… und gegenseitig vorstellen, so verweist man zumeist auf seinen Beruf oder seine Tätigkeit sowie eventuell seinen Wohnort oder aus welcher Gegend oder welchem Land man stammt. Im Nahen Osten wird man dagegen sofort fragen, welchem Clan man angehört, weil damit sehr einfach Rückschlüsse auf die Stellung in der Gesellschaft gezogen werden können. Dies ist ein eindeutiges und sehr anschauliches Kennzeichen für die allumfassende Bedeutung der Clans sowie für die Tatsache, dass der Mensch allein nach seiner gesellschaftlichen Herkunft beurteilt wird.
Jeder Araber aus einem ehrbaren Clan ist stolz darauf, nachzuweisen, auf welchen Stammbaum bis hin zum Urvater (mindestens Mohamed, gegebenenfalls auch Adam oder Noah) er zurückblicken kann. Dies ist sein wichtigstes Wissen und Kapital, um sich in der Gesellschaft behaupten und sein Leben gestalten zu können.
Im Grunde handelt es sich bei den Gesellschaften im Nahen Osten bis heute weitestgehend um vaterrechtliche Stammesgesellschaften. Die unangefochtene Grundstruktur der dortigen Gesellschaften ist seit Jahrtausenden ein Flickenteppich von Clans, der das Leben und Schicksal jedes Einzelnen bis ins kleinste Detail bestimmt. Daher ist ohne ein gewisses Maß an Kenntnis dieser Strukturen, ihrer Regeln, ihrer Hierarchien, ihrer Beziehungen untereinander, ihres Einflusses auf das gesellschaftliche und politische Leben der Region und auf jeden einzelnen der dort aufgewachsenen Menschen weder ein Verständnis für die Vorgänge in der Region und die Handlungen und Mentalität ihrer Bewohner noch ein bewusster Umgang mit den von dort stammenden Menschen möglich.
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Der Autor führt den geneigten Leser in das Clan-System des Nahen Ostens ein. Um das Verhalten von Menschen, die einem Clan angehören zu verstehen, um zu verstehen, ob diese Menschen in eine demokratisch verfasste Gesellschaft „passen“, sind die Ausführungen von Wolfgang Horst Reuther sehr hilfreich.
Was tun mit Leuten, die mit wehenden Fahnen zum Kampf für den islamischen Staat aufgebrochen sind, und jetzt zurück wollen, müssen, sollen: Hier klicken.
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass man Reisende nicht aufhalten soll. Genau das wollte man damals – 2015 – mit „Sonderpersonalausweisen“ erreichen.
Heute-Nachrichten 18.2.2019, 19:00 Uhr
Es schafften dann wohl doch viele Menschen in die Kampfgebiete. Nun sind sie Gefangene. Vor allem Frauen. Die Männer sind wahrscheinlich bereits hier und haben Asyl beantragt. Ohne Papiere, ohne dass ihre vormals deutsche Staatsbürgerschaft festgestellt werde konnte: Hier klicken.
Nun sollen die verbliebenen deutschen Staatsbürger zurück nach Deutschland kommen. Sind es wirklich Deutsche – das sind die wenigsten – sollten sie hier abgeurteilt werden. Mehr als ein paar Sozialstunden wird ohnehin nicht herauskommen. Wenn überhaupt. Ich höre schon das Gerede von der schwierigen Beweislage:
Sind es Passdeutsche, sollte ihnen die Staatsangehörigkeit aberkannt werden. Dann können sie in Syrien, im Irak abgeurteilt werden. Aber auch das ist schwierig: Hier klicken.
Dort gibt es keinen Rechtsstaat?
Die Frauen mussten nicht dort hin gehen, um zu kämpfen, um die Kämpfer zu unterstützen, um ihnen Kinder zu machen.
… in Afghanistan, daher sei es folgerichtig, dass die USA vor ihrem
geplanten Truppenabzug mit ihnen verhandelten, sagte der Nahost-Experte Michael Lüders im Dlf. Ihre Verbündeten, darunter auch Deutschland, stelle dies allerdings vor große Probleme.
[…]
Die Amerikaner werden sich perspektivisch zurückziehen aus Afghanistan und Syrien.
Aber es werden dann Machtvakuen entstehen, die natürlich von anderen Akteuren gefüllt werden. Das bestehende Chaos wird sozusagen gefüllt durch andere Akteure, die dann auf anderer Ebene wiederum Unfrieden stiften. Das große Problem ist, dass die großen Kontrahenten in der Region nicht miteinander ernsthaft kommunizieren. Das betrifft insbesondere die USA und Russland, die natürlich die beiden entscheidenden externen Mächte sind, die auf diese Region Einfluss haben, und auch China.
… beschreibt Ahmad Mansour in aller Deutlichkeit am Beispiel eines Bekannten namens Nader. Wer Nader frage, was er sei, bekomme zur Antwort „Palästinenser und Moslem“, obgleich Nader schon seit Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit besitze.
Nader gebe sich als Patriarch. Er sagt seiner Frau und seinen Kindern, was sie zu tun haben. Er arbeitet schwarz und nimmt die Unterstützung der Behörden mit. Was er für seine Kinder wünsche? „Sie sollen die Ehre der Familie hochhalten. Sie sollen wissen, woher sie kommen, wissen, dass sie Palästinenser sind und sonst nichts – und auf mich hören.“ Soweit der Bürger Nader, der „mittendrin“ in einer Parallelgesellschaft lebe. Man liest diese Beschreibung eines Menschen und fragt sich: Warum sollte er sich ändern, nachdem er von Gaza nach Berlin gezogen ist? In seiner Welt ist er der Chef. Die Frau gehorcht, die Kinder respektieren ihn.
Die Männer um ihn herum sind wie er. Sein Patriarchat ist unangefochten und zweifelsfrei. Er lebt, wie er in Gaza gelebt hat – nur sicherer. Warum sollte er sich integrieren?
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Dass Ahmad Mansour einen Nerv getroffen hat, belegt die Tatsache, dass der Mann – wie viele andere Kritiker des real existierenden Islam und der Zuwanderung von Menschen, die diesen im Herzen tragen – Personenschutz benötigt.
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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) , Dr. Heinrich Bedford – Strohm forderte 2016 einen bundesweiten, einen flächendeckenden Islamuntericht.
Lesen Sie hier eine ausführliche Analyse in drei Teilen, welche die wesentlichen Aspekte des real existierenden Islam und seine „Unterrichtstauglichkeit“ betrachtet: Hier klicken
Hier die Aspekte, welche den „Prüffall“ angeblich begründen:
„Wir befinden uns in einem Kampf gegen Kräfte, die ihr globalistisches Programm der Nationenauflösung, der ethnisch-kulturellen Vereinheitlichung und der Traditionsvernichtung als die Menschlichkeit und Güte selbst verkaufen. Wir sollen uns im Dienst des Menschheitsfortschritts verdrängen lassen. Wir sollen uns als Volk und Nation in einem großen Ganzen auflösen. Wir haben aber kein Interesse daran, Menschheit zu werden. Wir wollen Deutsche bleiben“, sagte Gauland am 9. Juni 2018 in seiner Rede beim Parteitag der bayerischen AfD.
Der Wortführer der „Flügel“-Truppe (Björn Höcke) wird mit einer Äußerung zur „Einwanderungspolitik“ zitiert. Gelinge es nicht, die Weichen anders zu stellen, „dann werden wir in Deutschland und Europa einen Kultur- und Zivilisationsbruch historischen Ausmaßes, ja liebe Freunde, dann werden wir eine kulturelle Kernschmelze erleben, das wollen wir nicht und das müssen wir gemeinsam verhindern. (…) Diese auf Verantwortungsethik beruhende Einsicht existiert leider bei den Altparteien im Altparteienkartell nicht, dort will man, dass die Deutschen verschwinden, sie und ihre Kultur“. So äußerte sich Höcke am 9. September 2017 bei einer Wahlkampfrede in Berlin.
„Der Islam bedeutet Steinzeit. Wer aber in der Neuzeit lebt und Kompromisse mit der Steinzeit schließt, der landet im Mittelalter. Mit dem Islam darf es keine Kompromisse geben“, sagte Weidel im April 2017 in einem Interview des Rechtsaußenblattes „Junge Freiheit“.
Beatrix von Storch, Vizechefin der Fraktion, wird mit der Behauptung zitiert, „in den Moscheen wird gegen unsere Rechtsordnung, gegen Juden und Christen gehetzt“. Deshalb müssten „die Moscheen“ vom Verfassungsschutz überwacht werden. Von Storch hatte ihre Parolen im August 2017 bei Facebook von sich gegeben.
Ralf Özkara, von März 2017 bis April 2018 einer der Landessprecher der AfD in Baden-Württemberg, rief im Mai 2018 bei einer Demonstration, „lasst uns jetzt den Islam aus Deutschland herausschlagen. Der Islam ist ein verwesender Kadaver in unserem Land“. Özkara ist heute Referent der AfD-Fraktion im bayerischen Landtag.
Der Nachrichtendienst betont auch die Bedeutung von Höckes Auftritt bei einer Veranstaltung der „Jungen Alternative“ im Januar 2017 in Dresden. Der AfD-Mann bezeichnete das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande“ und erntete Jubel. Außerhalb der AfD löste die Rede Empörung aus. Das BfV wertet Höckes Äußerungen in Dresden als „Beleg für ein zumindest in Teilen revisionistisches und verfassungsschutzrelevantes Geschichtsbild“. […] Dass Mitglieder der Nachwuchsorganisation Höckes Dresdener Rede beklatschten, ist kein Zufall. Das BfV sieht schon im zentralen politischen Programm der Jungen Alternative, dem „Deutschlandplan“, problematische Positionen. Beäugt werden „Zielvorstellungen, die dem Prinzip der Menschenwürde entgegenstehen oder das Rechtsstaatsprinzip berühren“.
Die AfD kann mit Gelassenheit klagen.
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Zum Björn Höckes ´Denkmal der Schande`:Hier klicken
Der Deutschlandplan der Jungen Alternativen:Hier klicken
… der widersprüchlichsten Persönlichkeiten in der Beurteilung der Lage im Nahen Osten. Er will das Gute, das Richtige. Dabei verheddert er sich gnadenlos.
Dirk Müller:[…] Der Abzug der Amerikaner, ändert das irgendwas?
Jürgen Todenhöfer:Ich glaube, nein, weil Trump lediglich Bodentruppen zurückzieht, die dort nie gekämpft haben. Für mich ist das – ich war vor knapp vier Wochen in Syrien –, um das mal ganz hart auszudrücken, eine Mischung aus militärischer Niederlage, auch aus Feigheit und aus Verrat. Niederlage deswegen, weil das Ziel der Amerikaner war, den IS auszuschalten, und man hat ihn nur vertrieben. Zwei Drittel der IS-Kämpfer konnten in Syrien und im Irak entkommen, gruppieren sich neu. Im Jemen zum Beispiel gibt es inzwischen IS-Kämpfer. Der IS ist nicht geschlagen, er ist vertrieben. Das zweite Ziel war, das Assad-Regime zu stürzen, und Assad ist noch immer da. Und das dritte Ziel war, den Iran durch den Sturz des Assad-Regimes zu schwächen, und der Iran ist jetzt stärker, weil er jetzt auch in Syrien militärisch präsent ist. Das heißt, das ist strategisch gesehen eine Niederlage auf der ganzen Linie. Und dann haben wir eine feige Kriegsführung, weil eben nur Städte platt gebombt werden.
Feigheit und Verrat – so wie sich das für Donald Trump und die Amerikaner gehört.
Gut es sind 2.000 Amerikaner, die abziehen – es dauert Monate – werden. Und da steht auf einmal die ganze Sache der Koalition der Willigen auf dem Spiel. Nein, es sei sogar eine militärische Niederlage. Weil 2/3 der IS-Kämpfer entkommen konnten.
Mein lieber Herr Todenhöfer. Das tun sie immer, die IS-Kämpfer. Entweder entkommen und sich in anderen Teilen des Landes neu formieren oder Asyl in Deutschland beantragen. Ansonsten müssten die IS-Kämpfer gefangen genommen und interniert werden. Am besten in Guantanamo. Doch das will ja wohl niemand, oder? Also ich schon. Aber mich fragt ja niemand.
[…] Mit Kriegen kann man den Terrorismus nicht besiegen.
Müller:Es war nie ein Krieg gegen den Terror?
Todenhöfer: Ich glaube nicht, dass es wirklich ein Krieg gegen den Terror war. Ich habe noch den Krieg der Sowjets erlebt. Und die Sowjets haben wenigstens nicht irgendwas erzählt vom Kampf gegen den Terror, sondern sie sind einmarschiert, um eine befreundete Regierung zu stützen. Die Amerikaner haben gesagt, sie wollen den Terror dort bekämpfen. Aber dann hätten sie nicht Städte, Kabul angreifen müssen, afghanische Dörfer angreifen müssen. Weil die Terroristen waren ja nicht Afghanen, die Terroristen waren überwiegend Saudis und Ägypter. Und all diese Länder, die am Terrorismus beteiligt waren, hat man ja in Ruhe gelassen.
Ja die Sowjets, heute die Russen. Die sind nach Syrien nur deshalb einmarschiert, weil sie vom Verbündeten Assad gerufen wurden. Natürlich hat Russland/Putin auch ein Interesse am Zugang zum Mittelmeer. Doch von Menschenrechten und Systembuilding haben die Russen auch in Syrien nichts erzählt. Der Westen/Obama hat fast 5 Jahre außer dumm rum zu reden, nichts, aber auch gar nichts getan. Eine politisch-militärisch-diplomatische Fehlleistung allererster Güte.
Todenhöfer:Ich sehe die russischen Bombeneinsätze in Syrien uneingeschränkt genauso kritisch wie die amerikanischen. Nur sagen die Russen nicht, sie würden das im Namen der Menschenrechte tun.
Müller:Und das ist für Sie authentischer?
Todenhöfer: Nein. Ich finde es überhaupt schrecklich. Ich war ja wenige Tage, nachdem Ost-Aleppo gefallen war, war ich in Ost-Aleppo, und das ist einfach grauenvoll.Für mich ist die Bombardierung von Städten ein völkerrechtliches Verbrechen, egal, wer das begeht. Leider ist es die Hauptstrategie im Augenblick der USA.Aber wenn andere Länder das machen, wie zum Beispiel Saudi-Arabien oder Russland, kritisiere ich das genauso.
Ich dachte, Herr Todenhöfer wird zum geplanten Abzug der Amerikaner interviewt. Da müsste er doch froh sein, dass nun keine Städte mehr in Syrien, im Irak bambadiert werden. Von Amerikanern.
