Bevor die dezidierte Meinung inkl. Selbstkasteiung …
Mehr… pro menschengemachtem Klimawandel von Tina Kaiser zitiert wird, zunächst Thomas Straubhaar zur neuesten Entwicklung in der EU:
„Fridays for Future“ war der Anfang. Der Wahlsieg der Grünen ist die Fortsetzung. Ein Aufstand der Jungen gegen die Älteren ist in Gang gekommen. Erst in Form spontaner Proteste und Demonstrationen, nun im traditionellen politischen Entscheidungsprozess befreien sich Jugendliche von einer Bevormundung durch Volksparteien ohne große Sensibilität für ihre Anliegen, Erwartungen und Verhaltensweisen.
Sie verlangen, auf Augenhöhe mit den Älteren zu sprechen und mitzubestimmen, wie die großen Zukunftsfragen bewältigt werden sollen. Sie wählen, wer ihre Sprache spricht, etwa in den sozialen Medien, wen sie verstehen und wem sie zutrauen, das Wohlergehen künftiger Generationen im Blick zu haben und nicht nur heutige Sonderinteressen zu verfolgen. Kein Wunder, dass die Grünen bei der Europawahl in Deutschland bei den unter 25-Jährigen mehr Stimmen erhalten haben als Union, SPD und FDP zusammen. Die Volksparteien scheinen zu Interessenvertretern für Senioren zu verkümmern.
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Tina Kaiser:
Die Menschheit wird im kommenden Jahrzehnt darüber entscheiden, wie
lebenswert das Leben auf der Erde sein wird. Eine zögerliche Klimapolitik gefährdet nicht nur den Planeten sondern auch die Demokratie und den Wohlstand im Land.
Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin mitverantwortlich für das Schlamassel, in das sich die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten manövriert hat. In den 40 Jahren, die ich lebe, habe ich ein Viertel aller Länder der Erde bereist, mit dem Flugzeug. Ich habe eine Zeit lang fast täglich Fleisch gegessen und in einer schlecht isolierten Altbauwohnung gewohnt. Mir war klar, dass das nicht gut ist, beunruhigt war ich trotzdem nicht. Eine Klimakatastrophe schien mir ein Problem zu sein, das, wenn überhaupt, nachfolgende Generationen treffen würde. Und bis dahin würde sich ja wohl irgendwer finden, der dieses Problem mit ein paar Erfindungen löst.
Mit dieser Mischung aus Ignoranz und Unwissenheit lebte ich lange sehr gut, und offenbar ging es vielen Deutschen so. Doch spätestens seit dem jüngsten Bericht des Weltklimarates wird immer mehr Menschen klar, was Wissenschaftler schon lange sagen: Dass es absolut keine wichtigere Aufgabe für die heute lebenden Generationen gibt als die, eine Klimakatastrophe doch noch abzuwenden. Das kommende Jahrzehnt wird darüber entscheiden, wie lebenswert das Leben auf der Erde in den kommenden Jahrtausenden sein wird. Die Fehler, die die Menschheit in den kommenden Jahren begeht, werden wahrscheinlich nicht rückgängig zu machen sein.
Das ist keine Schwarzmalerei von ein paar Umweltspinnern, sondern Konsens in der Wissenschaft. Wer die menschgemachte Erderwärmung immer noch leugnet, kann sich eigentlich auch gleich den Flatearthern anschließen – jenen Sonderlingen, die die Erde für eine Scheibe halten. Diejenigen, die am lautesten die Erkenntnisse von 99 Prozent aller Klimaforscher anzweifeln, haben oft nicht einmal eine Naturwissenschaft studiert.
Während viele Politiker noch auf die wundersame Selbstheilung des Planeten zu hoffen scheinen, hat die Mehrheit der Erdbevölkerung den Ernst der Lage begriffen. Laut einer Umfrage des Pew Research Centers in 26 Ländern auf fünf Kontinenten sehen fast 70 Prozent der Menschen den Klimawandel als eine der größten Bedrohungen für ihre Heimatländer an. Selbst die globale Wirtschaftselite hält die Folgen einer verfehlten Klimapolitik für die größte Gefahr für die Weltwirtschaft, so steht es im Global Risk Report des World Economic Forum.
Seit dem vorindustriellen Zeitalter ist die Durchschnittstemperatur auf der Erde um ein Grad gestiegen. Die Warnsignale sind immer schwerer zu ignorieren: Die vergangenen vier Jahre waren die heißesten seit Beginn der Messungen. Rekorddürre, Waldbrände, Überschwemmungen, Hurrikans – diese Naturkatastrophen kosten die Weltwirtschaft Milliarden.
