Ich [Carlos A. Gebauer] möchte eine These …
… zur Diskussion in den Raum stellen: Der „Great Reset“ markiert den Versuch, die durch Reformation und Aufklärung ermöglichte Befreiung und Emanzipation des selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Menschen wieder machtvoll reaktionär rückabzuwickeln. Die republikanische Selbstorganisation in frei gewählten, souveränen staatlichen Gemeinschaften soll allem Anschein nach in einen ubiquitär digitalisierten, zentralisierten Machtapparat transformiert werden. Pandemieangst und die Panik vor Umweltkatastrophen mögen dazu vielleicht sogar die erforderliche Akzeptanz in der Bevölkerung für das Projekt herbeimanipulieren. Inmitten Europas wird dabei augenscheinlich gezielt die legendäre und sprichwörtliche deutsche Angstbereitschaft zur Umsetzung der Transformation instrumentalisiert. Und wie es Mattias Desmet oder Rutger Bregman in jüngerer Vergangenheit erneut beschrieben haben: Gerade im Namen des Guten neigen Menschen zu Irrationalitäten und dann sogar zu Grausamkeiten. Erscheinen die 17 „Sustainable Development Goals“ also vielleicht gerade deswegen als explizit glücksverheißende Transformationsziele der faktisch repressiven, multiplen und globalen Agenden? …
… Mein Eindruck ist, dass jener „Great Reset“ als politischer Akt zur Refeudalisierung nicht nur die gesamte menschliche Emanzipation der Moderne umkehren will, sondern noch übergreifender, auf Basis von Angsterzeugung, neoautoritär gegen den Verstand als solchen Kontrafaktisches durchzusetzen versucht. Dieser Prozess wird praktisch weltweit, zentral jedoch im „Westen“ betrieben und nimmt in Zentraleuropa – namentlich in Deutschland – einen soziologisch durchaus perfiden Weg.
„Klimarettung“ und „Pandemiebekämpfung“ knüpfen nämlich beide an die lange Angstgeschichte Mitteleuropas an. Der durch die Reformation des Jahres 1517 in geistliche Freiheit entlassene Mensch hatte seinerzeit bekanntlich nicht nur die alten metaphysischen Sicherheiten des Mittelalters verloren, als ihm von Martin Luther der Mut zugesprochen wurde, einen eigenen, individuellen Zugang zu Gott zu finden. In der anschließenden Aufforderung Immanuel Kants, sich insgesamt befreiend des eigenen Verstandes zu bedienen, lag immer auch eine noch weitergehende Zumutung. Die Revolutionäre Amerikas von 1776 und die von Frankreich im Jahre 1789 bugsierten den Einzelnen damit nämlich noch weiter als schon Luther in die individuelle Pflichtenposition, das eigene Leben selbst in den Griff zu nehmen und sich eigenverantwortlich mit anderen zu organisieren. Diese Befreiung bedeutete also zwangsläufig immer auch eine Loslösung von vorher sicher geglaubten, gleichsam festzementierten Umständen. Als Nebeneffekt der Freilassung verbreitete sich somit eine umfängliche Lebensangst.
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Quelle Ausschnitt, Zitat & kompletter Artikel
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- Great Reset bei MEDIAGNOSE // PDF des Klaus Schwab-Buchs
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