[…] Und natürlich ist das, was die Amerikaner machen, ein Verrat an den Kurden. Und da mische ich mich jetzt nicht in den Konflikt zwischen Kurden und Türken ein, sondern stelle das einfach nüchtern fest. Nur, ich habe auch eine Erkenntnis in den letzten 20 Jahren immer stärker gewonnen: Wir sind nicht der Vormund der Welt. Und der Versuch, in anderen Ländern Ungerechtigkeiten durch militärische Interventionen zu verhindern, scheitert immer. Der ist in Lateinamerika gescheitert. Wenn die Amerikaner dort militärisch eingegriffen haben. Der ist überall gescheitert. Ich war bei den Rohingya, die aus Myanmar geflohen sind nach Bangladesch. Ich käme nie auf die Idee, jetzt zu sagen, jetzt müssen wir militärisch in Myanmar intervenieren, um diese Regierung zu bestrafen und die Vertreibung der Rohingya zu verhindern. Sondern das geht nur politisch, und manches geht eben nicht. Und durch Kriege haben wir die Lage, wie wir jetzt in Afghanistan sehen, wie wir im Irak gesehen haben, wie wir in Syrien sehen, im Jemen sehen, immer nur verschlechtert. Das ist keine tolle Botschaft. Aber der Westen ist nicht derjenige, der die Welt mit Militärschlägen verbessern kann. Und es sollte es auch nicht versuchen.
Dann macht Donald Trump doch wohl genau das Richtige. Er holt seine Jungs nach Hause. Keine Weltenrettung mehr durch die USA.
Die Kurden, ja die Kurden könnten ja auch dadurch beschützt werden, indem die NATO – die Rest-NATO ohne USA – den türkischen Präsidenten mal ganz scharf in´ s Gebet nimmt und knallharte Wirtschaftsanktionen etc. androht, falls er es wagen sollte, NATO-Truppen nach Syrien zum Zweck der Kurdenabschlachtung zu schicken.
Doch soweit reicht die Phantasie der Großkopferten wohl nicht. Auch nicht die des Jürgen Todenhöfer.
Müller:Sind Sie jetzt Pazifist?
Todenhöfer:Nein, ich bin kein Pazifist. Nur ich bin dagegen, dass man – ich habe ja diese Kriege alle erlebt, ich hab in Afghanistan zwei Waisenhäuser gebaut. Als ich jetzt vor knapp vier Wochen in Syrien war, habe ich wieder Geld für Prothesen für Kinder übergeben, und zwar für Prothesen von Kindern, die gerade in Ghouta – es war also die letzte Schlacht, die es bisher in Syrien gegeben hat –, ihre Arme oder Beine verloren haben. Ich finde das alles ein bisschen hilflos, aber die umgekehrte Strategie, hinzugehen und jetzt Rebellengruppen mit Waffen auszustatten oder selbst zu bombardieren. Die Amerikaner haben zum Beispiel ar-Raqqa in Grund und Boden bombardiert. Da besteht nichts mehr.
Diese Strategie scheitert. Und wenn Sie jetzt feststellen, weil das alles ein bisschen verzweifelt klingt, was ich sage – also ich baue Waisenhäuser und finanziere Prothesen und schreibe Bücher, um das zu finanzieren – aber wenn Sie feststellen, dass in Ihrem Nachbarhaus schreckliche Dinge passieren, können Sie nicht hingehen und dort eine Handgranate reinwerfen. Sie können die Polizei informieren, Sie können versuchen, Einfluss zu nehmen auf den Nachbarn. Aber wir haben in der Welt keine Polizei. Und die Vorstellung, die USA wären diese Polizei, ist eben ein Irrtum. Da wird bombardiert, da wird gefoltert, und da entsteht neues Elend.
Nochmal: Dann macht Trump doch wohl genau das Richtige. Er holt seine Jungs Zug-um-Zug nach Hause. Keine Weltenrettung mehr durch die USA.
Müller: Jetzt muss ich Sie andersherum noch mal fragen mit Blick auf die Zeit, die uns ein bisschen davonrennt, Herr Todenhöfer. Ohne Amerikaner, ohne Russen, wäre dann der IS, der IS-Staat in seiner Radikalität und Totalität viel größer als jetzt?
Todenhöfer: Aus meiner Sicht nein, weil es gab eine Strategie, und die habe ich mit amerikanischen Politikern immer wieder besprochen, ich habe sie mit Mitgliedern der deutschen Bundesregierung besprochen – der IS ist entstanden, weil im Irak die Sunniten nach dem Krieg von Bush 2003 massiv diskriminiert worden sind. Und die sunnitischen Stämme, vor allem in der Provinz Anbar, haben schriftlich das Angebot gemacht, dass sie bereit wären, den irakischen IS auszuschalten. Und die haben den IS, der damals noch Al-Kaida im Irak hieß, schon einmal vertrieben, das war im Jahr 2007, und sie haben gesagt, wir werden ihn wieder schlagen. Nur arabische Sunniten hätten den angeblich sunnitischen IS ausschalten können.
Ich habe das Angebot den Amerikanern gegeben. Die haben gesagt, dann werden die Sunniten zu stark. Das wäre eine Möglichkeit gewesen. Sie wäre auch im Kampf von Stämmen gegen den IS, also in einem militärischen Kampf hätte sie stattgefunden, aber nicht durch Bombardements von Städten. Und die damaligen Kämpfe im Jahr 2007, als die Sunniten, die Stämme aus Anbar, Al-Kaida im Irak, den Vorgänger des IS vertrieben haben, das hat nicht 100.000 Menschenleben gekostet, sondern es hat ein paar Hundert Menschenleben gekostet. Und damals hat ein Land seine Probleme selbst geregelt, und jetzt hätte ein Land seine Probleme selbst geregelt. Aber mit Bomben die Probleme zu lösen, das funktioniert nicht. Und wer Ihnen sagt, dass es doch funktioniert, der sagt Ihnen nicht die Wahrheit.
Jürgen Todenhöfer baut Waisenhäuser und verteilt Prothesen. Er schreibt Bücher zwecks deren Finanzierung. Er berät die Bundesregierung. Er gibt den Amerikaner Angbote. Nichts hilft. Niemand hört auf ihn. Alles wird schlimmer. Und dann ziehen Amerikaner Truppen ab, dann ist es dem Mann auch nicht Recht.
Jürgen Todenhöfer tut mir leid. Er ist vollkommen traumatisiert.
Er halte nicht alle Gedanken Thilo Sarrazins in „Feindliche Übernahme“ für falsch, sagte der Islamwissenschaftler Serdar Günes im Dlf. Allerdings: Sarrazin habe den Koran wie ein modernes Buch und nicht mit einer historisch-kritischen Herangehensweise gelesen – so wie es auch viele islamische Fundamentalisten täten.
Serdar Günes im Gespräch mit Christiane Florin:
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Die Analye des Interviews Abschnitt für Abschnitt:
Christiane Florin: Seit einem Monat ist das Buch auf dem Markt, genauso lange steht es an der Spitze aller verfügbaren Bestsellerlisten. Feindliche Übernahme, das Buch von Thilo Sarrazin. Und es hat etwas mit dem Islam zu tun. Buchhandlungen möchten nicht so direkt dafür werben, in dem sie sagen: Tolles Buch. „Buch in der Diskussion“ steht dann auf den Aufstellern. Die sind grün wie das Buch und grün wie die Farbe des Islam. Einige der zentralen Thesen des Bestsellers „Feindliche Übernahme“ nehmen wir uns heute vor, mit etwas Abstand. Behilflich dabei ist Serdar Günes. Er ist Politik- und Islamwissenschaftler, und arbeitet für die Frankfurter Zeitschrift für islamisch-theologische Studien. Außerdem bloggt er regelmäßig zu Religionsthemen.
Die Fragen und Antworten*:
Herr Günes, eine Frage vorweg: Hätten Sie das Buch auch gelesen, wenn ich Sie nicht darum gebeten hätte?
