Bereits mehrfach wurde über den Bau der Stromtrasse …
… Alegro berichtet, z. B. Hier klicken
MehrSie beginnt in Oberzier mit einem Konverter, führt über Aachen nach Belgien und endet nach etwa 90 Kilometern in Lixhe. Dort steht ebenfalls ein Konverter. 1 GW Strom kann über die Trasse transportiert werden. Die Konverter dienen zur Umwandlung von Gleichstrom (Transport) in Wechselstrom (Netz) und umgekehrt.
Der belgische Ministerpräsident …
… De Croo betonte, die Strombrücke verkörpere die Verbindung zwischen den von beiden Ländern getroffenen strategischen Entscheidungen, nämlich auf Kernenergie zu verzichten und dafür klimaneutrale Energiequellen zu nutzen.
„Strategisch“ bedeutet in diesem Zusammenhang: nicht sofort. Belgiens Energieministerin Tinne van der Straeten, die wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zum Festakt in Aachen angereist war, nannte Alegro dementsprechend einen wichtigen Schritt hin zur Umsetzung des Green Deal, in dessen Rahmen Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden will. Auch Laschet denkt gezwungenermaßen in größeren Zeiträumen, wurde aber etwas konkreter: Die Strombrücke zwischen beiden Ländern ermögliche „langfristig die Stilllegung von Tihange und Doel“. Sie sei „ein Meilenstein für die grenzüberschreitende Stromversorgung“. […]
Jetzt ist die Trasse fertig. Sie kann die Menge Strom transportieren, welche mit der möglichen Erzeugung in Tihange II, also eines Kernkraftblocks identisch ist. Tihange II hat eine Nennleistung von ebenfalls einem GW. Theoretisch könnte der umstrittene Block II in Belgien, welcher nach der qualifizierten Meinung von Prof. Allelein, Inhaber des Lehrstuhls für Reaktorsicherheit und -technik an der RWTH Aachen, sicher ist, sofort abgeschaltet werden. Dann aber müsste Braunkohlestrom nach Belgien geliefert werden. Lässt man die Leitung, die übrigens sehr zügig gebaut wurde, also ungenutzt liegen? Sicher nicht. Schließlich will der Netzbetreiber seine Investition „in´ s Verdienen“ bringen.
Oberzier liegt allerdings nicht in in einer Windparkgegend, sondern mitten im rheinischen Braunkohlegebiet. Dort wird trotz aller Ausstiegsbeschlüsse noch über Jahre Strom mittels Braunkohleverbrennung produziert werden.
Nach Belgien wird also Braunkohlestrom geliefert. Oder Belgien liefert Atomstrom nach Deutschland.
Das ist im Sinn der Energiewende plus Atomausstieg Schilda pur!
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Aufmerken lässt diese diese Meldung in den Aachener Nachrichten vom 14.10.2020:
Erster Golfplatz mit Flutlicht in der Region
WASSENBERG-ROTHENBACH Im Golf-Club Rothenbach soll noch in diesem Monat der erste Neun-Loch-Golfplatz Deutschlands mit einer Flutlichtanlage in Betrieb gehen. Weitere Flutlicht-Plätze gebe es bisher nur in der Türkei, in Spanien und in Dubai, erklärt der Heinsberger Unternehmer Eduard Müllenbruch. Er hat den Platz unweit der niederländischen Grenze in der Nähe des Wassenberger Stadtteils Birgelen im vergangenen Jahr mit seiner Tochter Miriam übernommen. 88 Lichtmasten mit über 600 LED-Strahlern sollen dafür sorgen, dass die Spielbahnen auch in der dunklen Jahreszeit von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr abends bespielt werden können. Den Strom dafür erzeugt eine Photovoltaik-Anlage. (anna)
Dazu meint Leser Josef Küppers in den AN vom 11.11.2020:
Bemerkenswert ist dabei die Behauptung, dass der Strom für die 600 Strahler mit einer Photovoltaikanlage erzeugt wird. Nun wissen aber viele Bürger, dass PV-Anlagen immer dann, wenn man Licht braucht, nur sehr wenig Strom liefern. Der gesamte Strom für die Strahler muss also aus dem Netz entnommen werden, in dessen Strommix bei Dunkelheit garantiert kein Solarstrom zu finden ist. Dafür aber viel Kohlestrom mit seinem CO2-Ausstoß. Mit dieser Tatsache konfrontiert, wird der Anlagebetreiber anführen, dass die PV-Anlage vielleicht sogar mehr Strom erzeugt, als die Flutlichtanlage verbraucht. Dieser Strom wurde aber schon zum Zeitpunkt der Erzeugung verbraucht, um tagsüber den CO2-Ausstoß zu senken. Gespeichert werden kann ja nicht für den Abend. Dafür wurde er nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auch vergütet. Die lapidare Aussage „den Strom dafür erzeugt eine Photovoltaik-Anlage“ gehört also eindeutig in die Kategorie Fake News.
Selbstverständlich kann eine Photovoltaikanlage, die tatsächlich 120 kWh Strom (600 x 200 W) im Schnitt erzeugt, den Strom über Tag subventioniert ins Netz einspeisen. Nachts wird der benötigte Strom günstig eingekauft. Da der Nutzungsgrad Photovoltaik bei etwa 12,5% liegt, sind 8 x 12 Hausdachanlagen („Hausdach“ dient der Veranschaulichung) à 10 kWp notwendig, um den Strom für eine Stunde zu liefern. Angenommene 3 Stunden Flutlichtzeit auf dem Golfplatz benötigen dementsprechend 3 x 8 x 12 Hausdachanlagen à 10 KW = 288 kW. Das wäre dann CO2-neutral. Die für die Solaranlage benötigte Fläche läge bei 288 x 7 = 2.016 qm = 50m x 40,32m. Kosten der Paneele insgesamt ohne Aufbau der Anlage etwa 144.000 €. Finanzierung einer Komplettanlage ist bei entsprechender Bonität möglich. Alle Berechnungen nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne jegliche Gewähr. Werte geschätzt.
Weshalb ist die Flutlichtanlage „CO2-neutral“? Das Co2, welches bei der Produktion des Nachtstroms ausgestoßen wird, wird über Tag neutralisiert. Dank des Solarstroms ist die entsprechende Menge über Tag nicht (unbedingt) konventionell zu erzeugen. Wenn die Solarstromerzeugung allerdings weiter ausgebaut wird, ist es eine Rechnung, die trotzdem nicht aufgehen. In der Mittagsspitze wird die erzeugte Wind-, Sonnenstrommenge vor allem im Sommer immer öfter, immer näher an den Bedarf heranreichen. Trotzdem müssen konventionelle = fossile Kraftwerke bis zu 20 GW Strom erzeugen, damit die Netzstabilität gewährleistet ist. Der überschüssige Strom wird dann billig oder sogar mit Bonus abgegeben. Ergebnis: Doch keine CO2-Ersparnis und für nichts produziert.
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