Die Botschaft – weltweit verbreitet -, lautet: Germans First. So wundert es nicht wirklich, dass in der Nacht zu Sonntag die Autos der Essener Tafel und die hintere Eingangstür reflexhaft mit „Fuck Nazis“- Sprüchen beschmiert wurden. Die Essener Tafel – alles Rassisten und Nationalisten? So einfach kann man es sich nicht machen.
In Deutschland gibt es rund 930 Tafeln, die überschüssige Lebensmittel sammeln und damit regelmäßig bis zu 1,5 Millionen Menschen versorgen. Mit rund 60.000 ehrenamtlichen Helfern sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in diesem Land. Die Menschen, die dort ihre Zeit investieren, sind keine ausgebildeten Sozialarbeiter, werden nicht vom Staat bezahlt, geschult oder unterstützt. Für diese Fürsorge verdienen sie zunächst einmal unseren Dank. Denn eins ist klar: die Bekämpfung von Armut und die Sicherung des Existenzminimums ist grundsätzlich Aufgabe des Staates und nicht der Zivilgesellschaft.
Die Tafeln sind keine politische Bewegung. Die Leute, die dort freiwillig und unentgeltlich mithelfen, erleben jeden Tag hautnah, was Armut bedeutet. Deshalb sollte man ihnen unbedingt zuhören. Und es wäre grundfalsch, die Mitarbeiter*innen unter Diskriminierungsverdacht zu stellen oder sie gar zu Rassisten zu stempeln. In erster Linie sind das Menschen, die praktisch und unbürokratisch denjenigen helfen, die es bitter nötig haben. Und die diesen Menschen häufig das geben, was Ihnen genommen wurde: ihre Würde.
Aber richtig ist auch: Die Essener Tafel hat die denkbar schlechteste Möglichkeit gewählt, ein Problem zu lösen. Es ist nicht besonders schlau, am unteren Ende unserer Gesellschaft „Hunger Games“ zu veranstalten und Deutsche gegen Ausländer auszuspielen. Also Menschen gegen Menschen. Da gibt es bessere Verfahren, einen Ausgleich herzustellen, die auch von vielen anderen Tafeln angewendet werden wie zum Beispiel Punktesysteme, häufigere Öffnungszeiten, Losverfahren und anderes.
Aber Essen zeigt eben auch auf, was da in unserem Land gerade passiert. Es gibt ein ernsthaftes Problem. Der Job der Tafeln ist nun mal nicht die Flüchtlingshilfe an sich. In manchen sozialen Brennpunkten fühlt sich die angestammte, eingesessene Bevölkerung an den Rand gedrängt. Sie fühlt sich dort (und vielleicht ist sie es auch faktisch) als die vernachlässigte Minderheit im „eigenen Land“. Zurückgeschubst, weggedrängt, ignoriert. Das darf so nicht sein.
Und es nützt auch nichts, diesen Menschen Toleranz zu verordnen, wenn sie sich ausgeliefert und verlassen fühlen. Da hilft auch keine Erziehungsmaßnahme oder ein moralischer Appell. Das erzeugt nur Trotz und Wut und treibt diese Menschen den rechtspopulistischen bzw. extremistischen Parteien zu.
Warum können wir ihnen nicht zuhören und sie ernst nehmen? Lebensmittel sind das eine. Menschliche Zuwendung ist das andere. Und über Geld müssen wir an dieser Stelle erst gar nicht erst diskutieren. Denn das ist da.
Eine schöne Woche,
dh
Es gab dann aus Sicht von Frau Hayali wohl bei etlichen Lesrrn eine „verkehrte“ Sicht der Dinge. Deshalb der Nachtrag:
Nachtrag: weil hier einige den Text (absichtlich) falsch verstehen:
0. den ganzen Kommentar lesen würde helfen (daher steht der Nachtrag auch hier oben…)
1. das Motiv der Tafel verstehe ich sehr gut. Schubsen, etc. geht gar nicht. Nichts anderes steht im Kommentar. Ich teile nur nicht die Konsequenz. Alle Ausländer/Flüchtlinge („Neukunden“) erst ein mal pauschaul auszuschließen, das kann nicht der Weg sein. Meine Meinung. Sie können das gern anders sehen.
2. Autos beschmieren und Co geht auch gar nicht. Steht allerdings auch im Text.
3. es ist keine Kritik an den Helfern! Im Gegenteil. Da steht folgendes:
„Die Menschen, die dort ihre Zeit investieren, sind keine ausgebildeten Sozialarbeiter, werden nicht vom Staat bezahlt, geschult oder unterstützt. Für diese Fürsorge verdienen sie zunächst einmal unseren Dank.“ Und man solle Ihnen zuhören! Aber es ist eine Kritik an der Entscheidung
4. Woher wissen hier einige, was ich tue und was nicht? Würde man immer erzählen, was man tut, hieße es: „Guck mal, jetzt hängt die das an die große Glocke.“ Wenn man es nicht sagt, kommen so Kommentar, wie: „Die macht ja nix. Aber auf unsere Kosten leben. Elfenbeinturm.“
5. Nein, ich war nicht in Essen. Kenne aber ähnliche Zustände. Sollen/dürfen Journalisten also nur noch das kommentieren, was sie selbst erlebt haben? Wie soll das gehen?