Serdar Günes: Ich hatte es mir mal vorgenommen. Allerdings wolte ich es nicht kaufen, ich wollte es ausleihen. Was ich dann auch geschafft habe – es war nicht leicht. Als Sie dann diese Anfrage gestellt haben, habe ich es umso motivierter gelesen.
Florin: Hat es sich gelohnt?
Günes: Es hat sich gelohnt. Viele Fragen bezüglich Herrn Sarrazins haben sich beantwortet. Ich wollte schon immer mal wissen, wie er so tickt, abseits von den Diskussionen in den Medien. Es hat sich für mich gelohnt – ja.
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Es klingt schon ein wenig arrogant, was da gefragt und geantwortet wird: Dr. Thilo Sarrazin ist DERSachbuchbestsellerautor in Deutschland. Er beschäftigt sich intensiv mit dem real existierenden Islam in all´ seinen Schattierungen. Da hat es ein mir bisher vollkommen unbekannter angeblicher Experte und Blogger gerade mal geschafft, einen Bestseller über den Islam auszuleihen, weil er dazu befragt werden soll. Im Übrigen hat er sich mit „Sarrazin“ noch nie beschäftigt. Das sagt ein Mann, Herr Günes, der später (s. u.) beklagt, dass die Leute zu wenig über den Islam lesen würden und daher keine Ahnung hätten.
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Florin: Wir praktizieren nun eine Art betreutes Lesen. Hören wir eine der wichtigsten Thesen, in der es um das Verhältnis zu Ungläubigen geht. Die taucht in verschiedenen Variationen im Buch auf:
Im religiösen Gehalt eher rudimentär, wenig abstrakt und kaum über den monotheistischen Ansatz des jüdischen und christlichen Glaubens hinausgehend, gewinnt der Koran seine Spannkraft einerseits aus der Ehrfurcht vor dem einzigen Gott, die er in sich wiederholenden Formulierungen immer wieder variiert, andererseits aber aus dem Hass auf die Ungläubigen. Dieser Hass ist ein zentraler Teil der koranischen Offenbarung. Ein beherrschendes Thema der meisten Suren, und er findet machtvollen sprachlichen Ausdruck. Diesen im Koran propagierten Hass muss man in Zusammenhang sehen mit Mohammeds Gebot, den sozialen Umgang mit Ungläubigen zu vermeiden, und dem im Koran kodifizierten Heiratsverbot zwischen Gläubigen und Ungläubigen.
Florin: Der Koran als Quelle des Hasses. Hate-Speach auf neudeutsch. Hat der Autor Recht?
Günes: Er hat Recht und gleichzeitig Unrecht. Sarrazin behauptet in seinem Buch, dass er den Text oberflächlich gelesen hat. Oberflächlich in dem Sinn, dass er zu keinen Hilfsmitteln gegriffen hat. Weil er sich einen Eindruck machen wollte, was der Text so hergibt. Das könnte durchaus zutreffen, was er sagt, wenn man so eine oberflächliche Lesart zulässt. Diesen subjektiven Eindruck will ich ihm auch nicht wegnehmen, allerdings muss man um diese Subjektivität auch wissen und keine Schlussfolgerungen daraus ziehen, wie Muslime so ticken und ob sie aus diesem Text einen Hass gewinnen, nur weil sie ihn lesen und rezitieren.
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Dr. Thilo Sarrazin rezipert den Korantext nicht oberflächlich, er nimmt ihn wörtlich. Wie sich das für einen Moslem, wenn er denn einer wäre, gehört. Der Koran ist nicht irgendein Text. Er ist das dem Propheten Mohammed durch den Engel Gabriel geoffenbarte Wort Allahs. Und dieses Wort Allahs offenbart in der Tat viele, sehr viele Hassbotschaften gegen die so genannten Ungläubigen: Hier klicken.
Wer nicht daran glaubt, dass der Koran das wahre Wort Allahs sei, der kann per definitionem kein Moslem sein. Das ist die absolut weitgehend gültige Meinung der muslimischen Welt und ihrer Großkopferten. Darf man am Wort Allahs ruminterpretieren? Ich denke, ehr nicht. Dazu später mehr.
Im Übrigen halte ich Antworten wie Er hat Recht und gleichzeitig Unrecht für wenig hilfreich. Dr. Thilo Sarrazin will ganz sicher nicht herausfinden, wie Muslime so ticken.
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„Die wenigsten Muslime lesen den Koran so“
Florin: Es hängt also davon ab, was die Gläubigen daraus machen?
Günes: Insofern ja. Man muss natürlich auch die Lebenswirklichkeit mit anschauen. Die wenigsten Muslime, die ich kenne, seien es jetzt volksfrömmige Muslime oder auch Leute, die gebildet sind, lesen den Text wirklich so, wie Sarrazin es tut. Und wenn sie ihn lesen, dann nicht den nackten Text, sondern meistens eine Exegese, die sie zu Hilfe nehmen.
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Die Lebenswirklichkeit. Da gibt es
Moslems, die komplett unreligiös sind.
Moslems, die religiös sind und ihren Glauben solala leben. Halai und haram sind in Ordnung. Aber sonst?!
Moslems, die religiös sind und versuchen, ihren Glauben vorschriftsmäßig zu leben
Moslems, gebildete Moslems, die versuchen, den wahren Sinn aus Allahs Worten herauszufinden. Z.B. mittels der Hadhiten.
Moslems, die glauben, den Islam so zu verbreiten, wies der Religionsstifter Mohammed getan hat. Mit dem Schwert, heute genannt Terror. Gegenüber dem Westen und gegenüber den falsch glaubenden Glaubensbrüdern.
Moslems, die versuchen so etwas wie einen „Europäischen Islam“ zu etablieren, indem sie nach westlicher Manier historisch-kritsch an die göttlichen Texte herangehen.
Betrachten wir zunächst die Moslems, die in der „Lebenswirklichkeit Deutschland“ leben:
ad 1+2: Spielen heute für unsere Betrachtung keine Rolle. Sie verhalten sich religiös unauffällig, was im Islam so lange in Ordnung ist, solange die Islamgläubigen die Minderheit einer Gesellschaft darstellen. Ändert sich dann aber ganz sicher, wenn der Islam von der Mehrheitsgesellschaft vertreten und praktiziert wird.
ad 3.: Die Moslems die regelmäßig die Vorschriften des Islam beachten, also z. B. 5 X am Tag beten, zum Freitagsgebet gehen und den Imam zuhören, seinen Rat befolgen, während des Ramadan strikt fasten usw.: Hier klicken.
ad 4.: Diese Moslems gibt es, spielen in Deutschland praktisch keine Rolle. Sie werdenn von traditionellen Moslems (ganz, ganz große Mehrheit) angefeindet, z. T auch mit dem Tod bedroht: Hier klicken & Hier klicken & Hier klicken & Hier klicken.
ad 5.: Weit 10.000 Salafisten sind in Deutschland bekannt: Hier klicken. Hier liegt aktuell die größte Gefahr. Die Zahl der Salafisten wächst stetig, seit 2015 kommen monatlichhöchst wahrscheinlich, man weiß nicht wieviele, etliche hinzu. Sie sagen ja nicht: Hallo, hier bin ich, ein weiterer Salafist. Nach der Niederwerfung z. B. Mossuls, wo sind die IS-Kämpfer geblieben?
ad 6.: Diese Moslems finden wir bevorzugt im akademischen Bereich: Hier klicken. Diese Mneschen, z. B. Prof Khorchide, werden ebenfalls angefeindet und von den islamischen Verbänden, vom islamischen Ausland nicht ernst genommen. Werden dennoch weitestgehend in Ruhe gelassen, weil sie von dem Staat unterstützt werden, der noch nicht islamisch ist.
