… die in den Wochen zuvor im Abstand von wenigen Tagen politische Stimmungsbilder der Länder veröffentlicht hatten, in der Kritik. Wie schon beim Brexit in Großbritannien, der Wahl Donald Trumps in den USA oder – etwas weniger drastisch – bei der Bundestagswahl 2017 haben die Umfragen zu den Wahlabsichten in Ostdeutschland daneben gelegen.
Keine der rund ein Dutzend Wahlumfragen verschiedener Institute sah die AfD so stark, wie sie am Ende abschnitt: bei 23,5 Prozent. Fast alle dagegen überschätzten die Grünen, zuletzt – erneut – die Forschungsgruppe Wahlen, die der im Osten traditionell schwachen Partei 14,5 Prozent einräumte. Am Ende blieb es bei 10,8 Prozent.
Auch in Sachsen überschätzte die große Mehrzahl der Umfragen die Grünen und unterschätzte die AfD. Demoskopen deshalb Wunschdenken vorzuwerfen, wäre so simpel wie falsch.
Dennoch ist die Frage nicht mehr länger nur: Wie sehr beeinflussen und verstärken Umfragen die politische Stimmung des Landes? Sondern viel eher: Wie glaubhaft sind sie? Und: Warum sind sie – trotz soziologisch bewährter Methoden – so fehleranfällig?
[…]
Einzelne Institute scheinen bestimmte Parteien zu bevorzugen und andere zu benachteiligen. Zwei Beispiele: Insa sprach der AfD im Bundestagswahlkampf stets eine größere Popularität zu als andere Institute – und behielt recht. Forsa sah die Union meist bei höheren Werten als die Mitbewerber – am Ende eine Fehleinschätzung. […]
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In der Korrekturnotwendigkeit von Umfragen liegt ein hohes Manipulationspotential für unsere Hexenmeister der Umfrageinstitute.
… ist immer Vorsicht angebracht: Stichprobengrösse, Fehlermarge und weitere methodische Entscheide wirken sich auf die geschätzten Werte für die Parteien aus.
So beginnt ein wichtiger Artikel der NZZ, den Sie unbedingt lesen sollten:
Bei der Europawahl kamen in Deutschland die Grünen der Union gefährlich nah, sie waren erstmals zweitstärkste Kraft. Nun liegen sie in Umfragen «erstmals vor der Union» – so titeln viele Medienhäuser am Donnerstag und Freitag. Doch stimmt das? Oder liegen die Grünen mit der Union «etwa gleichauf», wie andere schreiben?
Betrachtet man lediglich die auf Grundlage der Antworten aus einer Stichprobe von 1500 Wahlberechtigten geschätzten Werte, so liegen die Grünen in der ARD-Umfrage tatsächlich vorn. 26 Prozent der Befragten gaben an, sie würden die Grünen wählen, wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl. 25 Prozent wollten eine der beiden Unionsparteien wählen.
Selbstverständlich existiert in Deutschland Meinungsfreiheit.
Allerdings ist diese Meinungsfreiheit mit Risiken verknüpft. Dem Risiko der Ausgrenzung zum Beispiel. Dem Risiko der plakativen Benennung. So ist mein Blog „rechts“ und wird deshalb von dem Aachener Regionalblättchen AN nicht beachtet. Auch, wenn ich den Chefredakteur direkt anschreibe, wenn es um Aachener Themen geht.
Aber auch „gute“ alte Bekannte wollen mit mir so richtig keinen Kontakt mehr haben. Mein Hinweis an einen Redakteur – ehemaliger Golfkumpel und nahezu Freund von mir – jetzt also Redakteur für Plasbergs „Hart aber fair“ – Plasberg=Uraltbekannter von mir -, dass ich eine kleine, aber feine und vor allem erkenntnisreiche Kolumne: Hier klicken – für die Achse des Guten schreibe, stieß auf …. Dürres SCHWEIGEN und Kontaktwegfall.
Eigentlich schade, denn Journalisten sollten für Erkenntnis offen sein. Sind sie in diesen Zeiten Richtung DDR 2.0 aber durchaus nicht. Vor allem, wenn sie mit ihrem Journalismus Geld verdienen, sprich von Geldgebern abhängig sind.
Dass da der Normalbürger vorsichtig nach rechts und links schaut, bevor er etwas womögliches „Gefährliches“ sagt:
Wen wundert es?
Es ist mal wieder bleierne Zeit.
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Eine Studie offenbart einen erschreckenden Trend:
Über Themen wie Flüchtlinge und den Islam, aber auch Patriotismus
oder Gendersprache redet die Mehrheit der Deutschen nur noch privat. Das erinnert an totalitäre Gesellschaften.
In diesen Tagen der Feiern zum 70-jährigen Bestehen unseres Grundgesetzes geschehen wundersame Dinge. Da agiert ein Verfassungsrichter mit dem Mikro in der Hand wie ein Stand-up-Comedian zur besten Abendsendezeit. Andreas Voßkuhle erklärte einem staunenden Publikum, choreografiert von einer dauerlächelnden Sandra Maischberger, wie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe so arbeitet. Schöne Welt des Rechts.
Doch bevor dann auch noch der Bundespräsident in der ihm unnachahmlichen Art sprach, veröffentlichte die „FAZ“ eine erschreckende Studie des Allensbach-Institutes: Die Mehrheit der Deutschen empfindet, dass der Raum der Meinungsfreiheit enger und kleiner wird.
Zwei Drittel der Bürger sagen demnach, man müsse sehr aufpassen, zu welchen Themen man sich öffentlich äußere. Dazu gehören eindeutig die Flüchtlingsfrage und Muslime und der Islam. Aber auch bei Themen wie Homosexualität, Patriotismus und Gendersprache müsse man vorsichtig sein.
Ein neue Studie des Allensbach Instituts für die „FAZ“ zeigt, dass weniger als ein Drittel der Menschen sich in der Öffentlichkeit frei äußert. Im Internet sogar noch weniger.
Doch zugleich kann das Unwohlsein, das von den Befragten deutlich empfunden wird, einem übereifrigen Tabuisierungsdruck geschuldet sein, der aus volkserzieherischen Gründen von Politik und Medien ausgeübt wird, als sei das Volk dumm und rückständig. In dieser Umfrage drückt sich eine tiefe Bevormundungssorge der Gesellschaft aus.
Gerade weil die Deutschen gut informiert sind, lassen sie sich nicht in ihrer Skepsis unter Verdacht stellen und als „rechts“ und „gestrig“ abstempeln.
Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Sie steht so schön auf dem Papier, aber in der Praxis verlangt sie von allen Beteiligten enorme Disziplin und Toleranz. Man muss sie üben, man muss sie wollen – und aushalten. Schreie und Verbote sind da viel bequemer. Erinnern wir uns nur an die Kabalen um die Kopftuch-Konferenz an der Frankfurter Universität. Doch nicht nur in der akademischen Welt greift der Rigorismus und Separatismus um sich.
Viele der Befragten resignieren und ziehen es ostentativ vor, in der Öffentlichkeit den Mund zu halten und nur noch mit Freunden und Familie privat zu diskutieren. Das ist eine akute Bedrohung der Zivilgesellschaft. Nur noch in den eigenen vier Wänden seine Gedanken zu äußern, kennen wir aus repressiven, totalitären Gesellschaften.
Eine solche Studie an einem Jubiläumstag wie diesem ist wie ein Paukenschlag. Sie zeigt, dass unsere Demokratie nicht gefeit ist, in einen Sozialismus light abzugleiten.
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Es gibt durchaus auch andere Meinungen.
Zum Beispiel die der ZEIT:
Angenommen, es ginge in der jüngsten Umfrage des Allensbach-Instituts um den Straßenverkehr: 58 Prozent der Befragten geben an, in „einigen“ Situationen „vorsichtig“ zu fahren, in Tempo-30-Zonen etwa oder im Stadtverkehr. 20 Prozent passen sogar in „vielen“ Situationen ganz besonders auf. Lässt sich daraus schließen, dass die freie Mobilität in Gefahr ist? Trauen sich die Deutschen nicht mehr aus dem Haus, wo sie sich frei bewegen können, ohne erhöhte Vorsicht walten zu lassen? Gewiss nicht.
