Unter Selbstgerechtigkeit versteht man den Habitus von Personen, …
… die sich gewohnheitsmäßig mit anderen vergleichen, und dabei immer wieder zu der Überzeugung gelangen, dass sie selbst die Sitten strenger einhalten als die anderen. Das Verhalten von Menschen, die andere spüren lassen, dass sie sich diesen sittlich und moralisch überlegen fühlen, wird von den Betroffenen meist als anstößig, beleidigend und herabsetzend empfunden.
Gutmenschentum, Bigotterie und Doppelmoral sind der Selbstgerechtigkeit verwandt, wobei gerade die Bigotterie sich dadurch auszeichnet, dass Regeln immer für die „Anderen“ gelten und man selbstredend dabei außen vorsteht.
Die Steigerung dieser Eigenschaft finden wir dann in der Dynamik, wenn sich ganze Gruppen, Parteien oder schlicht Gleichgesinnte in ihrer Selbstgerechtigkeit offenbaren. Der Ausdruck der Erhabenheit, wenn die Selbstgerechten daher kommen wie ein Kirchenchor, wird nur noch durch die Erwartung übertroffen, dass sich der Rest der Welt diesem Placet anzuschließen hat. Sie wird von den Erhabenen auch eingefordert als Solidarität zu den gerechten Zielen. ´Gerecht sein` wird zum Sinnbild der Selbstgerechten, da es in ihren Augen keine Alternative gibt.
Der Hang zur Selbstgerechtigkeit ist beileibe nicht auf Wenige zurückzuführen, denn egal ob im Privatbereich, in der Politik, in der Kirche oder anderen Gruppierungen, diese Daseinsform hat Konjunktur.
Wie wir ständig erleben dürfen, egal ob bei ´Pandemie`, Krieg oder Klimadiktat, es gibt ihn immer, den selbstgerechten Konsens. Wer sich zu den angeblich gerechten Zielen dieser Themen gegenteilig äußert, hat sie verlassen, die eingeforderte Solidarität.
Das gleicht einer Todsünde!
Bei der Todsünde sind wir an dem Punkt angekommen, der umschreibt, was die jetzige Gesellschaft ausmacht. Diese Gesellschaft ist keine Gemeinschaft diverser und autarker Individuen, nein, diese Gesellschaft besteht aus einer gleichausgerichteten Menge, deren Ziele darin bestehen, die Ungläubigen einzufangen und zu erziehen, zu den Zielen, die sie in ihren ´Narr´ativen vorgeben. Abweichler haben zusätzlich den Makel, dass sie den Nimbus des „Gemeinsamen Großen“ nicht erkennen und somit nicht teilhaben können an dieser selbstgerechten neuen Welt.
Dieses Postulat führt uns zurück in die Zeit vor der Aufklärung. Das Leben richtet sich wieder daran aus, was vorgegeben wird. Dass Vorgaben nicht hinterfragt werden dürfen, versteht sich von selbst. Das Individuum darf keine Kritik äußern, denn wenn der Einzelne eigene Ansichten hervorbringt, die den gängigen Narrativen nicht entsprechen, ist das ein Ansatz hin zum Protest. Unzulässige Meinungsäußerungen führen dann zum Ausschluss aus der Gemeinschaft der Selbstgerechten, es sei denn, man ist reuig und unterwirft sich der Moral der Gruppe.
Das aufgezeigte Muster erleben wir täglich in allen Bereichen unseres Lebens. Besonders eindrucksvoll ist es in der Politik anzutreffen, die nicht wie einst pluralistisch aufgestellt ist, sondern einen vermeintlichen Konsens der „Bürgerlichen Mitte“ präsentiert. Wie üblich ist auch hier die Ausgrenzung das Mittel der Wahl. AfD und Linke werden deswegen ausgegrenzt, da sie sich nicht den gängigen Narrativen der „Bürgerlichen Mitte“ unterwerfen. Vorstellungen jenseits der „Bürgerlichen Mitte“ sind dann natürlich auch keine Opposition, sondern demokratiefeindliche Bestrebungen, die zu unterbinden sind.
Das Ausmerzen jeglicher Opposition, jeglicher Meinungsfreiheit spiegelt sich in allen Belangen der Politik wider. Ob im Parlament oder auf Montagsdemos, die Ziele der Abweichler haben den Charakter von Staatsfeindlichkeit. Deutschland hat den Weg polarisierender Politik und polarisierender Meinungen verlassen. Es darf nur noch die Meinung der Selbstgerechten gelten, andere Meinungen sind Teufelszeug.
Diese Bigotterie und Doppelmoral verderben jedes gesellschaftliche Miteinander und verschärfen die Spaltung, welche eindeutig eine Marschrichtung der Regierenden ist. Die Auswüchse und Übergriffigkeit der Exekutive, in Form von Ausgrenzung bis hin zu einer befangenen und abhängigen Justiz, macht dieses Land zu einem rechtlosen Gebilde. Der Wechsel hin zum autoritären Staat ist nur noch eine Frage der Zeit.
Wer sich nicht zur Gruppe der Selbstgerechten zählt, macht das, was viele Mitbürger vor allem im Osten der Republik jede Woche betreiben. Sie tragen den Protest auf die Straße. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Inflation, die für viele faktische Unbezahlbarkeit von Strom, Gas und Benzin sind weitere Garanten dafür, dass den Selbstgerechten irgendwann die Rechnung präsentiert wird, womöglich auch in Form von Aufständen. Es wird Zeit, dass der Diskurs zur gewohnten Art zurückkehrt und das Recht aller wieder die Geltung erlangt, die es schon mal hatte. Früher, vor 2015. Ist noch gar nicht so lange her.