Die Tendenz geht stark in Richtung „Parallelgesellschaften“. Man ist gerne unter seinesgleichen. Resilienz ist relativ schwach ausgebildet. Der Bildungsgrad ist bei den allermeisten Moslems eher im unteren bis mittleren Bereich anzusiedeln. Ein hochgebildeter Mann wie Serdan Günes fällt im Westen praktisch nicht auf. Leute wie er, sind nicht das Problem.
Transformieren wir unsere Aufzählungin die Lebenswirklichkeit eines streng religiösen islamischen Staates. Dann gilt:
ad 1.+2.: So kann man dort leben. Nur leben diese Moslems gefährlich. Die soziale Kontrolle greift und solch´ Verhalten kann als unislamisch ausgelegt werden.
ad 3.: Dies wird der Normalfall sein.
ad 4.: Wird es kaum geben. Dafür wird ein erbitterter Kampf gegen die jeweils anderen muslimischen Glaubensschulen geführt.
ad 5.: siehe 4. Im Sinne des Schaffens einer weltumfassenden Umma gehen radikal denke Moslems auf Mission. In den Westen, in die Länder, wo halt „Bedarf“ ist. Sie ´missionieren`. Auch mit Terror.
ad 6.: Wissenschaft im westeuropäischen Sinn findet relativ selten statt. Und wenn dann rudimentär. Hierarchisch aufgebaut ist dagegen die „Wissenschaft“, die sich mit dem Islam beschäftigt. Diese ist nicht mit der islamischen Theologie zu vergleichen, die z. B. der bereits erwähnte Prof. Khorchide lehrt.
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Florin: Wenn wir Journalisten die Frage stellen, wie mit blutrünstigen Versen umzugehen ist, kommt oft der Hinweis: „Das muss man im Kontext sehen. Man muss den Koran historisch-kritisch lesen.“ Zu dieser historisch-kritischen Lesart schreibt Sarrazin:
Das im Westen so beliebte Reden von der »Vielfalt des Islam« ist einerseits sachlich richtig, andererseits wirkt es in irreführender Weise verharmlosend, wenn dabei das tatsächliche Gewicht von engen und weiten Interpretationen, von fundamentalistischen und liberalen Auslegungen ausgeblendet bzw. verzerrt dargestellt wird. Dazu neigen viele westliche Kenner des Islam und der islamischen Gesellschaften.… Die Mehrheit der Muslime auf der Welt versteht den Koran nicht historisch-kritisch als freiheitliche Lehre der Barmherzigkeit, sondern eher so, wie es das wörtliche und sinngemäße Studium des T extes recht zwingend nahelegt.
Florin: Lässt sich schwer bestreiten, dass es Verfechter einer historisch-kritischen, liberalen Koranauslegung schwer haben, dass sie auch in Deutschland nicht in der Mehrheit sind, vielleicht medial, aber nicht tatsächlich.
Günes: Das stimmt. Da würde ich ihm sogar zustimmen. Allerdings müsste ich ja dann darauf hinweisen, dass Sarrazin selbst ja nicht so eine historisch-kritische Herangehensweise an den Text hat, an den Koran. Er liest den Koran genau so, wie es viele islamische Fundamentalisten auch tun. Insofern trifft er sich mit denen, auch ungewollt vielleicht, unter verschiedenen Vorzeichen.
Es gibt eine historisch-kritische Leseart, ich sage mal historische Lesearten in der Türkei oder in vielen anderen arabischen Ländern, auch im Iran, die sich auch unterscheiden und dementsprechend auch im Westen wahrgenommen werden. Wo er allerdings recht hat, ist natürlich, dass das in der breiten Mehrheit keinen großen Anklang findet. Denn die breite Mehrheit liest den Koran nicht. Sie rezitiert ihn an bestimmten religiösen Tagen. Aber sie versteht in nicht richtig. Er wird nicht inhaltlich gelesen, sondern es ist ein kultischer Text, der zeremoniell gelesen wird.
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Die große Mehrheit der Moslems liest den Koran vor allem deshalb nicht, weil sie sehr oft gar nicht lesen können. Und wenn, ja wenn sie den Koran in kultischen Zusammenhängen rezitiert, dann versteht sie ihn nicht richtig.
Das ist eine m. E. etwas dümmliche Aussage, die gleichwohl in das Schema „Ich weiß, was richtig ist, der andere, der weiß es nicht und muss bekämpft werden.“ passt. Deshalb sind die meisten Opfer muslimischen Terrors Moslems.
Zumindest liest Dr. Thilo Sarrazin den Koran wie die Fundamentalisten. Das ist wohl auch seine Absicht. Um die geht es in erster Linie. Die bedrohen unser Gemeinwesen akut. Den Rest besorgt die Demografie, die Zuwanderung.
Irgendetwas zu interpretieren und zu dem Ergebnis zu kommen, der Islam sei eine friedliche und barmherzige Religion, das ist wenig zielführend. Eines möchte ich hier ganz deutlich sagen. Dann, wenn sich ein Mensch zum Islam bekennt und nach den vorgebenen Regeln lebt, dann ist der Islam friedlich und barmherzig. Wehe aber, es handelt sich um Ungläubige oder gar vom Islam „Abgefallene“. Wehe, es wird etwas gegen den Islam gesagt, karikiiert, 0der ein Buch mit heiligen Texten, womöglich der Koran verbrannt: Dann ist Schluss mit Friede und Barmherzigkeit.
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„Es ist ein mündlicher Text“
Florin: Also die Mehrheit der Muslime liest den Koran nicht in dem Sinne, wie man ein Buch liest, aber Thilo Sarrazin hat den Koran gelesen. Das sagt er ja ganz stolz. Was sagt uns das?
Günes: Thilo Sarrazin hat das Buch so gelesen, als hätte er ein modernes Buch vor sich: also Einleitung, Hauptteil, Schluss. Das ist natürlich nicht so ein Text. Das ist ein Text von vor 1.400 Jahren, auf der arabischen Halbinsel entstanden. Es ist ein Text, der vorgesprochen wird, rezitiert wird. Es ist ein mündlicher Text. Insofern hat er auch eine bestimmte Wirkung auf die Menschen, wenn sie ihn hören. Als ich sagte, dass die Muslime ihn nicht lesen, meinte ich damit gleichzeitig auch, dass er rezitiert wird, dass sie ihn hören. Wenn sie ihn lesen, dann meistens, indem sie sich durch anderen Gelehrte oder Imame, das alles dann erklären lassen.
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Hier ist sie wieder, diese unsägliche Arroganz. Die Mehrheit liest den Koran nicht, sie kann oft gar nicht lesen. Dr. Thilo Sarrazin hat den Koran ganz sicher nicht nach dem Schema Einleitung, Hauptteil, Schlussgelesen, wie Herr Günes glaubt.
Auch ein Dr. Thilo Sarrazin weiß, dass der Koran anders aufgebaut ist. Dass es notwendig ist, die zeitliche Reihenfolge der Entstehung der Suren zu beachten und zu wissen, dass bei Vorgaben zu gleichen Sachverhalten die jeweils ältere Gültigkeit hat, auch das weiß Dr. Thilo Sarrazin garantiert.
Wenn der Koran gelesen (und auswendig gelernt) wird, erklären andere Gelehrte oder Imame dem Leser, wie er den Text zu verstehen hat. Selbstverständlich historisch-kritisch, oder?
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Florin: Eine dritte zentrale These in dem Sarrazin-Buch ist die zum Verhältnis Islam und Islamismus. Hören wir uns an, was er dazu schreibt: …
Der Islamismus ist eine politische Glaubensrichtung des Islam, er setzt auf die Durchsetzung des Islam und die Schaffung einer islamischen Gesellschaft mit politischen Mitteln. Der Keim des Islamismus ist im Islam selbst angelegt: Islamisten dehnen den religiösen Wahrheitsanspruch des Islam auf einen politischen Herrschaftsanspruch aus. Im weiteren Sinn können z. B. die Ziele von Erdoğans AKP in der Türkei oder der Muslimbrüder in Ägypten als islamistisch bezeichnet werden. Der politische Islamismus kann sich demokratischer Mittel bedienen, er ist nicht zwingend gewaltsam. Offen ist die Frage, was geschieht, wenn Islamisten einmal an der Macht sind und diese nicht wieder hergeben bzw. wenn sie das Staatswesen unwiderruflich islamisch umgestalten wollen.
Florin: „Der Keim des Islamismus ist im Islam selbst angelegt“, das ist der zentrale Satz in dieser Passage.
Günes: Diese Feststellung ist natürlich auch trival. Natürlich hat der Islamismus in seinen verschiedenen Ausprägungen, die es gibt, einen bestimmten Bezug zum Islam oder zu dem, was sie (Islamisten) als Islam bezeichnen. Die Art und Weise wie sie den Text oder die Tradition interpretieren und daraus eine politische Ordnungsvorstellung ableiten. Insofern stimmt das. Aber das heißt nicht, dass zwangsläufig aus dem Islam der Islamismus, eine Ideologie entstehen muss. Der Islamismus ist an und für sich eine sehr moderne Erscheinung, also Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Er hat mittlerweile natürlich auch in verschiedenen Ausprägungen, sei es national oder international eine gewisse kritische Grenze erreicht, würde ich sagen. Das können wir natürlich ganz aktuell bei ISIS sehen, beim IS. Oder auch ältere Gruppierungen wie in Ägypten die Muslimbrüder oder Hamas oder, viel moderner natürlich, die AKP in der Türkei.
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Nur weil etwas in den Augen von Serdar Günes trivial ist, ist es nicht falsch. Insgesamt bestätigt Herr Günes die Sicht von Dr. Thilo Sarrazin.
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Florin: Kommen wir zu einer weiteren Lieblingsthese, nämlich zum Verhältnis zwischen Islam und Bildung.
Die islamische Welt von Nigeria bis Indonesien umfasst Völker und Staaten mit einem ganz unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Hintergrund. So sind auch die Ausprägungen des gelebten Islam sehr unterschiedlich. Sie folgen aber grundsätzlich einem gemeinsamen Muster, denn die Religion des Islam, insbesondere der als Gottes Offenbarung verstandene Text des Korans, erzieht zu einer bestimmten Weltsicht. Diese ist dem selbstständigen Denken grundsätzlich abhold.
Florin: Wissbegier wird grundsätzlich für Sarrazin durch Religion begrenzt, aber besonders durch den Islam. Sie haben an verschiedenen Universtäten studiert, in Frankfurt gelehrt, inwiefern hat Sie die Religion beeinflusst?
Günes: In meinem Fall würde ich sagen, dass natürlich die religiöse Sozialisation durch die Eltern eine Rolle gespielt hat.
Florin: Motivierend oder eher bremsend?
„Muslime sind keine Koranautomaten“
Günes: Bremsend würde ich jetzt nicht sagen, also auf keinen Fall bremsend. Das hat mich natürlich ständig begleitet. Also ich habe das auch reflektiert mit der Zeit. Es ist nicht so, dass ich Sklave dieser Identität bin und nichts hinterfrage. Das sind die meisten nicht. Ich denke, die meisten Leute hinterfragen das auch. Sie legen dann eine gewisse Frömmigkeit an den Tag, aber sie sind auch sehr pragmatisch. Das, was Thilo Sarrazin behauptet, dass der Hass aus dem Koran entspringt, würde ja voraussetzen, dass die Muslime diesen Text ja sehr intensiv lesen und die Muslime sind keine Koranautomaten. Das sind keine Menschen, die das unhinterfragt lesen und das dann umsetzen. Das trifft auf die wenigsten zu und sogar die Literalisten – sage ich mal, die es so gibt, die meinen, dass man das alles hardcore auslegen muss –, sind es meistens auch nicht.
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Jetzt muss Serdar Günes doch noch mal nachhaken. Dabei widerspricht er sich mehrfach. Einmal würde intensives Lesen des Koran bedeuten, dass der Leser merkt, dass dem Koran Hass entspringt. Dann aber sind es wieder Menschen, die lesen, aber nicht einfach das Gelesene umsetzen. Doch auch solche, die gebe es.
Hinterfragen, also kritisches Denken, meint Herr Günes sei den meisten Moslems möglich. Ob er da nicht einfach von sich auf andere schließt?
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Florin: Aber hier ging es eher um die Neigung zur Bildung. Das ist ja sein Lieblingsthema, dass er behauptet, der Islam sei regelrecht bildungsfeindlich.
Günes: Das würde ich nicht sagen und das kann ich auch beweisen, schaut man sich die Geschichte an, die 1400 Jahre bis jetzt gedauert hat, da kann man sich anschauen, was islamische Zivilisationen hervorgebracht haben. Wenn das stimmen würde, was er sagt, würde es den Islam heute nicht mehr geben. Er wurde ja tradiert, ausgelegt, es gibt Auslegungskulturen, vielfältig, es gibt viele Wissenschaftler, die in der Vergangenheit auch Erfindungen gemacht haben, durch eine religiöse Erbauung und das kann man auch in vielen Museen sehen. Also da ist Sarrazin völlig falsch. Allerdings, wo er Recht hat und das ist jetzt natürlich auch provokant vielleicht, wir können vielleicht von gescheiterten Gesellschaften reden. Weil diese Gesellschaften, diese Länder keine Demokratien sind, sondern Diktaturen.
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Nun geht es um Bildung. Und selbstverständlich meint Herr Günes von vergangenen kulturellen Großtaten weniger Menschen auf das Bildungsniveau des gesamten Volkes schließen zu können. Bis zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preussen und später auch anderswo, war Volk generell ungebildet.
Es fügte sich dem, musste sich dem fügen, was die wenigen Herrschenden (weltlich und religiös, oft Hand in Hand!) mit mehr oder weniger Gewaltanwendung vorgaben und durchsetzten. Das ist selbstverständlich plakativ, doch die Richtung stimmt.
Bemerkenswert ist, dass Herr Günes dies ungefragt für islamische Staaten bestätigt. Ungebildetes Volk ist Diktatoren am liebsten. Wenn zur Legitimation der eigenen Macht dann auch noch eine totalitäre Religion zur Verfügung steht: Um so besser!
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Florin: Und das liegt hauptsächlich an der Religion?
Günes: Nein, auf keinen Fall. Religion ist meistens ein Machtinstrument. Das sieht man natürlich, dass die Leute, die da an der Macht sind, selbst nicht sehr viel mit Religion am Hut haben. Saudi-Arabien, das Königshaus, das ist jetzt nicht unbedingt sehr religiös. Im Ramadan zum Beispiel, gehen die Prinzen dann ins Ausland und fasten ganz offen nicht. Das sieht man auch in den Medien, dieser Eindruck zeigt einfach, dass es den Machtmenschen dort nicht um Religion selbst geht. Aber Religion spielt für die Völker eine Rolle und das kann man benutzen, das kann man missbrauchen. Da kann man Vorstellungen damit ausdrücken und aufzwingen. Und dann gibt es natürlich auch immer wieder Gelehrte oder eine Gelehrtenkaste, die sich auch dafür missbrauchen lässt.
