Den Aufstand von Jewgeni Prigoschin …
… hält er für „bedeutungslos“, die Waffenlieferungen für die Ukraine für ein „Missverständnis“. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán beschreibt im Interview mit WELT außerdem, wieso er zur AfD auf Distanz geht.
Viktor Orbán zu Putin
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WELT: Wie geschwächt ist Putin aus Ihrer Sicht?
Orbán: Wenn das passieren konnte, ist das ein klares Zeichen von Schwäche. Aber wenn es in 24 Stunden erledigt ist, ist es ein Zeichen von Stärke.
WELT: Sie denken also, Putin ist stark.
Orbán: Sie wissen, Putin ist der Präsident von Russland. Wenn also jemand spekuliert, dass er scheitern oder ersetzt werden könnte, dann versteht er das russische Volk und die russischen Machtstrukturen nicht.
WELT: Erklären Sie mir, warum? Ich meine, wir sahen Söldner, die in Richtung Moskau unterwegs waren. Keiner hat sie aufgehalten. Es sah so aus, als hätte er für einige Zeit die Kontrolle verloren.
Orbán: Wahrscheinlich haben sie das.
WELT: Aber Sie glauben, dass er stark ist. Warum?
Orbán: Weil das Russland ist. Russland arbeitet und funktioniert anders als die europäischen Länder.
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Viktor Orban zur AfD
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WELT: Wir sehen in Deutschland, dass die AfD in den Umfragen immer stärker wird. Sie liegt jetzt bei 20 Prozent und damit in etwa auf dem gleichen Niveau wie die Partei von Bundeskanzler Scholz. Sind Sie darüber glücklich?
Orbán: Nein, das ist Ihr Job, nicht meiner.
WELT: Sie haben Kontakte zur AfD, nicht wahr?
Orbán: Wir haben sehr wenige, aber wir haben Kontakte zu allen demokratisch gewählten Parteien in Deutschland. Es gibt einen Grund, warum wir keine stärkere Zusammenarbeit mit der AfD haben. Wie wissen nicht genau, worum es ihr geht. Es ist nicht klar, ob ihr Programm für oder gegen Europa ist. Es ist nicht leicht zu verstehen. Aber das ist sowieso nicht unsere Aufgabe, denn wir müssen uns mit den ungarischen Parteien und ungarischen Themen befassen. Es ist Ihre Partei.
WELT: Welchen Grund sehen Sie für die 20 Prozent in den Umfragen?
Orbán: Europa ist ein Europa, das unter sehr schwierigen Bedingungen lebt. Wissen Sie, die Europäische Union wurde für zwei Dinge geschaffen. Erstens für den Frieden, und jetzt befinden wir uns in einem Krieg. Das zweite war der Wohlstand und die Wirtschaft. Es wird immer mühsamer und schwieriger, den Wettbewerb aufrechtzuerhalten und den Menschen Wohlstand zu bieten. Ich verstehe also, dass die sogenannten Protestparteien aufkommen.
WELT: Würden Sie den Chef der AfD nach Budapest einladen?
Orbán: Es gibt keinen Grund, das zu tun. Aber es ist eine demokratisch gewählte Partei.
WELT: Es gibt auch Leute in Deutschland, die sagen, dass sie Faschisten sind.
Orbán: Das ist Ihre Angelegenheit. Ich würde das nie über eine demokratisch gewählte deutsche Partei sagen. Provozieren Sie mich nicht zu dieser Diskussion.
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Geht Herr Orbán wirklich auf Distanz zur AfD?
Ich denke, da ist ein Wunsch der Vater des WELT-Gedankens.
Quelle Ausschnitt, Zitate & komplettes Interview plus PDF* plus PDF* Auszug Leserkommentare
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*Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Ungarn, Deutschland, EU u.v.m.“ ist, zitieren wir den Text plus einen Auszug der Leserkommentare als PDF . Verweise und alle Kommentare der Leserschaft lesen Sie, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage für 1 € testen. Achtung: Die Schnupperangebote können sich ändern!
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