Broders Spiegel: Der Wanderwitz
Am nächsten Sonntag wird in Sachsen-Anhalt gewählt und unbelehrbare Ossis könnten die unberührbare AfD dort zur stärksten Partei machen, sagen Umfragen. Zur Klärung solcher Probleme leistet sich die Bundesregierung einen Ost-Beauftragten. Einen West-Beauftragten braucht sie hingegen nicht. Der Ost-Beauftragte Marco Wanderwitz kann nichts für seien Namen, macht ihn aber mit seinen jüngsten Äußerungen zum Programm.
Henryk M. Broders aktuelles Buch „Wer, wenn nicht ich“ befasst sich mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die dritte Auflage ist ab sofort lieferbar.
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Marco Wanderwitz, der famose Ost-Beauftragte Merkels, hat jetzt seine Einschätzung bestätigt, wonach AfD-Wähler für die Demokratie verloren seien. Ich war erst etwas pikiert, muss ich gestehen, aber bei genauerer Überlegung muss ich ihm Recht geben.
Gründe:
Die AfD lehnt das dringend erforderliche Netzwerkdurchsetzungsgesetz ab, das Hetze verbietet, unter dem fadenscheinigen Vorwand, das sei Zensur; das Verbot von rechter Hetze ist doch wohl wichtiger als das Vermeiden von Zensur!
Die AfD lehnt den massenhaften Zuzug von syrischen und afrikanischen Ärzten und Professoren ab, die wir dringend brauchen.
Die AfD lehnt die Corona-Einschränkungen ab, unter dem Vorwand des Schutzes der Grundrechte.
Die AfD lehnt die Kaltstellung des Parlaments ab, unter dem Vorwand des Sinns der Verfassung, und lehnt damit das doch so notwendige Durchregieren unserer weisen Kanzlerin ab.
Die AfD lehnt bösartigerweise die Abgabe von Rechten an die Brüsseler EU ab, die stets bewiesen hat, dass sie viel besser und effektiver Probleme lösen kann als die Einzelstaaten, und die viel näher dran ist am einzelnen Bürger.
Die AfD lehnt die vollständige Anpassung unseres Lebens und unseres Wirtschaften an die Erfordernisse der Klimarettung ab – ignorierend, dass das Weltklima doch viel wichtiger ist als läppische Einzel-Menschen und ihr ökonomisches Überleben.
Und so weiter und so fort.
Es liegt doch auf der Hand, dass es keine überzeugtere Demokratin gibt als Angela Merkel und ihre Entourage, die uns gottseidank regiert, ohne sich von jedem Hinz oder Kunz von Wähler hineinreden zu lassen. Diese bewundernswerte Frau ist dabei, eine echte „Volksdemokratie“ à la Deutsche Demokratische Republik oder ähnlich der „gelenkten Demokratie“ des Super-Demokraten Putin bei uns aufzubauen.
Für die Inangriffnahme dieser schweren Aufgabe, die den früher als „demokratisch“ aufgefassten Wildwuchs der übermässigen Rücksichtnahme auf irgendwelche Bürger-Interessen zurückschneidet, und die endlich auf den Sinn einer Demokratie hinarbeitet, nämlich das Durchregieren von Führern, sollten wir ihr dankbar sein.
Die AfD weigert sich doch glatt, Merkels Anpassung der Demokratie an zeitgemässe Notwendigkeiten anzuerkennen. Pfui! Diese Partei ist wirklich ewig Gestrig! Anti-Demokraten, die bürokratisch auf dem Buchstaben des Grundgesetzes herumreiten!
Ja, Wanderwitz hat völlig Recht!