6. und an alle Hetzer: „Der Job der Tafeln ist nun mal nicht die Flüchtlingshilfe an sich.“
So. Und hierum gehts!
Nicht genug für alle?!?
Lebensmittel nur noch für Bedürftige mit deutschem Pass? Seit Dezember schon können sich bei der Essener Tafel nur noch Deutsche als „Neukunden“ registrieren. Nicht deutsch? Kein Essen! Ist das richtig? Ist das nachvollziehbar?
Das hat uns gerade noch gefehlt: Im Kampf um kostenlose Lebensmittel werden Bundesbürger bevorzugt? „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. Das wusste schon Bertolt Brecht. Aber wir leben nicht 1928 zu Zeiten der Dreigroschenoper, sondern 2018 in einem der reichsten Länder der Erde. Und hier konkurrieren jetzt die Ärmsten der Armen um kostenlose Lebensmittel und werden nach Nation sortiert?
Die Botschaft – weltweit verbreitet -, lautet: Germans First. So wundert es nicht wirklich, dass in der Nacht zu Sonntag die Autos der Essener Tafel und die hintere Eingangstür reflexhaft mit „Fuck Nazis“- Sprüchen beschmiert wurden. Die Essener Tafel – alles Rassisten und Nationalisten? So einfach kann man es sich nicht machen.
In Deutschland gibt es rund 930 Tafeln, die überschüssige Lebensmittel sammeln und damit regelmäßig bis zu 1,5 Millionen Menschen versorgen. Mit rund 60.000 ehrenamtlichen Helfern sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in diesem Land. Die Menschen, die dort ihre Zeit investieren, sind keine ausgebildeten Sozialarbeiter, werden nicht vom Staat bezahlt, geschult oder unterstützt. Für diese Fürsorge verdienen sie zunächst einmal unseren Dank. Denn eins ist klar: die Bekämpfung von Armut und die Sicherung des Existenzminimums ist grundsätzlich Aufgabe des Staates und nicht der Zivilgesellschaft.
Die Tafeln sind keine politische Bewegung. Die Leute, die dort freiwillig und unentgeltlich mithelfen, erleben jeden Tag hautnah, was Armut bedeutet. Deshalb sollte man ihnen unbedingt zuhören. Und es wäre grundfalsch, die Mitarbeiter*innen unter Diskriminierungsverdacht zu stellen oder sie gar zu Rassisten zu stempeln. In erster Linie sind das Menschen, die praktisch und unbürokratisch denjenigen helfen, die es bitter nötig haben. Und die diesen Menschen häufig das geben, was Ihnen genommen wurde: ihre Würde.
Aber richtig ist auch: Die Essener Tafel hat die denkbar schlechteste Möglichkeit gewählt, ein Problem zu lösen. Es ist nicht besonders schlau, am unteren Ende unserer Gesellschaft „Hunger Games“ zu veranstalten und Deutsche gegen Ausländer auszuspielen. Also Menschen gegen Menschen. Da gibt es bessere Verfahren, einen Ausgleich herzustellen, die auch von vielen anderen Tafeln angewendet werden wie zum Beispiel Punktesysteme, häufigere Öffnungszeiten, Losverfahren und anderes.
Aber Essen zeigt eben auch auf, was da in unserem Land gerade passiert. Es gibt ein ernsthaftes Problem. Der Job der Tafeln ist nun mal nicht die Flüchtlingshilfe an sich. In manchen sozialen Brennpunkten fühlt sich die angestammte, eingesessene Bevölkerung an den Rand gedrängt. Sie fühlt sich dort (und vielleicht ist sie es auch faktisch) als die vernachlässigte Minderheit im „eigenen Land“. Zurückgeschubst, weggedrängt, ignoriert. Das darf so nicht sein.
Und es nützt auch nichts, diesen Menschen Toleranz zu verordnen, wenn sie sich ausgeliefert und verlassen fühlen. Da hilft auch keine Erziehungsmaßnahme oder ein moralischer Appell. Das erzeugt nur Trotz und Wut und treibt diese Menschen den rechtspopulistischen bzw. extremistischen Parteien zu.
Warum können wir ihnen nicht zuhören und sie ernst nehmen? Lebensmittel sind das eine. Menschliche Zuwendung ist das andere. Und über Geld müssen wir an dieser Stelle erst gar nicht erst diskutieren. Denn das ist da.
Nachtrag: Und um es noch mal deutlicher zu sagen – Anstand und Höflichkeit sind Grundvoraussetzungen für ein gutes Miteinander.
SchönecWoche,
dh
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