Nun geht es in besagter Umfrage nicht um den Straßenverkehr, sondern um die Meinungsfreiheit. 58 Prozent der Befragten geben an, in der Öffentlichkeit mit Kommentaren zu „einigen“ Themen „vorsichtig“ zu sein, 20 Prozent sind es bei „vielen“, während sie sich zu Hause mehrheitlich vollkommen frei fühlen, zu sagen, was sie denken. Renate Köcher von Allensbach folgert daraus in ihrer Präsentation der Studie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am vergangenen Donnerstag, dass der Raum für freie Meinungsäußerungen schrumpfe. Es gebe immer mehr „Tabugebiete“. Ist die Meinungsfreiheit in Gefahr?
Großes Hallo im Netz und in der Presse: „DDR 2.0“! (der rechte Blog Tichys Einblick), „Sozialismus light“ (Die Welt). Sofort und sehr, sehr besorgt berichtete der russische Propagandakanal Russia Today (das „Spektrum des öffentlich Sagbaren“ werde immer kleiner), während es aus der AfD vergnügt raunte, da komme „noch einiges auf uns zu – nur, wir dürfen darüber ja nicht reden“.
Worüber nun trauen sich die Deutschen laut Allensbach nicht, frei zu sprechen? „Allen voran gehört das Flüchtlingsthema für die große Mehrheit zu den heiklen Themen, bei denen man mit Äußerungen ‚vorsichtig‘ sein sollte, gefolgt von Meinungsbekundungen zu Muslimen und dem Islam. Auch die Nazizeit und Juden gehören für die Mehrheit zu den heiklen Themen.“
Das ist wenig überraschend. Nur: Was spricht dagegen, seine Worte mit Bedacht zu wählen, wenn es um sensible Fragen geht, um kulturelle und religiöse Konflikte, um die Schicksale von Geflüchteten, um die NS-Geschichte? (Ja, und die Juden natürlich – ganz „heikel“!) Was spricht dagegen, Rücksicht zu nehmen, wie mit dem Auto im Stadtverkehr oder in der Tempo-30-Zone?
Das Beispiel mit der Fußgängerzone zieht nicht! Es hinkt nicht nur, es ist schlicht und unsinnig. Höflichkeit, Respekt und Anstand sollten nicht an die Meinungsfreiheit gebunden sein. Sie sollten generell gelten. Aber: Auch ein Rüpel kann seine Meinung rüpelhaft äußern. Solange Strafgesetze nicht gebrochen werden, ist die Form egal. Das Thema sowieso.
Die „Vorsicht“ gibt es. Das ist nicht gut. Das geht in Richtung DDR 2.0.
Oder haben wir sie bereits?
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Was ich persönlich bereits oft angemerkt habe, dass sehr viele Menschen zwar eine Meinung, aber keine Ahnung von/zu dem Thema haben, von dem sie sprechen. Das fällt dann eher unter die Rubrik „Glaube“. und der ist ja auch frei.
Schauen Sie sich auch die Parabel vom Grundgesetz an:Hier klicken
Die Meinungsforscher von Forsa sehen den Grund in den jüngsten Vorstößen des Juso-Chefs. Sowohl die Union als auch die CDU-Vorsitzende legen hingegen zu.
Seit knapp einer Woche diskutiert Deutschland kontrovers über die Kollektivierungsthesen des Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert. Diese Debatte scheint der SPD nicht unbedingt geholfen zu haben. Denn im aktuellen RTL/n-tv-Trendbarometer von Forsa verlieren die Sozialdemokraten zwei Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche und kommen nur noch auf 15 Prozent.
