Dieses Jahr war alles anders. Der Karlspreis wurde nicht am Himmelfahrtstag verliehen und auch nicht in Aachen. Ein Politiker war es diesmal auch nicht. Der Bepreiste versteht sich sich auf´ s Dampfplaudern allerdings genau so gut, wie viel zu viele seiner Politikerkollegen*innen.
Franziskus, der Arme, empfing den Aachener Karlspreis bei sich zu Hause im schönen Rom. Nach Aachen kommen war nicht drin. Schade, da hätte er mal das Aachener Münster bestaunen können.
Ansonsten war alles wie erwartet. So lautet denn auch der Kommentar von Prof. Bernd Mathieu, Chefredakteur des Zeitungsverlages Aachen.
„[…]Reden über die Europaskeptiker, aber keine Besserung in Sicht. Weil mit den geistigen und handwerklichen Zäunebauern nicht zu reden ist. Weil sturer Nationalismus dem Verstand keine Chance gibt.
Papst Franziskus hat die Engstirnigkeit verurteilt und natürlich dafür großen Beifall bekommen.[…]“
Leider habe der Papst vor den Falschen geredet. Das seien ja die Guten. Die gleichwohl etwas mehr den Hintern für Europa hochbekommen müssten. Um die Dumpfen zu überzeugen. Von Europa.
Da frage ich mich, was denn ´Europa` ist. Keine Grenzen mehr plus Euro?
Gut, mir haben Autoknackerbanden innerhalb von zwei Jahren 2 KFZ à 20.000 € – ich wohne in Aachen, nahe Holland – vor der Haustür weg gestohlen. In Holland wurden sie jeweils geblitzt. Die Strafzettel habe ich bekommen. Um sie nicht bezahlen zu müssen, war ausgiebiger Schriftverkehr nötig. Von den Fahrzeugen wurde nie mehr was gesehen.
Wenn ein Deutscher nach Holland oder Belgien ziehen will, ist das nicht einfach. Im Gegenteil. Höchst kompliziert. Als ´ Folgeschaden` gibt es dann regelmäßig Hantier mit der Steuer. In Holland, in Belgien, in Deutschland. Das Auto muss umgemeldet werden. Die Unterhaltskosten für den Wagen steigen massiv an. Man tankt am besten in Deutschland. Die Spritpreise in Holland/Belgien sind unsäglich. Nur Diesel kostet ähnlich.
Die wirtschaftlich nicht so starken Mitglieder des Euroraums leiden. Sie leiden unter einem Euro, der eine Wechselkursanpassung an reale wirtschaftliche Gegebenheiten nicht zulässt. Griechenland ist nur die Spitze einer stummen Katastrophe. Die Idee, dass eine einheitliche Währung die wirtschaftliche Angleichung befördern würde, hat sich als Hirngespinst erwiesen. Was Wirtschaftswissenschaftler schon immer – auch vor Einführung des Euro – gesagt haben. Die aber haben halt nichts zu sagen gehabt. Politik hatte Vorrang.
Bleiben die ´ Europäischen Werte`. Die werden von den Leuten vetreten, die beim Papst saßen. Da sieht es besonders düster aus. Warum? Die Frage an sich ist unanständig. Weil so offensichtlich ist, das hier nur Dampf geplaudert wird. Und die berühmten Werte verkauft werden, z. B. an Herrn Erdogan. Um zu Hause weiter ´gut` daherreden zu können. Mich schüttelt´ s.
Die europäischen Nationen wollen Nationen bleiben. Sie wollen selber bestimmen, was für sie gut und richtig ist. Die nationalen Politiker wollen wiedergewählt werden. Ohne die Unterstützung des Volkes läuft da nichts. Genau diese Unterstützung wird den Europa-Protagonisten mehr und mehr verwehrt.
Die Menschen haben die Faxen dicke, die Schnauze voll vom dummen Sonntagsgerede einer hochbezahlten, tendenziell unfähigen Politikelite à la Juncker, Schulz, Tusk, Merkel und Co. Plus Papst.
Deshalb der Aufstieg der Europa-Gegner. Gut so.
Übrigens: Olaf Scholz hat ein klein wenig verstanden. Immerhin ein Anfang.