Hass, rechter Hass ist ein Phänomen, das seit einigen Monaten vermehrt in Medien, in der Politik thematisiert wird. Anlass sind Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte wie jüngst in Bautzen – Gaffer applaudierten ob des Feuers und behinderten wohl die Feuerwehr beim Löscheinsatz – und Demonstrationen, die Menschen direkt angehen, die in bedrängender, beängstigender Art und Weise Parolen skandieren, die Wegbereiter der Demokratisierung der DDR waren. Wie jetzt in Clausnitz geschehen, wo etwa 100 Menschen „Wir sind das Volk“ ankommenden Schutzsuchenden in einem Bus entgegen schrien, ihre Abneigung hasserfüllt dokumentierten. Das ist alles nicht schön, nein, es ist hässlich, und wenn womöglich Straftatbestände vorliegen, muss ermittelt, muss ggf. angemessen bestraft werden.
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Selbstverständlich geht nach solchen Taten vollkommen zu Recht ein Aufschrei durch die Zivilgesellschaft. Presse, Funk und Fernsehen überschlagen sich mit Berichten, Interviews und Kommentaren. Am 24.2.2016 wurde gar eine aktuelle Stunde im Bundestag angesetzt. Es wurde darüber debattiert, wer wie den besten Weg hat, die Abscheu und die Widerwärtigkeit zum Ausdruck zu bringen. Ob die Sachsen an sich besonders rechtsextrem seien oder nicht, war Thema.
Eher in den Hintergrund rückte die Frage, weshalb es zu solchen Ausbrüchen extremen Verhaltens anderen Menschen gegenüber kommt. Spielt die Entfremdung, das sich Entfernen von Politik und Bürgern eine Rolle? Ganz sicher. Viele Bürger fühlen sich von den gewählten Vertretern nicht mehr richtig vertreten. Manche Menschen, im Verhältnis zu gut 80 Millionen Einwohner Deutschlands, einige wenige Menschen lassen dann die unzivilisierte, Menschen verachtende Sau raus, begehen Straftaten und stellen Deutschland, ein Bundesland, eine Kommune in ein schlechtes Licht.
Ganz viele Menschen in Übersee, in Asien und sonstwo in der weiten Welt, Menschen, die gerade vielleicht mal wissen, dass Deutschland in Europa liegt, bekommen ob der ausführlichst, langwierig und m. E. viel zu alarmistisch geführten Debatten den Eindruck, in Deutschland stehe der Nationalsozialismus mit den Schlägertrupps der SA vor der Tür. Ob Politik und Medien sich, Deutschland und seinen Körperschaften damit einen Gefallen tun, wage ich zu bezweifeln. Weniger Rechtsextreme werden es dadurch jedenfalls nicht. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein.