Rheinische Post: Prometheus wird oft als der große Menschenfreund angesehen, weil er uns das Feuer brachte. Doch da er damit gegen ein strenges Verbot verstieß, wurde er von den Göttern, namentlich von Zeus, grausam bestraft – an den Kaukasus gefesselt und täglich von einem Adler gequält. Hingegen fragen wir – aus heutiger Sicht – ist die Gabe des Feuers wirklich so heilbringend gewesen?
Sloterdijk:Der Zorn der Götter wurde nicht nur durch die Übertretung des von Zeus erlassenen Gesetzes erregt, er bezog sich auch auf die Tatsache, dass mit dem Feuer ein Teil der vormals herrschenden titanischen Energien den Menschen in die Hände fiel. Man vergesse nicht, die Olympier sind Götter zweiter Generation, ihr Regime war erst nach schweren Kämpfen durch die Entmachtung der älteren, der titanischen Kraft- und Gewalt-Götter errichtet worden. Mit Prometheus, der das Feuer vom Himmel stiehlt und den Menschen weiterreicht, kommt ein epochales Spiel mit einer mysteriösen Naturgewalt auf – eine Zündelei, deren Konsequenzen wir inzwischen vom gewaltträchtigen Ende her beobachten. Es war keine bloße Bildungsrhetorik, wenn nach dem Ersten Weltkrieg die Redeweise von einem neuen Zeitalter des Titanischen aufkam, etwa bei Ernst Jünger; auch dass man eines der größten Schiffe, die je gebaut wurden, bereits 1912 Titanic genannt hatte, spricht deutlich für den Geist und die Stimmung der Zeit. Man ließ die pure Maßlosigkeit vom Stapel laufen, einen schwimmenden Palast, der unterwegs mehr als 600 Tonnen Kohle täglich hätte verzehren sollen. Und wenn man heute seit einer Weile vom Anthropozän spricht, sollte den meisten, die mit dem Ausdruck hantieren, klar sein, dass in der Sache ein Pyrotechnozän gemeint ist.
„Deutsche Außenpolitik ist werteorientiert und interessengeleitet“.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat der Leitsatz deutscher Diplomatie wieder Konjunktur. Doch er gilt nicht nur als Grundsatz deutscher Außen- und Sicherheitspolitik, sondern hat zunehmend auch Einfluss auf Handelsbeziehungen – und scheint nicht immer leicht umsetzbar zu sein. Klaus von Dohnanyi hat sich mit seinem neuen Buch „Nationale Interessen“ positioniert: Auf „Wertegemeinschaften“ oder „Freundschaften“ könne man nicht vertrauen, Deutschland und Europa müssten vielmehr offen ihre eigenen, wohl verstandenen Interessen formulieren und mit Realismus verfolgen. In einer Welt des rapiden machtpolitischen und technologischen Wandels fordert er eine strategische Neuorientierung für unser Land.
Sind Werte und Interessen wirklich unvereinbar?
Welche Strategie ist in Krisenzeiten die richtige?
Die PolitologinJana Puglierin ist eine der bekanntesten Analystinnen deutscher Außenpolitik. Seit der russischen Invasion kommentiert sie die deutsche Zeitenwende und entwickelt Strategien für Deutschlands sicherheits- und verteidigungspolitische Ausrichtung.
Das Interview am G7-Gipfel in Japan (Hiroshima) mit Olaf Scholz
Beachten Sie die Unsicherheit des deutschen Kanzlers gleich zu Beginn des Ausschnitts der Sendung „Berlin direkt“des ZDF und das nachfolgende, für mich erschütternde Fazit des ZDF (Quelle beider Videoausschnitte). Der Ampeltod ist nur noch eine Frage der Zeit, wenn der Mainstream bereits in dieser Form berichtet. Ohne Framing berichtet, was ist.
Die Unsicherheit des Bundeskanzlers wird im Verlauf des Interviews immer wieder deutlich. Die vielen Allgemeinplätze verstärken das Gefühl des Zuschauers, dass es wenig Inhalt aber viele ´Füllfloskeln` gibt.
Der Mann kann es nicht!
Das zeigt sich auch im zweiten Teil des Interviews, das in einem separaten Artikel gezeigt wird.
… steht die Phase der Entscheidung in der Ukraine unmittelbar bevor. Nach brutalen Schlachten im Sommer, heißt es, werde eine allgemeine Ermattung einsetzen. Und dann, 2024 wolle der Westen auch noch die Waffenlieferungen drastisch zurückfahren. …
Der Krieg in der Ukraine dürfte in diesem Sommer seinen Kulminationspunkt erreichen. Er wird noch brutaler und blutiger werden als bisher. Der australische Ex-General Mick Ryan spricht davon, dass die Russen „Tötungszonen“ aus groß angelegten Minenfeldern, Panzergräben und „Drachenzähnen“ für die ukrainischen Streitkräfte anlegen, um sie gezielt während der Angriffe hineinzulocken.