Wer sich mit eigenen Augen von den Klimafolgen überzeugen will, dem sei der Netflix-Dokumentarfilm „Chasing Coral“ empfohlen. Er zeigt im Zeitraffer, wie komplette Korallenriffe durch eine leichte Temperaturerhöhung des Meeres innerhalb von wenigen Wochen zu Steinwüsten werden – und damit Abertausenden von Meerestieren der Lebensraum genommen wird.
Das alles ist nur der Anfang.
Selbst wenn die Menschheit heute aufhören würde, CO2 in die Luft zu pusten, die Temperatur würde nicht mehr sinken. Die Erderwärmung lässt sich nicht ungeschehen machen, höchstens aufhalten. Es geht nur noch um Schadensbegrenzung – und die Zeit wird dabei knapp. Denn die Temperatur steigt nicht linear an, der Anstieg könnte sich durch die sogenannten Kippelemente beschleunigen: Je mehr Eis an den Polen schmilzt, desto weniger helles Eis reflektiert die Wärmestrahlen. Ein selbstverstärkender Prozess beginnt. Das Meerwasser erwärmt sich dadurch schneller, das Eis schmilzt noch schneller. Ein anderes Kippelement sind die Permafrostböden in Sibirien. Tauen sie, geben sie Treibhausgase in die Atmosphäre frei – auch das könnte den Temperaturanstieg noch beschleunigen.
Kein Land kann es sich leisten, so weiterzumachen wie bisher. Die Bundesregierung aber handelt viel zu zögerlich, sie will es allen recht machen: den Kohlekumpeln, den Autofahrern, den Steakliebhabern – trotz der Milliarden für die Windkraft haben sich die Treibhausgas-Emissionen seit 2010 kaum verringert. Die Kritiker der Energiewende haben daher nicht unrecht, wenn sie über vergeudete Steuergelder schimpfen.
Deutschlands Klimapolitik muss radikaler werden
Sie ziehen dabei aber die falschen Schlüsse: Deutschland muss viel radikaler in der Klimapolitik werden. Die Regierung sollte es ihrer Bevölkerung einfach machen, nachhaltig zu leben. Die Formel dafür ist eigentlich simpel: Fliegen, Fleisch, Benzin, Kohlestrom – alles, was eine miese Klimabilanz hat, muss viel teurer werden. Was CO2 spart – die Bahn, regionales Gemüse, E-Autos, Windenergie, Gebäudesanierungen – dagegen viel billiger.
Damit würde Deutschland auch seiner Wirtschaft endlich die richtigen Anreize setzen, mit Druck an nachhaltigen Geschäftsideen und energieeffizienten Lösungen zu forschen. Andere Länder sind da viel weiter. Die Regierung gefährdet mit ihrer ängstlichen Politik den Wohlstand des Landes. Beim Innovationswettbewerb um fossilfreie Technologie droht Deutschland den Anschluss zu verlieren.
Jene, die warnen, ein radikaler Politikwechsel könne die Demokratie gefährden, sollten sich über die Alternativen klar werden. Denn die anderen Probleme, die den Frieden in der Gesellschaft gefährden – soziale Ungleichheit, Armut, Ressourcenknappheit, Migrationsdruck – werden sich durch den Klimawandel verschärfen.
Schon heute werden jährlich 25 Millionen Menschen durch Naturkatastrophen zur Flucht gezwungen, so das Internal Displacement Monitoring Centre. Überschwemmungen und Hungersnöte könnten Regionen unbewohnbar machen, die bereits jetzt zu den ärmsten auf dem Planeten gehören. Ihre Bewohner werden sich auf den Weg machen in die kühleren Regionen, auch nach Europa, auch nach Deutschland. Umso erstaunlicher ist es, warum ausgerechnet Konservative so zögerlich auf die Klimakrise reagieren. Denn wer das Jahr 2015 mit seinen rund 1,3 Millionen Flüchtlingen in Europa schon als Überforderung der Demokratie ansah, der sollte schleunigst für das Klima auf die Straße gehen.
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Entscheidend ist für mich dieses:
Die Formel dafür ist eigentlich simpel: Fliegen, Fleisch, Benzin, Kohlestrom – alles, was eine miese Klimabilanz hat, muss viel teurer werden. Was CO2 spart – die Bahn, regionales Gemüse, E-Autos, Windenergie, Gebäudesanierungen – dagegen viel billiger.
Wer genügend finanzielle Mittel zur Verfügung hat, für den ändert sich nichts. Alle anderen schnallen den Gürtel enger.
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Lesen Sie um 17:00 Uhr die Meinung von Stefan Aust zum menschengemachten Klimawandel!
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Die Europawahl hat gezeigt: Der Jugend reicht es nicht mehr, ihre Forderungen
auf die Straße zu tragen. Sie will an großen Zukunftsfragen beteiligt werden. Die Volksparteien aber sind dieser Verschiebung nicht mehr gewachsen.