[…] Seit Beginn der Pandemie hat sich in Schweden …
… nicht viel verändert.
MehrWas im März und April galt, gilt jetzt immer noch. Der Staat bittet die Bevölkerung Abstand zu halten, sich regelmäßig die Hände zu waschen, auf unnötige Reise zu verzichten und zu Hause zu arbeiten. Die schwedische Idee war, auf Maßnahmen zu setzen, die sich über Monate, wenn nicht Jahre, durchhalten lassen sollen. In Restaurants darf weiterhin nicht am Tresen bestellt werden und Zusammenkünfte von mehr als 50 Leuten sind nach wie vor nicht gestattet.
Es gibt aber auch keine Maskenpflicht und die Schulen bleiben offen. Einzig in Pflegeheimen wurde das Besuchsverbot seit dem 1. Oktober wieder gelockert. Allerdings gab es in der vergangenen Woche in einigen Einrichtungen neue Infektionsfälle, so dass die Lockerungen zum Teil schon wieder kassiert worden sind. Der schwedische Sonderweg in der Corona-Krise ist kurz gesagt der: Risikogruppen schützen, medizinische Versorgungseinrichtungen nicht überstrapazieren, damit ausreichend Intensivbetten frei bleiben und Virusinfektionen durch Verhaltensänderungen vermeiden.
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Manfred Thöne ergänzt:
Die Corona-Lage in Weißrußland (Belarus)
Belarus hat knapp 10 Millionen Einwohner und nur 906 an (oder mit) Corona verstorbene Menschen. Einen Lockdown hat es wohl nicht gegeben. Wenn fehlende Covid-19-Maßnahmen für hohe Mortalitätszahlenverantwortlich sind, warum steht dann Belarus auf der Liste der betroffenen Staaten nur auf Platz 74.
Noch eine Sache in Belarus wird thematisiert: Lukaschenko hat in einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass die WHO 92 Millionen US-$ in bar angeboten hat, wenn er sich entschließe , Belarus zu einem Staat wie in Italien zu machen. Damit ist ein rigoroser Lockdown mit bekannten Maßnahmen gemeint.
Dies hat er abgelehnt und Wochen später kam der IWF und hat das Angebot verzehnfacht.
Diese Informationen sind natürlich nicht überprüft, haben aber den Gehalt an Informationen, die in Zusammenhang mit anderen weltweit zustande gekommenen Vorkommnissen, durchaus Sinn ergeben.
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Das genaue Gegenstück zu dem freiheitlichen Schweden ist Neuseeland mit einer besonders strengen Lockdown-Politik. Und das wurde vom Wähler leider auch noch honoriert. Nicht nur der deutsche Michel ist bekloppt:
https://www.tagesschau.de/ausland/neuseeland-wahl-ardern-103.html
Immerhin sogar im ZDF etwas Kritik an der Krisenkommunikation:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-kommunikation-mahnen-100.html
Man muss die einzelnen Länder sehr differenziert betrachten. Die soziologischen und familiären Unterschiede, aus denen unterschiedliche Folgen von Corona resultieren, sind enorm. Während des ganzen Frühjahrs – der „Ersten Welle“ – gab es immer wieder wütende Proteste von Bürgermeistern und Politikern in den italienischen Medien, weil sich die Bürger nicht an Vorsichtsmassnahmen hielten und fleissig weiter feierten und intensive Kontakte pflegten (inzwischen hat sich das wohl etwas geändert).
Manche Länder scheinen gegen Corona weniger „empfindlich“ zu sein als andere.
Im Aufsatz von Ch. Giattino et al., Excess mortality during the Coronavirus pandemic (Our World in Data, 15 Oct 2020) gibt es eine schöne Graphik (The number of deaths from all causes compared to previous years, all ages), in der die Übersterblichkeit verschiedener Länder verglichen wird.
Die Daten dieser Grafik berücksichtigen zwar nicht unterschiedliche Verteilungen der Alterskohorten in den Ländern, aber sie zeigen trotzdem ganz klar, dass es in einigen Ländern (z.B. Spanien) eine beträchtliche Übersterblichkeit gab – in anderen, wie unserem, hingegen kaum (hier möchte ich noch einmal verweisen auf die Studie der Uni. Essen von A. Stang, Excess mortality…, im Journal of Infection vom 18.9.20).