Die Phase der Entscheidung steht nach übereinstimmender Meinung zahlreicher westlicher Diplomaten unmittelbar bevor. Sie wird bis etwa Ende Oktober dauern, abhängig auch davon, wann die Regenzeit mit schlammigen Böden einsetzen wird. Je nach Ausgang der geplanten ukrainischen Gegenoffensive wird sich dann im Herbst und Winter entscheiden, wie es weitergeht. „Alles hängt an dieser Gegenoffensive“, sagt der frühere Nato-Vizechef Alexander Vershbow.
*Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Russland, Ukraine, USA“ ist, zitieren wir den Text und einen Auszug der Leserkommentare als PDF. Verweise und alle Kommentare der Leserschaft lesen Sie, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage für 1 € testen. Achtung: Die Schnupperangebote können sich ändern!
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Es ist eine Folge der Zerstörung der Energie-Infrastruktur in der Ukraine durch Russland: Kiew hat zahllose Dieselgeneratoren aus Deutschland erhalten, um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten. Doch den Treibstoff für die Geräte kauft die Ukraine beim Kriegsgegner Russland – auf dem Umweg über den EU-Staat Bulgarien.
Er wies auf die Luftverschmutzung durch Dieselgeneratoren hin, lobte jedoch, dass mit ihnen eine dezentrale Energieversorgung in Krisenzeiten möglich sei.
Das Problem sei der Treibstoffmangel, der mit Käufen in Russland behoben werden müsse. Im vergangenen Jahr habe die Ukraine von dort Diesel im Wert von 800 Millionen Euro bezogen – tausendmal mehr als in der Vorkriegszeit. An den Geschäften mit den Generatoren hätten sich zudem Regierungsmitglieder in Kiew bereichert.
Die 3 Top-Kommentare zu „Dank deutscher Lieferung von Generatoren: Ukraine kauft für 800 Millionen Euro Diesel in Russland“
Alpensturm, 17.Mai 2023 um 11:40 Uhr
🤔 Selensky unterstützt Putin mit Deutschen Geld, während die Deutschen in die Armut rutschen. Ich wünsche der Amerikanischen [Sowjet-]*Republik Deutschland viel Glück für die Zukunft.
x, 17.Mai 2023 um 11:22 Uhr
Der „grosse“ Führer Selenskyj, laut Mainstream eine Lichtgestalt der westlichen „Werte“, kündigte die Zerstörung von russischen Ölleitungen nach Ungarn an. Denn man kauft nicht bei Russen. Wenn sich aber ein guter „Schnitt“ fürs eigene Portemonnaie abzweigen lässt, organisiert man völlig ungeniert Treibstoff vom pöhsen „Putin“.
Kammerjäger, 17.Mai 2023 um 11:49 Uhr
Hauptsache, einige Funktionäre konnten sich ein Stück des Kuchens auf den eigenen Teller schaufeln. Offenbar herrscht trotz Krieg in der Regierung courant normal.
[…] Ende Mai 1991 kamen Sobtschak und Putin auf Einladung des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft nach Deutschland. Am 24. Mai wurde die Eröffnung des neuen Domizils in Leningrad im Privathaus des Vorsitzenden des Ostausschusses, Otto Wolff von Amerongen, in Köln gebührend gefeiert. Der große Russlandkenner Otto Wolff fand Gefallen an der Zusammenarbeit mit den deutschlandfreundlichen Leningradern. Als Sobtschak vier Monate später wieder mit Putin nach Deutschland fuhr, organisierte er ein Spitzentreffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl, bei dem Putin als Dolmetscher fungierte. Weder Kohl noch Wolff konnten damals ahnen, welche Karriere den schüchtern wirkenden jungen Mann an Sobtschaks Seite, der kaum Charisma ausstrahlte, aber mit technischem Wissen brillierte, erwartete. […]
In westlichen Ländern, die Bundesrepublik eingeschlossen, erzeugen internationale Krisen unter Beteiligung Moskaus stets den gleichen Effekt: In Politik und Öffentlichkeit formiert sich unverzüglich ein ziemlich monochromes Meinungsbild, weitgehend frei von Nuancen und Schattierungen. Als neoimperiale Großmacht, die auch vor Gewaltmitteln nicht zurückschreckt, sitzt Russland auf der Anklagebank. Zu den wenigen Gegenstimmen zählte stets die von Altkanzler Helmut Schmidt, der daran zu erinnern pflegte, „dass Russland seit Gorbatschow nirgendwo seine Grenzen militärisch verletzt und sich nach außen friedlicher verhalten hat als jemals in zaristischen oder sowjetischen Zeiten.“[1] Jetzt hat sich ihm sein Nachfolger Helmut Kohl zugesellt, der „seitens des Westens in den vergangenen Jahren […] große Versäumnisse“ feststellt: „Die Aufbruchsstimmung in der Ukraine wurde nicht mehr klug begleitet. Ebenso hat es an Sensibilität im Umgang mit unseren russischen Nachbarn gemangelt, insbesondere mit Präsident Putin.“[2]
[…] „Niemand fühlt sich mehr sicher“, sagte der russische Präsident in seiner ersten Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007. Denn die USA hätten ihre Grenzen „in allen Sphären überschritten“ – und würden der ganzen Welt ihre eigenen Vorstellungen aufzwingen. „Nun, wem gefällt das schon?“, fragte er mit starrem Blick. […]
Außer Gerhard Schröder haben die deutschen Spitzenpolitikernicht den Hauch von Eiern. Die deutsch-russische Freundschaft war auf einem sehr guten Weg. Für die amerikanische Administrationen Obamas & Bidens war er zu gut. Deshalb wurde der Konflikt zunächst angestoßen (Bush und später Obama 2014 Maidan) dann ´ausgebaut` sowie zum Ausbruch (Biden – 24.2.2022 Russlands Angriff ist m. E. ein Präventivschlag gegen den NATO-Beitritt und dient zudem der Verteidigung der russischen Bevölkerung in der Ostukraine gegen reguläre Ukraine-Tuppen) gebracht. Doch statt Deutschlands Politiker zu Russland und dessen Sicherheitsinteressen stehen, verrät es Russland aus Opportunitätsgründen. Die hohe Politik macht den großen Wendehals Richtung USA, der aktuell m.M.n. gefährlichsten Großmacht. Steinmeier, Scholz und Konsorten leugnen die Nähe zu Russland. Nur Gerhard Schröder, der hat Mut, Mumm & Eier.
