Die Stimmung ist damals noch friedensorientierter, auch bei Selenskyj. Es steht zu vermuten, dass die USA sehr zügig interveniert und den Konflikt Ukraine-intern weiter angeheizt haben: Frieden war und ist bis heute nicht erwünscht. Selenskyj ist voll auf die US-Linie eingeschwenkt.
Die Berichterstattung von Frau Eigendorf ist von Vermutungen bis hin zu propagandistisch grobem Unfug durchzogen. Zum Beispiel das ´Filmen in eine Richtung` und die ´selbstgebastelten Panzersperren`, ´selbst geknüpften Tarnnetze`. Propaganda-Bilder für den verzweifelten Kampf der Ukrainer gegen die bösen Russen.
Die gezeigten Filmszenen passen nicht so richtig zum Bericht
Chmelnyzkyj ist ein Ort, nach den die Menschen aus dem Osten der Ukraine fliehen.
[…] Wolodymyr Selenskyj ist auch insofern mit Churchill vergleichbar, als man ihm vor diesem Krieg nicht viel zugetraut hätte — und weil er eine Type verkörpert. Churchill, das waren Bowlerhüte, gestreifte Hosen und Zigarren. Selenskyj, das ist der olivgrüne Pullover oder das olivgrüne T-Shirt, mit dem er ohne Jackett herumläuft: Der Mann hat keine Zeit für Anzug und Krawatte, er lebt im Luftschutzkeller. Ein wenig kann man bei ihm auch an Mosche Dajan denken, den israelischen General mit der Augenklappe. …
… Wie alle Genannten hat Selenskyj keine Zeit für Artigkeiten, es geht bei ihm immer und sofort ums Eigentliche. Bevor er jetzt nach Washington flog — eine streng geheime Operation, bei der die amerikanische Luftwaffe eine wichtige Rolle spielte —, war er in Bachmut im Donbass gewesen und hatte dort todesmutig die kämpfende Truppe besucht. Die Hand, die in Amerika Joe Biden begrüßte, hatte gerade eben Soldaten die Hände gedrückt, die unter russischem Beschuss stehen.
Wer sich (wie ich [Oliver Thränert, Zürich]) nicht mit ein für alle Mal und allseits gültigen Denksystemen zufrieden gibt, akzeptiert, dass es ganz unterschiedliche Antworten auf diese Frage geben kann. …
… Es gibt vorwiegend wirtschaftlich motivierte Konflikte; solche, in denen (territoriale) Machtinteressen eine große Rolle spielen; Konflikte, die von internen Schwierigkeiten ablenken sollen und in denen es um die eigene Identität geht; ideologische Auseinandersetzungen, und ja, religiös motivierte Konflikte. In der Debatte um die Ursachen des Ersten Weltkrieges wurde sogar die These formuliert, die beteiligten Staaten hätten ihn allesamt gar nicht gewollt, sondern seien – Schlafwandlern gleich – in ihn hineingestolpert. Da Konflikte in der sozialen Wirklichkeit und nicht in einem Reagenzglas stattfinden, können wir die einzelnen Faktoren nicht sauber voneinander trennen. Und: Konflikte entwickeln zumeist eine Eigendynamik. Sie verlaufen daher oft in unterschiedlichen Schüben. Erst stehen beispielsweise Herrschaftsinteressen im Vordergrund, im weiteren Verlauf können jedoch religiöse Differenzen wichtiger werden oder umgekehrt. Mit anderen Worten: Es gibt keine allgemeine Theorie internationaler Konflikte und es wird sie auch nie geben.
Insofern ist Vorsicht geboten, wenn ein Autor wie Huntington eine einzige Ursache für Konflikte, nämlich einen Zusammenprall von Kulturen, als vorherrschend postuliert. Auch besteht über die Definition von Begriffen wie Kultur und Zivilisation keine Einigkeit. Auf diesem wackligen Fundament ganze geografische Räume abgrenzen zu wollen, die von bestimmten Kulturen geprägt seien, ist ein nicht konsequent durchzuhaltendes Unterfangen. Erst recht, wenn Huntington behauptet, diese „Großkulturen“ stünden – tektonischen Platten gleich – in Gefahr, Bruchlinien künftiger Konflikte zu bilden.
„Wir haben die Ukrainer weder ermutigt noch befähigt, innerhalb Russlands anzugreifen“: US-Außenminister Blinken hat sich zu mutmaßlich ukrainischen Drohnenangriffen auf Ziele in Russland geäußert. Er verwies dabei auch auf die anhaltende russische Aggression.
