Bereits am 23. Juli berichtete Hana Levi auf ‚JewishPress.com‘, dass der israelische UN-Diplomat Dany Danon auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem US-Kollegen Jason Greenblatt davor gewarnt hätte, dass die die iranisch gesteuerte Hisbollah den Hafen als Umschlagplatz für ihren Waffennachschub nutzt und kontrolliert. Diese Information lässt sich durch zahlreiche weitere Quellen bestätigen, etwa auch durch die ‚Washington Post‘ vom 6.8. („A vast store of explosives…“), die von der Kontrolle des Beiruter Hafens durch die Hisbollah spricht.
Es ist weiterhin bekannt, dass die vom Iran gelenkten Terroristen genau diesen Stoff, der in Beirut hochging, auch in Europa lagerten, offenbar zur Vorbereitung von Anschlägen (siehe z.B. The Telegraph‘, 9. Juni, „Iran-linked terrorists caught stockpiling explosives in North-West London“). Die britischen Behörden bekamen diesen Tipp übrigens vom Mossad. Auch in Süddeutschland soll es entsprechende Lager geben (siehe Schwäbische Zeitung‘, 6.8., „Hunderte Kilo Ammoniumnitrat in Süddeutschland?“) – diese Information scheint aber bislang ungesichert. Allerdings lagert die Hisbollah bekanntermassen fast weltweit Sprengstoffe (siehe ‚Atlantic Council‘, 7.8., „Ammonium Nitrate didn’t belong to Hezbollah, but…“).
Natürlich wird die Hisbollah nicht ihre eigenen Vorräte in Beirut hochgehen lassen. Aber sie ist zumindest indirekt mitschuldig an der Explosion, da dieses Teufelszeug ganz offensichtlich mit ihrem Wissen und ihrer Billigung dort gelagert wurde. Unbestätigten Berichten zufolge verhinderte sie sogar den Abtransport.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der Explosion um einen Unfall handelte, ist allerdings hoch – das Anlanden des Sprengstoffs in Beirut hatte offenbar mit chaotischen Umständen des Schiffs und der russischen Reederei zu tun (siehe Business Insider‘, 6.8., „Russian Igor Grechushkin abandoned boat with explosive cargo…“). Eine erst kürzlich getroffene Entscheidung des libanesischen Sicherheitsrates, den Zugang zu dem gefährlichen Lagerhaus mit dem Sprengstoff sperren zu lassen, führte zu Schweissarbeiten, die wiederum im selben Gebäude lagernde Feuerwerkskörper hochgehen liessen, was dann das Ammoniumnitrat entzündete.
Die ganze Geschichte geht uns mehr an …
… als auf den ersten Blick ersichtlich. Es zeigt uns wieder einmal, wie unlebenswert das Leben in zerfallenden Staaten ist (Thomas Hobbes‘ Naturzustand, der durch den Kampf aller gegen alle gekennzeichnet ist).
Wenn wir in unserem eigenen Land die Diversität so weit treiben, dass kulturelle Einheit und Sozialkapital sowie der Respekt vor Recht und Gesetz gefährdet werden, begeben wir uns auf eine abschüssige Bahn, die dort enden kann, wo der Libanon jetzt ist.
Der Libanon prosperierte mit seinem Machtverteilungsmodell der verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Maroniten, Sunniten, Schiiten, Drusen) zunächst – allerdings ist nicht sicher, ob nicht viel von diesem Erfolg den Strukturen zuzurechnen ist, die die Franzosen hinterlassen hatten. Kolonialismus hatte eben nicht immer nur negative Folgen für die Kolonie (und das war der Libanon praktisch, obwohl nur von einem Völkerbundsmandat die Rede war).
Eine libanesische Identität hatte sich eigentlich erst als zartes kleines Pflänzchen im frühen 19. Jhdt. entwickelt (interessante Lektüre in diesem Zusammenhang: die Reise Memoiren von Gertrude Bell).
Die Ursache des Zerfalls der Konstruktion ‚Libanon‘ (die durchaus Ähnlichkeiten mit Jugoslawien hatte) lagen teils in der sich entwickelnden Korruption des Regimes von El-Khoury, teils im stärker werdenden arabischen Nationalismus (Nasser begann von Ägypten aus zunehmend, Einfluss im Libanon zu gewinnen), und dann vor allem im starken Zustrom von Palästinensern. Diese hatten in Jordanien, wo sie massenhaft vertreten waren, versucht, diesen Staat zu übernehmen (im jordanischen Bürgerkrieg 1970 mit Hilfe Syriens). Dies scheiterte, und sie wurden im sog. „Schwarzen September“ von der jordanischen Armee vertrieben. Die meisten gingen in den Libanon.
Dort wirkten sie, genau wie vorher in Jordanien, als destabilisierende Kraft. So kam es zum Beginn der bewaffneten Kämpfe und zu den libanesischen Bürgerkriegen. Zwar gelang es später, die PLO aus Beirut zu vertreiben, doch die Auflösung der staatlichen Strukturen des Libanon war bereits irreparabel. Die Bürgerkriegsparteien befanden sich in einem Krieg „neuen Typs“, in dem die Parteien vom Krieg selbst lebten („the war feeds the war“). Das Ende der Kämpfe kam nur durch allgemeine Erschöpfung – die inhärenten Probleme blieben ungelöst.
Was kann der Westen tun?
Realistisch betrachtet in dieser Situation: Gar nichts.
Wir müssen uns von den illusorischen Vorstellungen freimachen, wir seien für alles mitverantwortlich und könnten überall helfend eingreifen. Letztendlich könnte vielleicht nur eine Aufteilung des Libanon – wiederum nach dem Vorbild Jugoslawiens – helfen.
Wir sehen an diesem Beispiel, wie ein Land praktisch ohne eigene Identität, ethnisch und religiös zusammengesetzt wie ein geschmackloser, nicht zusammenpassender Flickenteppich, ins Verderben läuft – schließlich zum Kulminationspunkt gebracht durch Zuwanderung.
Multikulti in seiner haarsträubendsten Form. Aber genau das ist die Idealvorstellung, die einige Nicht-mehr-zu-Rettende für Europa vorgesehen haben (siehe Cohn-Bendit, „Wenn der Westen unwiderstehlich wird“, ‚Die Zeit‘, 22.11.1991 – praktisch ein multikulturelles Manifest).
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