… bekommt ein Mann den Karlspreis – einen Friedenspreis –, ein Mann, der die Bevölkerung der Ukraine quasi auf Befehl der Amerikaner und ihrer Vasallen (EU) nachhaltig verheizt.
Artikel der AZ zum Karlspreis 2023 – zum Teil ohne Bezahlschranke
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Die Meinung eines Kenners der Aachener Karlspreis-Szene zum Fest Karlspreis LIVE 2023
Uralt-Oberbürgermeister (1989 – 2009) Dr. Jürgen Linden,Karlspreisdirektoriumsvorsitzender, sollte mal darüber nachdenken, vom alten Amt loszulassen. Seit Jahren geriert er sich in der Rolle des „Mr. Karlspreis“.
Vom gestrigen spärlich besuchtenKarlspreis LIVE Fest auf dem Katschhof bleiben mir die leichtgeschürzten und langhaarigen Ukrainerinnen von den Ständen der Aachener Partnerstädte (die Ukrainer hatten gleich mehrere) ein wenig in Erinnerung, die gern dem am Aachen-Reims-Stand verschleuderten Champagner zusprachen und ansonsten unter sich blieben.
Ansonsten finde ich, es ist an der Zeit, „Karlpreis“ und „Orden wider den tierischen Ernst“ zusammenzulegen. Da gibt es „Synergieeffekte“ und das Personal passt sowieso inzwischen zusammen.
Das Aachen sich unter der derzeitigenOberbürgermeisterin Sybille Keupenund ihrem Vorgänger bisher nicht einmal in die grenzüberschreitende Partnerschaft zwischen Aachen, Maastricht und Lüttich engagiert einbringt, lässt für die Zusammenarbeit mit Chernihiv in den „Themen Energie, Infrastruktur Abfallwirtschaft, Stadtplanung, Bildung und Kultur“ nichts als bloß Dienstreisen erwarten.
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Reden zur Verleihung des Karlspreises 2023 an Wolodymyr Selenskyj
+++ Die Bundesregierung plant nach einem Bericht des „Spiegels“ die größte Waffenlieferung an die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs.
In den kommenden Wochen und Monaten soll das Land demnach Waffen im Wert von rund 2,7 Milliarden Euro erhalten. Auf der Liste stünden weitere 20 Marder-Schützenpanzer, 30 Leopard-1-Panzer, 15 Gepard-Flugabwehrpanzer, 200 Aufklärungsdrohnen, vier Iris-T-Flugabwehrsysteme sowie Munition und Fahrzeuge. Seit seinem Amtsantritt hat sich Verteidigungsminister Pistorius für die weitere Unterstützung der Ukraine eingesetzt.
Die Waffenlieferung solle parallel zur Verleihung des Aachener Karlspreises an den ukrainischen Präsident Selenskyj am Sonntag verkündet werden, schreibt der „Spiegel“. Ob Selenskyj zu der Preisverleihung kommt, ist unklar.
Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, erhält am Sonntag den Internationalen Karlspreis zu Aachen. Die Auszeichnung, benannt nach Karl dem Großen, dem »Pater Europae«, wird Persönlichkeiten verliehen, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Angela Merkel hat ihn schon bekommen, Emmanuel Macron, António Guterres oder Papst Franziskus.
[…]
Bundeskanzler Olaf Scholz wird wohl in Aachen zugegen sein, der eine oder andere Minister auch. Und die Bundesregierung wird zu diesem Anlass ein neues Unterstützungspaket für die Ukraine verkünden, wie meine Kollegin Marina Kormbaki und mein Kollege Matthias Gebauer erfahren haben. Mit einem Volumen von 2,7 Milliarden Euro ist es die bislang größte Lieferung Deutschlands von Waffen, Munition und Gerät an Kiew.