Martin Schulz: Ein Blender? Ein Populist?

Henryk M. Broder beschäftigt sich in einem WELTplus-Artikel* mit Martin Schulz in seiner neue Rolle als Kanzlerkandidat der SPD für Deutschland.

„Ende Mai letzten Jahres gab Schulz der „Welt am Sonntag“ ein Interview, in dem er auf die Frage, ob er als Kanzlerkandidat der SPD antreten möchte, antwortete: „Sie sehen ja, wie voll meine Agenda ist. Ich habe nicht viel Zeit, über meine Zukunft nachzudenken. Ich habe 32 Jahre, mein ganzes politisches Leben, in Europa investiert. Und Europa ist momentan nicht im besten Zustand. Ich versuche, hier meinen Beitrag zu leisten, dies zu ändern. Mein Platz ist in Brüssel.“

Oppenberg
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Gut, das war im Mai. Da sah es noch so aus, als ob die Zusage des Wechsels in 2017 noch „gedreht“ werden kann.

„Zu dieser Zeit sah es danach aus, als habe Schulz eine Chance, zum dritten Mal zum Präsidenten des Europaparlaments gewählt zu werden. Der umtriebige und bestens vernetzte Rheinländer, der an keiner Kamera vorbeigehen kann, ohne ein Interview zu geben, hatte sich aber nicht nur viele Freunde, sondern auch einige Feinde gemacht.“

So wurde aus dem „Weitermachen als EU-Präsident“ die Rückkehr, nein, die Einkehr in die Bundespolitik. Denn bundespolitisch hat Martin Schulz nichts vorzuweisen.

„In einem kurzen YouTube-Clip, in dem er sich für die „ungeheure Unterstützung“ bei den Nutzern eines Internet-Portals bedankt, verspricht er: „Ich als zukünftiger Kanzler der Bundesrepublik (werde) dafür sorgen, dass es (in Deutschland) gerechter zugeht.“ Gerechter als unter Merkel und Gabriel? Gerechter als unter Schröder und Fischer?“

Was will Martin Schulz denn nun besser machen?

„Wenn man elf Jahre lang Bürgermeister einer Stadt mit knapp 40.000 Einwohnern war, dann weiß man, was beim Arbeitsamt, bei der Polizei, beim Jugend- und Sozialamt, dann weiß man, was in den Schulen und den Altenheimen, bei den Mittelständlern und den kleinen Ladenbesitzern, bei den Gewerkschaften, im Sportklub, bei der lokalen Kulturszene, ja, man weiß sogar, was bei der freiwilligen Feuerwehr los ist.“

„Und so verspricht er allen alles: verspricht die Familien zu stärken, gebührenfreie Bildung von der Kita bis zum Studium, mehr Krippen, Kitas und Ganztagsschulen statt ´Wolkenkratzer von globalen Finanzinstituten, die mit ihrer verspiegelten Architektur einen Machtanspruch dokumentieren und zementieren wollen`.“

Und in Europa? Wie sieht es da aus?

„Europa besser, ef fizienter, bürgernäher und sozial gerechter zu machen, dazu hatte Martin Schulz in Brüssel reichlich Gelegenheit, 22 Jahre lang. Dass er diese Mammutaufgabe in Berlin fortsetzen und mit dem Job des Bundeskanzlers verbinden will, kann nur mit akuter Selbstüberschätzung erklärt werden. Zumal Schulz zugibt, dass ´Europa in einem schlechten Zustand` ist. ´Wir können im Moment in Echtzeit beobachten, wie ein Kontinent aussieht, in dem es keine Gemeinsamkeiten gibt.`

Siems Schulz
Ergänzenden Bericht von Dortohea Siems lesen: Auf Bild klicken

Dazu bezahlbare Wohnungen, eine Perspektive für Menschen in den ländlichen Räumen, Schutz unserer Umwelt, eine Null-Toleranz-Politik, allerdings ´mit Augenmaß`, gegenüber jedem, der ´sich nicht an die Regeln hält` und – natürlich – höhere Steuern für die Reichen und Superreichen.

´Das ist die Aufgabe der SPD, für Gerechtigkeit zu sorgen.` Die ´hart arbeitenden Menschen in diesem Land`, die ´das Gefühl haben, sie würden nicht respektiert, weil es nicht gerecht zugeht`, sollen wissen: ´Wir Sozialdemokraten verstehen eure Gefühle, und wir gehen, was diese Unwucht bei der Gerechtigkeit angeht, auf euch zu.` „

Was hat die SPD in der Vergangenheit ohne Schulz eigentlich gemacht? Sie hat all´ die Ministerien belegt, die für die soziale Gerechtigkeit relevant sind. Sie saß an den Hebeln der Macht, um diese Ideen durchzusetzen.

Henryk M. Broder kommt deshalb auch zu folgendem Ergebnis:

Schulz ist unser Trump, ein lupenreiner Populist. Mal sagt er hü, mal sagt er hott, merkt aber nicht, dass er sich widerspricht. Denn nur Schulz weiß, was Schulz will.

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*Sämtliche Zitate stammen aus diesem Artikel.

Meine anderen Artikel zu Martin Schulz finden Sie hier
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Ein Gedanke zu „Martin Schulz: Ein Blender? Ein Populist?“

  1. Sehr geehrter Herr Broder,

    ich danke Ihnen sehr für diesen Beitrag!

    Nun soll in der SPD die nächste Mogelpackung her, aber gewiss nicht aus Überzeugung bei den Genossen. Sondern aus reinem Wahlkalkül.
    „Besser“ wird für all die immer noch unter der Politik der SPD Leidenden nichts:
    Geht es in kritischem Alter durch Arbeitslosigkeit auf die Armut zu, dann ist vollkommen egal, ob nach einem Jahr, 15 Monaten oder 24.

    Purer Populismus.
    Herr Schulz, nicht alle Menschen sind naiv oder/und dumm.
    Eine relativ ungepflegte Erscheinung, die verdächtig oft in die Kamera lächelt.
    Mich berührt er beim Beobachten merkwürdig unangenehm.

    Man hat wohl bei Trump geschaut und gedacht, viele Deutsche sind auch nicht klüger als die US-Bürger und so probieren wir es auch!
    Bei einigen, die im ersten Gefühlstaumel den SPD-und-sozial-Messias kommen sahen, kehrt vielleicht auch wieder der Verstand ein! Ich hoffe darauf.
    Was kann sich Deutschland glücklich schätzen, dass so eine Lichtgestalt wie Schulz nun die EU
    verlässt und in Deutschland wieder mehr „Gerechtigkeit“ schaffen will. So meint er.
    Wo viel Licht – da noch mehr Schatten!

    Die deutsche Parteien-Landschaft hat abgewirtschaftet und ist so frustrierend.
    Man kann leider nur feststellen:
    Es wird weiter gehen mit dem Gefälle zwischen arm und reich; und der Spaltung der Gesellschaft; niemand weiss, wann der gesellschaftliche Frieden endgültig kippt.

    Martin Schulz ist ein Blender.

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