Es scheint immer schwerer zu werden, unpolitische Gespräche zu führen. Ich erlebe zumindest mehr und mehr, dass harmlos und banal beginnende Unterhaltungen schnell bei den zu hohen Mieten, den zu niedrigen Löhnen, den vielen Obdachlosen, der Migrationspolitik, der Altersarmut, der Klimafrage oder der Notwendigkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens landen.
Das klingt ernst und ziemlich trocken. Und doch begann die CDU-Veranstaltung unfreiwillig heiter. Annegret Kramp-Karrenbauer sorgte höchstselbst dafür. Die CDU-Chefin begrüßte die Gäste in der CDU-Parteizentrale, dem Konrad-Adenauer-Haus und fuhr dann fort:
„Ich freue mich insbesondere, dass wir dies nicht nur als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten hier heute Abend unter uns tun, sondern dass wir dies gemeinsam, mit Freundinnen und Freunden der CSU tun.“
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Originalauszug aus der Rede AKK´ s, Dlf 11.2.2019:
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Kramp-Karrenbauer war in Gedanken offensichtlich bei den Sozialdemokraten, die ebenfalls gestern tagten, allerdings zum Thema Sozialpolitik:
… steht in merkwürdigem Kontrast zu seiner guten Laune. Hongkong, fährt er
kauend und lächelnd fort, zehre von den Errungenschaften der Vergangenheit. Ihm selbst gehe es zwar gut, er verdiene prächtig, besitze ein paar Immobilien, die Kinder gingen auf Privatschulen. Doch die allgemeinen Aussichten seien düster. Die nach Hongkong strömenden Chinesen vom Festland seien aggressiver, die kommunistischen Kader trickreicher, strategischer, skrupelloser, härter, besser geschult für brutalen Wettbewerb. Hongkongs Bevölkerung sei zu soft. Nicht zuletzt gebreche es ihr am militärischen Training – für Bürger Hongkongs besteht keine Wehrpflicht. […]
… im Januar 2019 sank um sage und schreibe 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 367.300 Einheiten. Im dritten Monat in Folge geht es abwärts – und zwar mit fast 20 Prozent. Eine heftige Rezession des Kernsektors der deutschen Industrie ist nicht mehr von der Hand zu weisen.
[…]
Deutschlands Autobauer sind nach zahlreichen Jahren des Jubelns mittlerweile knallhart auf dem Boden der Realität gelandet. Alleine die Dieselaffäre hat den VW-Konzern bereits 28 Milliarden Euro gekostet. Geld, das der Konzern in Kürze bitter benötigen würde. Von dem globalen Reputationsverlust ganz zu schweigen. Auch beim schwäbischen Automobilhersteller Daimler stehen die Zeichen auf Sturm – der Gewinn ist um ein Drittel eingebrochen. Die Dieselaffäre, die neuen Abgasmessungen (WLTP – Worldwide harmonized Light vehicles Test), und folglich höhere Steuern sowie die lahmende Auslandsnachfrage — insbesondere auf dem wichtigsten Markt China — haben den Höhenflug der deutschen Autoindustrie unschön beendet.
Bei Flaute sollen es Gaskraftwerke richten. Dann, wenn die gem. Modell verdoppelte Wind- und Sonnenstromerzeugungskapazität nicht ausreicht, um den Bedarf an Strom in Deutschland zu decken.
Wie hätte das im Januar 2019 ausgesehen?
An 12 Tagen hätten die Erneuerbaren ausgereicht, um alleine den Tagesstrombedarf Deutschlands netto zu decken.
Voraussetzung wäre die permanente Verfügbarkeit des erzeugten Stroms an jedem Ort in Deutschland (Stromtrassen) gewesen.
Zusätzlich hätten 12,34 TWh Gasstrom erzeugt werden müssen, um an den übrigen 19 Tagen fehlenden Wind- und Sonnenstrom auszugleichen.
Am 24.1.2019 wären 1,31 TWh Gasstrom nötig gewesen. Dafür wäre eine Gasstromkapazität von 55 GW nötig. Installiert sind z. Zt. etwa 30 GW. Es käme nach einer Verdoppelung der installierten Leistung Gas also gerade so hin. Rein rechnerisch.
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Weil es Rettungsschiffe gibt, setzen sich nur noch mehr Menschen in Schlauchboote. Helfer wie Alessandro Porro spielen den Schleusern in die Hände. Die Befürworter finden: Menschen, die nach Europa wollen, kommen so oder so. Es ist eine moralische Notwendigkeit, sie zu retten und an einen sicheren Ort zu bringen.
Es gibt gute Gründe, der einen oder der anderen Seite zu glauben. Ich habe Studien gelesen, die die Sichtweise der Seenotretter stützen. Auf der anderen Seite erzählte Porro mir an diesem Tag von einem Mann aus Bangladesch oder Pakistan, den die „Aquarius“ aus dem Meer gezogen hat und der an Bord einen der Helfer erkannte – aus einer Reportage, die er in seinem Heimatland gesehen hatte. Schwer zu glauben, dass er seine Überfahrt geplant hat, ohne an die „Aquarius“ zu denken.
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Selbstverständlich ist es richtig, Menschen, die sich unmittelbar in Not befinden, zu retten.
Der Bericht zeigt sehr schön den Unterschied zwischen verantwortungs- und gesinnungsetischem Handeln.
Gesinnungsethisch Handelnde wollen jeden Einzelnen, egal ob 1, 100, 1.000 oder Millionen Mneschen retten. Sie geben vor, Seenotrettung zu betreiben. Sie wollen aber, dass die Menschen, denen es in Afrika so elend geht auf´ s Meer gehen, damit sie sie retten können. Sie nutzen den „Fluch der Guten Tat.“, immer wieder in ihrem Sinn Gute Taten nötig macht.
Verantwortungsethisches Handeln wäre m. E. die Verunmöglichung der illegalen Einreise nach Europa. Die Menschen in der Welt müssen sich selber um ihr Schicksal kümmern und sich aus der aufgezwungenen Unmündigkeit befreien. Da , wo sie leben, wo ihre Heimat ist. Und wenn diese Menschen z. B. stolz darauf sind, möglichst viele Kinder zu bekommen, müssen sie sich auch um deren Auskommen, Überleben kümmern. Oder mit dem Verlust von Kindern leben. Ohne Hilfe von außen.
Gesinnungsethik geht, Verantwortungsethik geht nicht in unserer westlichen Welt.
… auf den Champs Elysées konnte man ein paar tausend Leute in gelben Westen im Chor rufen hören: „Macron, Demission“. Das heißt übersetzt: „Macron, Rücktritt“ und ist eher die höfliche Variante von „Macron muss weg!“. Man konnte auch Sprechchöre hören und auf Transparenten lesen: „Macron, dégager“, das ist die weniger höfliche Variante und meint: „Macron, hau ab.“ Es kommen Erinnerungen an die Wahlkampfbesuche von Kanzlerin Merkel im Osten Deutschlands auf.
Der Riss in der französischen Gesellschaft verläuft nicht vertikal zwischen „lechts und rinks“, sondern horizontal zwischen „denen da oben und denen da unten“. Zwischen denen da oben, die keinerlei finanzielle Sorgen hegen und zum Teil auf Kosten derer da unten leben, die nicht mehr wissen, wie sie mit Ihrem Einkommen auskommen sollen.