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Herr Günes bestätigt meine Meinung oben: Dass die Herrschenden nicht viel von dem halten, was für die Massen als Disziplinierungsinstrument zur Verfügung steht.
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Florin: Gelehrtenkaste ist schon ein gutes Stichwort für die nächste These, nämlich die Rolle der westlichen Intellektuellen.
Muslimische Frauen werden im Westen allenfalls bedauert als Mit-leidende ihre Kollektivs, z. B. als Opfer der Ausbeutung der Dritten Welt durch den Westen, – Opfer von Bürgerkriegen und Gewaltherrschaft, – Opfer von Flucht und Vertreibung und – Opfer von Islamkritik und Islamophobie, die ihnen das Kopftuch missgönnt. Eine weitergehende Kritik an ihrer Unterdrückung und abhängigen Stellung wird dagegen gerne übergangen oder verdrängt. Dies würde nämlich Kritik an den religiösen Aussagen oder der gelebten Praxis des Islam bedeuten. Das geht schon deshalb nicht, weil der typische Intellektuelle sich als »links« versteht. Islamkritik gilt dagegen als »rechts« und deshalb zumindest uncool, wenn nicht gar verabscheuungswürdig. Die intellektuellen Eliten des Westens mögen Berichte aus dem Inneren der Frauenunterdrückung zumeist gar nicht.“
Florin: Bedeutet: Frauenrechte interessieren nur, wenn sie in Deutschland verletzt werden, aber mit „muslimischen Machos“ legt man sich lieber nicht an. Messen Frauenrechtlerinnen mit zweierlei Maß so nach dem Motto: Wenn muslimische Frauen nicht gleichberechtigt sind, ist das nicht so schlimm, dann ist das kulturelle Vielfalt? Erleben Sie das auch so?
„Die wenigstens Islamkritiker haben wirklich Ahnung“
Günes: Diesen Vorwurf habe ich früher auch immer gehört. Allerdings muss ich sagen, die Wirklichkeit zeigt etwas anderes. Ich habe sehr viel an Kritik wahrgenommen, Kritik an der gelebten Wirklichkeit in islamischen Ländern, die durchaus von Muslimen als auch von nicht-muslimischen Intellektuellen auch wiedergegeben wurde. Ich habe den Eindruck, dass in Deutschland und in vielen anderen Ländern, tagtäglich von morgens bis abends über den Islam gesprochen wird.
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Hier drückt sich Serdar Günes schwurbelnd um eine Antwort bzgl. der „Frauenfrage“ herum. Wenn Herr Günes meint, dass tagtäglich von morgens bis abends über den Islam gesprochen wird.Wenn das denn so ist, woran liegt das? Warum wird nicht über andere Religionen gesprochen? Denken Sie mal scharf nach, Herr Günes.
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Florin: Wie schätzen Sie das Meinungsklima ein? Ist Islamkritik Mainstream oder der differenzierte Blick auf „den“ Islam?
Günes: Naja, es gab ja auch den Vorwurf, man darf ja nichts sagen. Das stimmt ja nicht. Naja, Sarrazin wird ja thematisiert. Wir reden ja gerade über Sarrazin und sein Buch war ein Bestseller und ist es wahrscheinlich immer noch. Es ist relevant, weil jeder darüber redet. Islamkritik kann rechts sein. Und ich muss sagen, dass ich Islamkritik, wie ich das in Deutschland wahrgenommen habe, oft auch mit rechten Elementen handelt. Eine Islamkritik, die ihren Namen verdient, habe ich bislang nur wenig gesehen, muss ich ehrlich sagen.
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Was sind rechte Elemente? Was ist eine Islamkritik, die ihren Namen verdient. Reichen die Ausführungen Dr. Thilo Sarrazins nicht?
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Florin: Was würden Sie sich da wünschen?
Günes: Ich würde mir natürlich ein bisschen mehr Lektüre wünschen, ganz einfach. Das ist jetzt natürlich sehr oldschool. Die meisten Kritiker haben wenig über den Islam gelesen. Meistens sind das dann zwei, drei Bücher Sekundärliteratur, aber aus dieser Literatur leiten sie eine Menge ab über die Muslime und über den Islam. Es gibt sehr viel Grundlagenliteratur, auf Deutsch oder auf Englisch, dann gibt es sehr gute wissenschaftliche Literatur. Und ich habe meistens den Eindruck, das wird gar nicht wahrgenommen. Wenn man das macht, dann kann man darüber reden. Aber ich denke, Islamkritiker – die wenigsten haben wirklich Ahnung.
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Es geht in diesem interview um den Islamkritiker Dr. Thilo Sarrazin. Der hat nicht genug gelesen?
Fakt ist: Wo Herrn Günes die Argumente ausgehen, beklagt er mangelnde Ahnung. Sehr schwach!
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Florin: Morgen eröffnet der türkische Staatspräsdent Erdogan in Köln die Großmoschee der Ditib. Thilo Sarrazin schreibt zu Moscheen und Integration:
Integration ist und bleibt insoweit eine Einbahnstraße und kann am Ende nur Assimilation bedeuten, auch wenn dies für den türkischen Präsidenten Erdoğan ein »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« ist. Auch der assimilierte Muslim kann seine Religion in der Moschee und zu Hause frei ausüben und darf, außerhalb der regulären Arbeitszeit als abhängig Beschäftigter, fasten und beten, wie er möchte. Wer allerdings auf die optische Abgrenzung der Frauen durch Kopftuch und Schleier nicht verzichten möchte, wer an Verwandtenheirat und am islamischen Familienrecht festhalten möchte, wer nicht zulässt, dass die Töchter am Schwimmunterricht teilnehmen oder unverheiratet Liebschaften haben, der ist in seinem Herkunftsland oder im Herkunftsland seiner Ahnen besser aufgehoben, und das sollte man auch unmissverständlich kommunizieren.
Florin: Wie lesen Sie diesen Abschnitt? Thilo Sarrazin ist nicht grundsätzlich gegen Moscheen, Muslime sollen dort ihre Religion ausüben. Aber auf der anderen Seite: Wenn Frauen ein Kopftuch oder einen Schleier tragen, dann sollte man ihnen unmissverständlich klarmachen, dass sie in ihrem Herkunftsland besser aufgehoben sind.
Günes: Das ist eine Anmaßung, würde ich sagen. Ob das Kopftuch vorgeschrieben wird oder nicht, das ist eine theologische Debatte. Die kann man natürlich auch führen und auch eine andere Meinung vertreten, das kann man machen. Allerdings würde ich sagen: Alles, was er sagt, das Tragen von Kopftuch oder das Tragen von religiösen Symbolen, ist natürlich durch die Religionsfreiheit in Deutschland gesichert. Er kann dazu eine Meinung haben, das ist klar. Aber ich glaube nicht, dass man da in den Bereich der religiösen Ausübung eingreifen kann, nur weil Herr Sarrazin oder seinesgleichen da eine bestimmte Vorstellung von westlicher oder deutscher Gesellschaft haben. Die Assimilation, die er hier auch anspricht, ist natürlich insofern richtig, weil am Ende, wenn die Leute sich integrieren, dann assimilieren sich in eine Gesellschaft. Was nicht heißen muss, dass sie ihren Glauben ablegen oder ihre Tradition aufgeben müssen. Aber was ist denn die Endstation, die Sarrazin vorgibt? Also die gelebte Wirklichkeit in Deutschland, ich spreche noch nicht mal von den Muslimen selbst, sondern vom autochtonen Deutschen, sei es Punks oder sei es Konservative oder die christlichen Deutschen, die sind doch untereinander so vielfältig, dass man doch einem Muslim oder einem Migranten nicht sagen kann, du musst dich gefälligst hier assimilieren oder integrieren. Da kann ich natürlich zurückfragen: In was soll ich mich integrieren?
