… Wie jeden Sommer kurte Preussens König Wilhelm I. auch 1870 im mondänen Badeort Ems an der Lahn. Vincent Graf Benedetti, Frankreichs Botschafter in Preussen, trat am Vormittag des 13. Juli auf der Kurpromenade an den König heran, sprach mit ihm und ging wieder seines Weges. Wohl niemand hätte geahnt, dass diese harmlos wirkende Szene zwei Tage später zum Anlass für einen sechsmonatigen Krieg werden würde, der das Antlitz Europas dauerhaft verändern sollte. Denn die Sommeridylle trog.
Von der Öffentlichkeit unbemerkt, hatte sich seit Februar 1870 eine diplomatische Krise aufgebaut, die aus heutiger Sicht operettenhaft wirkt. Prinz Leopold von Hohenzollern, Spross einer katholischen Nebenlinie der Preussen regierenden Hohenzollern-Dynastie, sollte den vakanten spanischen Königsthron übernehmen. Seine diskret eingefädelte Thronkandidatur war Anfang Juli an die Öffentlichkeit gedrungen und löste eine Welle chauvinistischer Erregung in Frankreich aus. Wie im 16. und im 17. Jahrhundert durch Habsburg drohe Frankreich nun durch die in Spanien und am Rhein regierenden Hohenzollern eine tödliche Umklammerung. Das war unter den Gegebenheiten des 19. Jahrhunderts zwar völliger Unsinn, doch viele wollten ihn glauben. Wie war es dazu gekommen?
Als zwei unter Volldampf aufeinander zurasende Züge nahm der Publizist Lucien-Anatole Prévost-Paradol Deutschland und Frankreich schon 1868 wahr. Ihr Zusammenstoss lasse sich nach «diversen Ausweichversuchen» nicht mehr verhindern, so dass «Ströme von Blut und Tränen» fliessen würden. Dabei war Napoleon III., Kaiser der Franzosen und Neffe des grossen Korsen, keineswegs antipreussisch eingestellt. Otto von Bismarck, damals noch preussischer Gesandter in Paris, erhielt Ende Juni 1862 «die unzüchtigsten Bündnisvorschläge» von Napoleon, denn dieser war «ein eifriger Verfechter deutscher Einheitspläne, nur kein Österreich darin».
Tatsächlich tat Frankreich alles, um Habsburg zu schwächen. 1859 hatte es Italien geholfen, die habsburgische Herrschaft in der Lombardei zu beenden, und 1866 Preussens Triumph über Österreich zugelassen. «Wir sind in Sadowa geschlagen worden», so zürnte darob Frankreichs Kriegsminister Jacques-Louis Randon; die Forderung nach der «Revanche pour Sadowa» wurde als Ziel französischer Politik zum geflügelten Wort. Zu der sich nun formierenden «Kriegspartei» gehörte der Kaiser selbst zwar nicht, aber auch er fühlte sich von Bismarck betrogen, denn er erhielt keine Kompensationen für sein Stillhalten 1866. Der Erwerb des Grossherzogtums Luxemburg, das der König der Niederlande an Frankreich verkaufen wollte, scheiterte im Frühjahr 1867 kläglich. Die antipreussische Stimmung wuchs.
Büüsker:Aber dieses bewusste Gestalten, bedeutet das nicht auch, dass man das, was mal war, erhalten muss, um sich damit auseinanderzusetzen? Beispielsweise Dresden, Pegida, die immer auf dem Theaterplatz demonstrieren, der ja früher Adolf-Hitler-Platz hieß, und es gibt viele politische Beobachter, die darauf hinweisen, dass dieser historische Name auch in der Gegenwart eine Bedeutungsebene hat. Müssen wir, wenn wir diese Umbenennungen machen, nicht auf die historische Komponente auch irgendwie hinweisen?
Richter:Doch, das finde ich auch gut. Bei Denkmalen, finde ich, bietet sich das sehr oft an, dass man das Denkmal stehen lässt und damit irgendwie umgeht. Man kann das zum Beispiel vom Sockel holen. In Paraguay gibt es ein sehr schönes Beispiel mit dem Diktator Alfredo Stroessner, dass der zwischen zwei Betonklötze eingequetscht wurde. Oder man kann auch eine Aufklärungstafel daneben stellen. Das finde ich bei Denkmälern ganz wichtig.
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Die Einleitung zur Frage ist Gesinnungsjournalismus in Reinkultur. Der Bezug Pegida – Hiltler, den Frau Büüsker herstellt, ist unglaublich. Prof. Richter geht denn auch gar nicht darauf ein.
Linksgrüne Angriffe auf Kultur und Geschichte stoppen! Wir sind gegen willkürliche Umbenennungen historisch gewachsener Straßen und Plätze. Das Konzept des integralen Historismus ist der beste Umgang mit der Vergangenheit, für eine reflektierte Gegenwart und eine erfolgreiche Zukunft Deutschlands.
Über Nacht werden FDP-Mitglieder Nazis. Sogar dann wenn sie ganz jung sind und einen Migrationshintergrund haben:
Der 18-jährige FDP-Politiker Hadi Al-Wehaily wird seit dem Thüringen-Eklat auf der Straße als „Nazi“ beschimpft und im Internet bedroht. Ein harter Einstieg für den Neuling. Besonders trifft ihn die mangelnde Solidarität vieler Linker.
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Hadi Al-Wehaily:Ich wurde auf der Straße angepöbelt und beleidigt. Beim Flyer verteilen zum Beispiel und am Infostand. Die Leute haben gesagt: „Ich rede mit Faschisten wie Dir nicht. Nur mein Anstand hält mich davon ab, Dir vor die Füße zu spucken.“ Oder sie rufen einfach: „Schäm Dich!“
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Der unsägliche Vorgang belegt eindrucksvoll, dass es sich bei der Bezeichnung „Nazi“ um einen reinen Kampfbegriff handelt. Die Menschen, die diesen Begriff wahllos gegen jeden politischen Gegner verwenden, haben keine Ahnung. Nein, sie merken nicht einmal, dass ihr Verhalten das widerspiegelt, was auch im Nationalsozialismus gang und gäbe war:
Blinder Hass!
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… tritt der von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs und Deutschland ausgehandelte Versailler Vertrag in Kraft. In ihm enthalten ist die Satzung für die erste zwischenstaatliche Organisation, die die friedlichen Beziehungen zwischen den Nationen wahren soll: Der Völkerbund. Das Trauma des Krieges sei für den historischen Zusammenschluss entscheidend gewesen, weiß der Genfer Historiker Pierre-Étienne Bourneuf. Der Völkerbund habe allem voran die Barbarei eines neuen Krieges verhindern sollen. […]
Hören Sie den aktuellen Bericht des Dlf vom 6.1.2020: