Es gibt ein Land, nennen wir es das Land A, …
Mehr… dem es binnen 20 Jahren gelungen ist, seinen Ausstoß von CO2 um die Hälfte zu reduzieren. Pro Kopf war die Reduktion sogar noch dramatischer: um 60 Prozent. Das Land A hat nicht den Sozialismus eingeführt. Es herrscht dort keine Diktatur. Niemand schreibt den Bürgerinnen und Bürgern vor, auf welche Celsiusgrade sie im Winter ihre Heizung stellen sollen. Die Lebensqualität im Land A ist sehr hoch, der Stromverbrauch ist es auch. Im selben Zeitraum, in dem das Land seine CO2-Emissionen gesenkt hat, ist das Bruttosozialprodukt um 50 Prozent gestiegen, und die Stromerzeugung hat sich mehr als verdoppelt.
Wie war das möglich? Stehen im Land A lauter Windturbinen, wurde es mit Solarmodulen zugepflastert? Nein – schon deswegen nicht, weil es schlicht nicht möglich ist, die Strombedürfnisse einer modernen Industriegesellschaft aus „erneuerbaren Energiequellen“ zu speisen; dafür sind sie zu unzuverlässig. Es scheint eben nicht immer die Sonne, und manchmal herrscht Flaute. Das Land A hat sich darum eine Zauberkraft zunutze gemacht, die überhaupt kein Kohlendioxid produziert, niemanden vergiftet und sehr sicher ist. Ein ökologischer Traum! 40 Prozent des Stroms im Land A werden mit jener Methode erzeugt.
Im Land B ist man anders verfahren. Dort sind die Leute sparsamer: Sie verbrauchen pro Kopf um ein Drittel weniger Strom als im Land A. Aber sie blasen weitaus mehr Kohlendioxid in die Luft: rund eine Milliarde Tonnen pro Jahr. Denn das Land B erzeugt einen Großteil seines Stroms weiterhin, indem es Kohle verbrennt, und zwar eine besonders schmutzige Form – Braunkohle. In einem seiner Kraftwerke verbrennt das Land B so viel davon, dass 650 Menschen pro Jahr allein an den Folgen der Stromerzeugung in dieser einen Höllenmanufaktur sterben. 6000 weitere erkranken schwer.
Von den zehn schmutzigsten, den ökologisch verheerendsten Kraftwerken in Europa stehen sechs im Land B. In jenem Land herrscht Demonstrationsfreiheit. Ökologisches Gedankengut ist seinen Bürgerinnen und Bürgern keineswegs fremd.
Welches Land steckt hinter A? Welches hinter B?
Es sind Schweden mit Kernkraft und Deutschland mit Erneuerbaren.
Aber ist Kernkraft nicht furchtbar gefährlich? Nein, sagen Joshua Goldstein und Staffan Qvist in einem neuen Buch („A Bright Future“, PublicAffairs, New York), das zurzeit in Amerika Furore macht – und sie legen die Zahlen vor. In mehr als 50 Jahren der Energieerzeugung durch Atomkraft – dies entspricht mehr als 16.000 Reaktorjahren – gab es einen ernsthaften Unfall in der Sowjetunion mit ungefähr 4000 Toten (Tschernobyl), eine sogenannte Katastrophe in Japan mit null Toten (Fukushima) und eine Havarie in Amerika, die teuer war, aber keinerlei Folgen für die Umwelt hatte (Harrisburg). Diese Bilanz ist um Klassen besser als die der Kohle, besser als die Bilanz des Erdgases, das lecken kann und ebenfalls CO2 erzeugt, besser als die Bilanz von Zügen und Lkw voller Heizöl, die fahrende Bomben sind, besser als die Bilanz von Staudämmen, die, wenn sie brechen, oft ganze Städte hinwegschwemmen.
Ich wage die Aussage, dass auch Deutschland …
… in den nächsten 3 bis 10 Jahren zur Kernenergie zurückkehren bzw. zunächst den Ausstieg zurücknehmen wird. Denn allein der geplante Komplettaustieg bis Ende 2022 ist der Weg in den Blackout, der nur verhindert werden kann, wenn
- fehlender Strom aus dem Ausland in ausreichender Menge importiert werden kann. Das ist dann Kohle- oder Atomstrom. Oder
- im Inland fossiler Zusatzstrom in ausreichender Menge erzeugt wird.
Ich hoffe, dass die Verantwortlichen endlich lernen, dass 1 und 1 = 2 und eben nicht 11 ist. Allein der Blick auf das letzte Quartal 2018 bis zum 27.2.2019 ohne Kernenergie belegt eindrucksvoll, dass es ohne Atomstrom nicht gehen wird. Erneuerbare können, auch wenn sie massiv in den nächsten Jahren ausgebaut würden, die Lücke nicht schließen:
Abschaltungen irgendwelcher Kohlekraftwerke oder Mehrstrombedarf durch E-Mobilität sind noch nicht berücksichtigt. Diese verschärfen das Problem.
Das Chart belegt darüber hinaus sehr schön, dass das Gerede von überschüssigem Wind- und Sonnenstrom, welcher exportiert wird,
dummes Geschwätz
ist.
Deutschland hat noch an keinem Tag, seit es Wind- und Sonnenkraftwerke gibt, durch diese soviel Strom erzeugt, dass mit diesem der Gesamtbedarf Deutschlands netto gedeckt werden konnte. Von einem darüber hinausgehenden Überschuss kann ohnehin keine Rede sein!
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