=== > Nicht unbedingt geholfen: Ein schöner Euphemismus für
Obwohl die Zahl der Asylbewerber sinkt, wachsen bei den Deutschen die Vorbehalte gegen Asylsuchende. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen „Mitte-Studie“, einer repräsentativen Reihenuntersuchung, mit der alle zwei Jahre rechtsextreme Einstellungen und „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ gemessen werden.
Hatten sich 2014 noch rund 44 Prozent der Befragten negativ über Asylsuchende geäußert, so stieg dieser Wert während der sogenannten Flüchtlingskrise von 2016 auf 49,5 Prozent. Als die Forscher im Februar 2019 ihr jüngste Befragung abschlossen, stellten sie fest: die Zahl derjenigen, die sich abwertend über asylsuchende Menschen äußern, war mit 54,1 Prozent so hoch wie nie seit Beginn der Untersuchungsreihe im Jahr 2002.
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Aus dem Vorwort der Studie:
[…] Leider müssen wir anhand dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit rechtsextremen und menschenfeindlichen Einstellungen in unserer Gesellschaft auch festhalten, dass rechtsextreme, -populistische und demokratiefeindliche Einstellungen und Tendenzen in der Mitte tief verwurzelt sind und die Normalisierung rechter Einstellungen sich immer mehr in der Mitte festschreibt und verfestigt. Der viel zitierte Rechtsruck zeigt sich deutlich, wenn wir zum Beispiel anhand der neuen Mitte-Daten auf die Anschlussfähigkeit neurechter Themen schauen, auf die Radikalisierung von rechtspopulistischen Gruppierungen oder auch auf die Verbreitung von Verschwörungsmythen und damit einhergehender kompletter Ablehnung vorher anerkannter Wissensquellen, sei es Wissenschaft, öffentliche Bildung oder die etablierten Medien.
Die Gleichzeitigkeit von Demokratiebefürwortung und dem Anwachsen antidemokratischer und autoritärer Orientierungen, die Spaltung und Polarisierung, die wir in der vorliegen-den Mitte-Studie beschreiben – zwischen Demokratiemisstrauischen und Engagierten, zwischen Ost und West, Alt und Jung, sind nicht nur ein theoretisches Problem, sondern greifen ganz praktisch in unser aller Zusammenleben ein. Wie erreichen wir diese Menschen, die Demokratie wollen, aber dies in der Praxis anders leben? Haben wir alle die gleiche Idee davon, was Demokratie ist? Gerade die FES als gemeinnützige Institution der politischen Bildung muss darauf mit Sorge und Mahnung reagieren, mit Aufklärung, Bildung, Empow-erment von Zivilgesellschaft und eben mit Forschung – und die Mitte-Studien sind Teil dieses Versuches, öff entliche Diskurse und Debattenkultur faktengestützt und vernunftgeleitet mit zu gestalten. […]
Die SPD befindet sich im Umfragen-Aufwind: Nach einer Umfrage des Insa-Instituts gewinnen die Sozialdemokraten im für die „Bild“-Zeitung ermittelten „Meinungstrend“ 2,5 Prozentpunkte hinzu. Damit kommen sie nun auf 18 Prozent. Sie lösen die Grünen als zweitstärkste Kraft ab, die gleich 3,5 Prozentpunkte fallen und nun nur noch auf 15 Prozent kommen.
Auch die Union verbessert sich – um einen halben Punkt auf 30 Prozent. Damit hätte die große Koalition erstmals seit Juni 2018 wieder eine knappe parlamentarische Mehrheit. In den vergangenen Monaten war diese besonders durch die schlechten Umfrageergebnisse der SPD in weiter Ferne geraten – teilweise war die Partei auf 13 Prozent abgerutscht. Bei der Bundestagswahl 2017 war die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Martin Schulz auf ein historisch schlechtes Ergebnis von 20,5 Prozent gekommen.
Die Linke verliert im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt und sinkt auf 9,5 Prozent. Die AfD (14 Prozent) hält ihren Wert. Die FDP (9 Prozent) verbessert sich um einen halben Punkt. Damit käme eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen auf 54 Prozent. Die sonstigen Parteien kommen zusammen auf 4,5 Prozent (plus 1 Punkt).