Nach den mutmaßlich ukrainischen Drohnenangriffen auf Ziele in Russland hat die US-Regierung erklärt, sie habe Kiew nicht zu Angriffen auf Russland „ermutigt“ oder „befähigt“. Außenminister Antony Blinken sagte am Dienstag: „Wir haben die Ukrainer weder ermutigt noch befähigt, innerhalb Russlands anzugreifen.“ Es sei jedoch wichtig, zu verstehen, „was die Ukrainer tagtäglich durch die anhaltende russische Aggression erleben“.
Nach russischen Angaben wurden bei den Drohnenangriffen am Montag auf drei Stützpunkte in Zentralrussland drei Menschen getötet und zwei Flugzeuge beschädigt. Kiew hat sich bislang nicht dazu geäußert.
Auch ein Sprecher des US-Außenministeriums schrieb die Angriffe nicht ausdrücklich der Ukraine zu. Experten gehen aber davon aus, dass Kiew mit einfachen Drohnen aus der Sowjetzeit in den russischen Luftraum eingedrungen sein könnte – und nicht mit der milliardenschweren Militärhilfe seiner westlichen Verbündeten.
„Wir stellen der Ukraine das zur Verfügung, was sie auf ihrem souveränen Territorium – auf ukrainischem Boden – braucht, um gegen die russischen Aggressoren vorzugehen“, sagte Ministeriumssprecher Ned Price.
Der Außenamtssprecher lehnte es ab, einen Bericht des „Wall Street Journal“ zu kommentieren, wonach die USA die an die Ukraine gelieferten US-Raketenwerfersysteme vom Typ Himars so verändert haben sollen, dass sie nicht mehr nach Russland abgefeuert werden können.
US-Präsident Joe Biden hat öffentlich erklärt, dass er Raketen mit größerer Reichweite für die Ukraine nicht unterstütze, da er eine Eskalation befürchte, durch die sein Land in einen direkten Konflikt mit Russland geraten könnte.
Himars-Raketenwerfer können mehrere präzisionsgelenkte Raketen gleichzeitig auf Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung abfeuern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Washington im Juni vor deren Lieferung zugesichert, dass die Himars nicht für Angriffe auf Ziele in Russland eingesetzt würden.
… in der Ukraine nur verlängern – was durchaus im Interesse der USA ist – weiß mittlerweile jeder, der sich ein wenig mit der Materie beschäftigt. Oder glaubt tatsächlich irgendjemand, Russland könnte den Krieg ohne massiven Gesichtsverlust „verlieren“.
Russland geschwächt? Sicher. Russland verliert:NIEMALS!
[…] „Mit Waffen verlängert sich der Krieg“, sagt Schwarzer
Auch zum Ukraine-Krieg machte Alice Schwarzer in der Vergangenheit immer wieder den Mund auf. Im April schrieb sie mit anderen Prominenten einen offenen Brief an Kanzler Scholz, in dem sie den Stopp von schweren Waffenlieferungen an die Ukraine forderte. Ist sie nach neun Monaten Krieg noch immer dieser Meinung? …
… „Mehr denn je“, sagte Schwarzer. „Mit Waffen verlängert sich der Krieg.“ Deutschland solle humanitäre Hilfe leisten, aber auch dazu beitragen, dass bald verhandelt wird. „Man wird verhandeln, aber man kann die Toten nicht erwecken.“
Dass nicht jeder ihre Meinung teilt, ließ sich in der Sendung beobachten. Mit dem Ukraine-Korrespondenten der ARD, Vassili Golod, geriet Schwarzer in einen kurzen, aber heftigen Schlagabtausch. Schwarzer behauptete: „Der Krieg ist nicht nur ein Abwehrkrieg der Ukraine gegen Russland, sondern natürlich auch ein Stellvertreterkrieg zwischen Amerika und Russland auf ukrainischer Erde.“ Golod intervenierte. „Da sind wir im Bereich der Verschwörungsmythen angekommen“, sagte der Journalist. Die Ukraine sei „ein demokratischer Staat, der seit acht Jahren angegriffen wird“.
Schwarzer entgegnete: „Herr Kollege, bitte nicht mit einer solchen Polemik bei einer so bitterernsten Sache. Sie wollen doch nicht allen Ernstes sagen, die Aussage, dass Amerika eine entscheidende Rolle in dieser Auseinandersetzung spielt, ist ein Verschwörungsmythos.“ Golod konterte: „Es war null Polemik dabei.“ Amerika habe „erst mal gar nichts damit zu tun, dass Russland die Ukraine angreift.“
*Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Debattenkultur, Deutschland, Ukraine, Russland“ ist, zitieren wir den Text als PDF. Verweise und alle Kommentare der Leserschaft lesen Sie komplett, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage kostenlos/günstig testen.