feinstaub für Menschen als viel gefährlicher gilt. Laut Umweltepidemiologen stirbt ein Durchschnittsbürger mehrere Lebensmonate früher durch die Feinstaubbelastung, die in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern allerdings nicht sehr hoch ist. Die Verkürzung der Lebenszeit durch Stickstoffdioxid beträgt hingegen deutlich weniger als einen Tag. Die öffentliche Debatte betrifft also das falsche Problem, und Aktivisten schocken die Menschen mit ebenso horrenden wie abstrusen Zahlen über angeblich durch Stickstoffdioxid ausgelöste Todesfälle.
In wenigen Jahren wird das Reissen der Grenzwerte kein Thema mehr sein. Doch dann werden die Schwellen von der EU vermutlich wieder gesenkt.
Generell gilt für die Schadstoffbelastung natürlich: je weniger, desto besser. Es gibt allerdings weder für Feinstaub noch für Stickstoffdioxid medizinische Schwellenwerte, ab denen keine Gesundheitsgefährdung mehr besteht. Entsprechend räumen auch Umweltepidemiologen ein, dass der Grenzwert von 40 µg auf pragmatischen und politischen Erwägungen beruht, zugespitzt könnte man auch von willkürlichen Werten sprechen. Ein geringfügig niedrigerer oder höherer Wert von beispielsweise 30 µg oder 50 µg würde das Gesundheitsrisiko der Bürger ganz geringfügig verringern oder erhöhen. In den USA liegt ein entsprechender Grenzwert bei 103 µg. Die massiven Forderungen – teure Nachrüstungen für Dieselfahrzeuge und das Verhängen von Fahrverboten –, die einer Enteignung von Besitzern der betreffenden Fahrzeuge gleichkommen, erscheinen aus dieser Sicht völlig unverhältnismässig. Genauso gut könnte man zum Schutz der Bürger ein totales Rauchverbot für jedermann verhängen (Rauchen ist ein viel grösseres Gesundheitsrisiko für die Menschen) oder die Höchstgeschwindigkeit in Städten generell auf 20 Kilometer pro Stunde senken.
Erst der Blick auf noch extremere Massnahmen verdeutlicht, dass in der Debatte über Grenzwerte und Fahrverbot die Verhältnismässigkeit fehlt und oft kein Preisschild an diskutierte Massnahmen gehängt wird. Zudem sollte man viel stärker über andere Möglichkeiten sprechen, um die Belastung der Menschen in den Städten durch Feinstaub und Stickstoffdioxid zu verringern. Dazu gehört die Einführung einer City-Maut, die Verteuerung von Parkraum, die Umrüstung der Fahrzeugflotten der Städte und Kommunen auf umweltfreundlichere Antriebe, der Ausbau von Park-and-ride-Angeboten, die generelle Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, die Verflüssigung des Stadtverkehrs durch die Optimierung von Ampelsystemen oder der Bau von Umgehungsstrassen. Vor allem grünen Politikern sind aber etwa die letzten Punkte ein Graus, weil man Autos durch miserable Ampelsteuerungen lieber aus der Stadt vertreiben und beim Bau der Umgehungsstrasse ein Stück Wiese schonen will.
Der Diesel ist inzwischen sauber
Die hysterische Diskussion und der Dauerbeschuss des Diesels führte dazu, dass der Anteil der Selbstzünder bei Neuzulassungen von knapp 50 Prozent im Jahr 2015 inzwischen auf etwa 33 Prozent gesunken ist. Damit droht das Aussterben des Dieselmotors, einer deutschen Spitzentechnologie. Die Entwicklung ist absurd, weil das Image der Technologie beschädigt, der moderne Diesel inzwischen aber sauber ist. Laut den unverdächtigen Testern des ADAC erfüllen alle bis jetzt im realen Fahrbetrieb gemessenen Diesel der Abgasnorm «Euro 6d Temp» die Anforderungen bei den Stickoxiden und liegen mit Ausnahme eines japanischen Modells alle deutlich unter dem Grenzwert von 80 µg.