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Hier wird einfach mal die Aussage Dr. Thilo Sarrazins auf das Koftuchtragen verkürzt. Ich habe den Eindruck, Herr Günes hat sich nicht sehr intensiv mit dem Text beschäftigt. Dann würde er – wenn er denn modern-islamisch eingestellt wäre – einleuchtende Antworten parat haben auf … Verwandtenheirat und am islamischen Familienrecht festhalten möchte, wer nicht zulässt, dass die Töchter am Schwimmunterricht teilnehmen oder unverheiratet Liebschaften haben … .
Antworten wie z. B.:Das ist nicht in Ordnung. Mit solch´ einer Antwort würde Serdar Günes allerdings in´ Fadenkreuz der Wächter des Islam geraten. Da beisst sich die Katze in den Schwanz. Westliche Ideen und Islam sind nicht kompatibel.
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Florin: Es klang vorhin so, als würden Sie Assimilation und Integration gleichsetzen.
„Antiquierte Vorstellung von Integration“
Günes: Assimilation wird oft synonym benutzt, das stimmt. Integration ist ein wichtiger Faktor. Wenn die Leute herkommen, sich an die Gesetze halten, Deutsch lernen, was natürlich sehr nützlich ist, wenn man’s kann, und auch einen Job haben, dann ist das alles eigentlich, was man von den Leuten erwarten kann. Wie sie dann ihren Alltag meistern, was sie glauben oder was sie anziehen, ob sie mit Rastalocken herumlaufen oder mit Kopftuch, ich glaube, das geht keinen sonst was an.
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Wenn es denn mal so wäre, Herr Günes.
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Florin: Er schreibt von „Herkunftsland“. Welches Land ist Ihr Herkunftsland, Herr Günes?
Günes: Mein Herkunftsland ist Deutschland. Meine Eltern sind aus der Türkei gekommen, aber ich bin in Deutschland geboren. Ich habe natürlich Verbindungen in die Türkei, ich habe auch emotionale Verbindungen. Ich habe da auch vier Jahre gelebt. Das ist für mich normal. Das gehört zur Normalität. In einer globalisierten Welt – wir leben in 2018 – hat man vielfältige Beziehungen zum Ausland. Sei es, dass man irgendwo in den Urlaub geht oder dass die Eltern von irgendwoher kommen. Es ist nicht so, dass man an einem Platz bleibt und das wars dann auch. Also, Sarrazin hat eine sehr antiquierte Vorstellung von Integration in eine Gesellschaft.
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Das letzte kann ich verstehen.Integration für Islamgläubige– auch für Herr Serdar – bedeutet automatisch, dass der eigene Glaube, der Islam, in jedem Fall in die neue Gesellschaft mit „integriert“ wird. So lange bis er mehrheitsfähig ist. Dann erfolgt die Übernahme. So wie Dr. Thilo Sarrazin es in seinem Buch beschreibt und befürchtet.
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Florin: Sagt der Islamwissenschaftler Serdar Günes. Er stimmt mancher These aus dem Buch zu, kritisiert jedoch die Grundhaltung: Sarrazin lese den Koran so, wie Islamisten den Koran lesen. Weil es auch um Bildung und Deutschsein ging, , die frage ich die Deutschkenner unter Ihnen, ob Sarrazins Satz „Diese Weltsicht ist dem selbstständigen Denken grundsätzlich abhold“ richtig ist. Oder ob es heißen müsste: „Dieser Weltsicht ist selbstständiges Denken abhold“. Man hört das Wort abhold so selten. Das Gespräch können sie in unserer Audiothek nachhören.
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Kommt da eine Philologin durch? Ich fürchte, Nein! Beide Sätze sind möglich. Beide haben eine eigene Bedeutung. Satz 1 bezieht sich auf die Weltsicht des Islam. Satz 2 bezieht sich auf eine Person, welche nicht mehr selbständig denken kann. Wegen ihrer Weltsicht. Man achte auf die Feinheiten.
Am Ende des Tages ist jeder Mensch für seine Weltsicht und dem was er daraus folgert selber verantwortlich.
Meine Meinung!
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Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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Fazit:
Serdar Günes scheint mir ein richtiger Tausendsassa mit Hang zum Anarchismus zu sein. Leider ist seine Kritik an Dr. Thilo Sarrazins „Feindliche Übernahme“ wenig stichhaltig. Was mich nicht wundert. Es bleibt unter dem Strich bei den üblichen Ressentiments:
Rechts, keine Ahnung, nicht die richtige Literatur gelesen, antiquierte Vorstellungen usw.gewürzt mit der Arroganz des (angeblich) wahren Wissenden.
Schwach. Sehr schwach!
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*Wie immer sind meine Kommentare direkt unter dem entsprechenden Abschnitt zu finden. Sie sind im Mediagnose-blau gehalten und mittels Linien rechts abgesetzt.
Hier noch ein weiterer Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist.
Ausübung des Islam fällt selbstverständlich unter die Religionsfreiheit.
Der Austritt, die Konversion sind hingegen kritsch zu sehen.
Da hört beim Islam die Religionsfreiheit – gerne selbst für sich reklamiert – ratz-fatz auf:
Der „Abfall vom Glauben“, im Islam Ridda (arabisch ردة) oder Irtidād (ارتداد) genannt, wird islamrechtlich an manchen Orten der Welt mit der Todesstrafe geahndet. Menschen, die den Islam verlassen, werden Murtadd (مرتد) genannt. Mit der Einführung der Moscheesteuer würde Deutschland eine staatliche Behörde schaffen, die Menschen, die die Steuer nicht entrichten wollen, offiziell zu Murtadd erklärt. Im Sudan, Jemen und Iran, sowie in Saudi-Arabien, Katar, Pakistan, Afghanistan, Somalia und in Mauretanien kann Abfall vom Islam noch heute mit dem Tode bestraft werden.
Nun sind diese Staaten ja recht weit weg. Doch auch in Deutschland sind solche Leute des Todes. Allerdings und – Gott sei Dank – nicht von Staaatswegen. Verfolgt werden diese Menschen dennoch. Und müssen geschützt werden. Oder sie werden ermordet.
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Heute, 11:00 Uhr: Einfach mal drüber nachdenken
Heute, 14:00 Uhr: Auch das ist Deutschland …
Heute, 17:00 Uhr: Islam: AfD – Es deutet sich ein Umdenken an
Die einzelnen Islamverbände und Religionsschulen sind sich ja nicht mal untereinander einig und bekämpfen sich z. T. bis auf´ s Blut. Frauen und Männer sind in Moscheen strikt voneinander getrennt. Weil Frauen den Männern untertan sind.
Was soll dann ein Vertrag mit „dem“ Islam?
[…] Wichtig wäre ein Konkordat mit dem Diyanet analog dem 1938 abgeschlossenen und noch gültigen Konkordat mit dem Vatikan. Dort müssten unter anderem Mindestanforderungen an die Ausbildung der Imame (zum Beispiel Deutschkenntnisse, Anerkennung des theologischen Abschlusses durch hiesige Institutionen) und ein Vetorecht der Landesregierungen bei deren Bestellung festgelegt werden.[…]