[…] Was hat der Einsatz im Hambacher Forst also gebracht?
MehrReul: Klarheit. Ich glaube auch, dass die Situation im Wald heute nicht mehr so ist, wie sie mal war. Und für einen möglichen weiteren Räumungseinsatz dort sind wir jetzt viel besser gerüstet. Ich weiß im Übrigen auch gar nicht, warum gerade ich mich rechtfertigen muss. Rechtfertigen müssen sich doch eigentlich die Menschen, die trotz klaren gerichtlichen Verbots wieder in den Wald gegangen sind. Warum lassen es die bürgerlichen Klimaschützer eigentlich zu, dass ihr Anliegen, das ja durchaus ehrenhaft ist, von anarchischen Kräften derart diskreditiert wird?
Wen meinen Sie konkret?
Reul: Zum Beispiel den BUND oder Green-
peace: Diese Gruppen haben im Vorfeld dazu aufgefordert, die Entscheidung der Kohlekommission abzuwarten. Jetzt ist der Kompromiss da, aber die Besetzer sind immer noch im Wald. Und sie werden dabei von ihren bürgerlichen Sympathisanten unterstützt. Kompromiss stelle ich mir irgendwie anders vor.
BUND und Greenpeace sind nicht kompromissfähig?
Reul: Ich erwarte jedenfalls von klugen Demokraten, die ernst genommen werden wollen, dass sie sich klar von denen abgrenzen, die kompromisslos sind. Diese Demokraten müssen spätestens jetzt die Rote Linie aufzeigen und den Waldbesetzern sagen, dass sie freiwillig den Wald räumen müssen. Jedenfalls weitgehend. Ich bin ja bereit, eine Mahnwache zu akzeptieren, auch Erinnerungsorte. Mit mir kann man über vieles reden.
[…]
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Herbert Reuel, *1952, kämpft m. E. einen aussichtslosen Kampf.
Der Staat erodiert auf der ganzen Linie. Der Hambacher Forst ist nur eine Spitze des Eisbergs. Spätestens, wenn der Strom flächendeckend ausfällt, werden die meisten menschen merken, dass man ein Industrieland Deutschland nicht mit Wind und Sonne betreiben kann. Etliche aber werden sich freuen, dass das Industrieland Deutschland vor die Wand gefahren wurde. In Baumhäusern kann man dann ja immer noch leben.
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