Um die österreichischen Klimaziele bis 2030 …
… zu erreichen, soll der Stromverbrauch (bilanziell) zu 100 Prozent durch erneuerbare Energiequellen gedeckt werden. „Wir reden hier von der größten energiewirtschaftlichen Veränderung dieses Jahrhunderts“, sagt Gerhard Christiner, Technischer Vorstand der Austrian Power Grid (APG), die für das österreichische Stromnetz verantwortlich ist. Die heutige Netz-Infrastruktur sieht er – trotz vielfacher politischer Bekundungen zur Energiewende – darauf nicht vorbereitet.
MehrDass der Strombedarf 2030 tatsächlich zu jedem Zeitpunkt – egal ob Winter oder Sommer, Tag oder Nacht – durch erneuerbare Produktion gedeckt werden kann, ist heute auch in den optimistischsten Szenarien kaum vorstellbar. Darum findet man vor den 100 Prozent immer das kleine Wörtchen „bilanziell“. Das bedeutet, dass nach wie vor Gaskraftwerke bestehen bleiben, die im Bedarfsfall die Schwankungen der Erneuerbaren ausgleichen, oder dass zu solchen Zeiten ausländischer Strom importiert wird. Ansonsten sei 2030 ein Anteil von etwa 88 Prozent realistisch, erklärt Andreas Eigenbauer, Vorstand der E-Control, die als Regulierungsbehörde die Spielregeln für den österreichischen Energiemarkt vorgibt.
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Werden wir von Stromimporten abhängig?
Da sich Sonne und Wind aber nicht um die Bedürfnisse der Menschen kümmern, wird es auch in Zukunft konventionelle Kraftwerke brauchen, um die Versorgungssicherheit sicherzustellen. Vor allem zu sogenannten Dunkelflauten, also wenn längere Zeit keine Sonne scheint, springen thermische – meist mit Gas betriebene – Anlagen ein, um die fehlende Energie bereitzustellen. Etwa zwei Drittel des thermischen Kraftwerkparks sind heute älter als 15 Jahre. Deren Instandhaltung wird für die Betreiber zunehmend unrentabel, weswegen immer mehr dieser Backup-Anlagen eingestellt werden.
Vor allem im Winter, wenn der Stromverbrauch ohnehin höher ist, werden thermische Anlagen zur Netzstabilität aber auch in Zukunft kaum ersetzbar sein. Österreich importiert dann traditionell einen wesentlichen Anteil des Strombedarfs aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland. Diese Importe werden sich mit dem Ausbau der Erneuerbaren deutlich erhöhen und könnten über den Winter zu Importabhängigkeiten führen.
Das ist schon recht bemerkenswert. Denn auch Deutschland will sich im Falle eines Falles auf die Stromerzeugung seiner Nachbarn verlassen: Hier klicken
Aus Österreich aber wird der benötigte Strom ganz sicher nicht kommen:
Weil der Februar 2017 in Österreich noch weniger Wind- und Sonnenstrom brachte, als sonst, habe ich mal die Stromerzeugung Deutschlands im Februar 2017 aufgerufen:
Quelle: Hier klicken
Bis zum 20.2.2017 ist die regenerative Stromerzeugung auch un Deutschland relativ schwach. Ab diesem Zeitpunkt steigt vor allem die Windstromerzeugung stark an. In der Folge fallen die Strompreise. Das gleiche Phänomen, welches auch im Artikel zum Sonntag, den 12.1.2020 beobachtet wurde. Teuer produzierter Windstrom lässt die Preise fallen.
[…]Hunderte Notmaßnahmen
Mit einer Verfügbarkeit von 99,99 Prozent ist das österreichische Stromnetz eins der verlässlichsten der Welt. Die APG als überregionaler Stromnetzbetreiber koordiniert alle Stromflüsse in Österreich sowie den Austausch mit den Nachbarländern und sorgt für die Versorgungssicherheit Österreichs. Sie sorgt zudem für die Balance in der Netzfrequenz. Diese muss konstant bei 50 Hertz liegen. Das heißt, es muss jederzeit gleich viel Strom in das Netz eingespeist werden, wie verbraucht wird. 2018 musste die APG mehr als dreihundertmal kurzfristige Notmaßnahmen – also unvorhersehbare Eingriffe ins Tagesgeschäft – ergreifen, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Diese Eingriffe nehmen Jahr für Jahr zu, weil der Anteil der Erneuerbaren steigt.
Diese Eingriffe kosten richtig Geld. In Österreich wie in Deutschland
Fazit
Die Probleme, die sich aus dem Ausbau vor allem von Wind– und Sonnenkraftwerken ergeben, sind in Österreich die gleichen, wie in Deutschland. Wenn der Wind nicht weht, die Sonne nicht scheint, dann muss auf einen konventionellen Gas-Backup-Kraftwerkspark zurückgegriffen werden, der in der Lage ist für Stunden, Tage, Wochen den Strom zu liefern, der durch erneuerbare Energieträger nicht produziert wird. Das kostet richtig Geld. Denn bis auf das zu verbrennende Gas fallen alle Kosten an. Die Idee, dass der fehlende Strom aus Nachbarländern importiert werden kann, ist eine schöne, aber kaum funktionierende Geschichte.
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