Die Diskussion ist umso absurder, wenn man bedenkt, dass die Grenzwerte für den Ausstoss von Kohlenmonoxid und Stickstoffdioxid in den vergangenen Jahrzehnten bereits zwischen gut 60 Prozent und über 80 Prozent für Benziner und Diesel gesunken sind. Entsprechend fällt die mittlere Stickstoffdioxidbelastung selbst an viel befahrenen Strassen wie der Friedberger Landstrasse in Frankfurt seit 17 Jahren kontinuierlich. Dies ist ein genereller Trend in deutschen Grossstädten. In wenigen Jahren wird das Reissen der Grenzwerte kein Thema mehr sein. Doch dann werden die Schwellen von der EU vermutlich wieder gesenkt.
Das Diesel-Debakel ist nicht nur für die Autokonzerne dramatisch, weil sie dadurch die CO2-Vorgaben der EU nicht werden einhalten können, was erhebliche Strafzahlungen zur Folge haben wird, die letztlich wieder auf die Kunden abgewälzt werden. Diesel verbrauchen etwa 15 Prozent weniger Sprit, wodurch sie entsprechend weniger CO2ausstossen. Es ist genau aus diesem Grund auch schädlich für die Erreichung der Klimaziele. Das gilt umso mehr, als Elektroautos bei den Käufern noch keinen Kredit haben. Deutschland sollte seine Spitzentechnologie deshalb nicht beschädigen oder gar verdammen, sondern Kosten und Nutzen von erörterten Massnahmen in Einklang bringen und den Konzernen helfen, in der Erfolgsspur zu bleiben.
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Das Märchen von der Luftverschmutzung in deutschen Städten:Hier klicken
Die Leitindustrie mit ihren 830 000 Beschäftigten steht unter immensem Druck. Da ist nicht nur die abflauende Konjunktur, sondern da sind auch die strengen europäischen Vorgaben zum CO2-Ausstoss. Sie sind nur zu erfüllen, wenn viel mehr Elektroautos verkauft werden. Die Zellen für die Elektrobatterien beziehen die deutschen Hersteller heute ausschliesslich von Produzenten aus Asien. Immerhin baut der chinesische Konzern CATL in Erfurt eine Fabrik für Batteriezellen, für die ihm BMW eine Abnahmegarantie gegeben hat. Berlin ist aber der Ansicht, dass man der Industrie nachhelfen müsse. Über das erste konkrete Projekt ist nun aber ein Streit entbrannt. Er illustriert zugleich, wo der grosse Vorteil privaten Unternehmertums liegt: Man muss nicht alle Interessengruppen einbinden und Mehrheiten finden, sondern kann einfach loslegen.
[…]
Worum geht es? Die deutsche Regierung hat es sich in den Kopf gesetzt, dass das Land auf der ganzen Wertschöpfungskette der Elektrobatterie präsent sein muss – ein fragwürdiges Ziel, da Autarkie selten ein guter Ratgeber ist. Die Forschungsministerin Anja Karliczek von der CDU hat jedenfalls sechs Standorte eingeladen, sich um eine Batterieforschungsfabrik zu bewerben. Hier geht es also nicht um eine «Gigafabrik» mit enormen Stückzahlen, für die Wirtschaftsminister Peter Altmaier Subventionen von 1 Mrd. € frei machen will. Vielmehr steht die Erforschung von Produktionsverfahren und Anlagen für Batteriezellen der Zukunft im Vordergrund. Der Industrie solle so ein Innovationsvorsprung bei neuen Material- und Batteriezellenkonzepten ermöglicht werden, heisst es.
Unlängst hat Karliczek bekanntgegeben, wohin ein Grossteil der 500 Mio. € an Fördergeldern gehen soll: Es ist die Stadt Münster mit dem entsprechenden Forschungscluster. Seither hagelt es jedoch Kritik. Das hat damit zu tun, dass Karliczeks Wahlbezirk sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Münster befindet. Die geplante Anlage für das Batterierecycling soll sogar in Ibbenbüren gebaut werden, das zu ihrem Wahlkreis zählt. Dort steht auch ein Steinkohlebergwerk, das im August 2018 als zweitletztes in Deutschland stillgelegt wurde. Karliczek trat bei der Entscheidung zwar in den Ausstand. Trotzdem hat der Entscheid in den Augen der unterlegenen Städte ein «Gschmäckle».