Deutschland aktuell: Der Mann, das Kind und der Luftballon oder …

 … Cancel-Culture auf niedrigem Niveau

Ein gemeinsames Frühstück in einem Café. Sonntags. Es ist bereits fast Mittag. Die Stimmung ist gut. Speisen und Getränke sind es ebenfalls. Die etwa 20 Leute reden über alles Mögliche. Selbstverständlich auch über Inflation, künftige Strom- und Gaspreise und die drohende Rezession. Oder wird es gar eine Depression? Wie auch immer, im Vordergrunde stehen private Geschichten und Erlebnisse. Die Gruppe kennt sich. Nur der Mann ist praktisch „neu“.

Ein Paar hat sein dreijähriges Kind mitgebracht. Ein netter, aufgeweckter Junge. Selbstverständlich – so ist das heute – kann er nicht lange ruhig sitzenbleiben. Er turnt zwischen den Tischen, die teilweise getrennt stehen, hin- und her. Alles im grünen Bereich. Niemand fühlt sich gestört. Wo das Kind auftaucht, gewinnt es sofort die Aufmerksamkeit der jeweiligen Personen. So auch bei dem Mann. Der kennt das Kind. Die Einladung zum Frühstück kam von den Eltern. Mit dem hatte der Mann auch schon öfter persönlichen Kontakt gehabt. Es gibt noch zwei große Kinder, die aber zu Hause geblieben sind.

Das Hin und Her des Jungen geht eine ganze Weile so. Das Frühstück ist reichlich. Es schmeckt allen gut. Man merkt es am recht niedrigen Geräuschpegel.

Der Luftballon

Wie aus dem Nichts taucht auf einmal ein Luftballon auf. Nicht sonderlich groß, nicht prall gefüllt, knallgelb. Das Kind ist begeistert. Eine ganze Weile wird der Ballon von einer Person zu anderen gepritscht. Der Mann sitzt an der Tischlücke, die vom Kind als Spielmittelpunkt erkoren wurde. Was kein Problem war. Eine Zeit lang. Eine gewisse Zeit lang. Dann fühlte sich der Mann doch irgendwie nicht mehr wohl. Er wollte weiter frühstücken, ohne alle paar Sekunden einen Luftballon vor der Nase zu haben. Er wollte nicht mehr mitspielen, war aber fast immer ´Mittelpunkt`, weil das Kind direkt neben ihm stand und auf den Ballon wartete. Der Ballon, der natürlich, es ist ja nur ein harmloses Spiel, von den anderen Erwachsenen Richtung Kind getickt wurde. Der Mann deutete sein „Ich möchte das Spiel nicht mehr“ an. Nicht laut, nicht bestimmend. Er bat das Kind, mit dem Luftballon woanders zu spielen. Er tickte den Ballon Richtung Eltern. Nein, der Luftballon kam immer wieder zurück, zum Kind und damit zum Mann.

Der Ballon platzt

Nach etlichen Minuten machte der Mann, der die Faxen mit dem Luftballon „dicke“ hatte, etwas, was die Frühstücksteilnehmer erschreckt hat. Er nahm eine Gabel und stach in den Ballon. Der zerplatzte mit einem lauten Knall. Alle guckten entgeistert Richtung Mann. Das Kind nahm den kaputten Ballon zur Kenntnis. Es weinte nicht. Die Sache war für den Jungen offensichtlich erledigt. Ein Erwachsener fragte, das ist bemerkenswert, ob es noch einen Ballon gäbe. Nein, kein Ballon mehr da. So konnte der Mann zu Ende frühstücken.  Sonst wäre er gegangen. Der Zerstörer der Luftballons. Denn das Spielchen hätte er nicht weiter mitgemacht.

´Arsch des Tages`

Etwas später meinte eine Teilnehmerin, offensichtlich eine Wortführerin der Gruppe, der Mann sei der „Arsch des Tages“. Sie sagte dies recht laut vor der ganzen Gruppe. Eine knackige, strafbewehrte Beleidigung. Weil der Mann einen Luftballon hat platzen lassen. Der Mann hörte darüber hinweg. Einige andere Teilnehmer verhielten sich auffallend reserviert gegenüber dem Mann. Hatte er doch einem Kind sein Spielzeug kaputt gemacht.

CancelCulture in kleinem Rahmen

Als sich der Mann verabschiedet, sprechen einige Teilnehmer schon nicht mehr mit ihm und gucken ´komisch`. Der Knall des Luftballons hat bei einigen Leuten offensichtlich Charakterzüge zum Vorschein gebracht, über die sich der ein oder andere vielleicht Gedanken machen sollte.

Stein des Anstoßes: Ein Luftballon

Da muss man sich nicht wundern, dass Menschen, die das Klima, die die Welt retten wollen, Menschen, die – angeblich –  wissen, wie das geht, dass diese Menschen andere Meinungen, andere Menschen abkanzeln.

Oder die Gesundheitsindustrie, die weiß, dass die mit Milliardenaufwand erforschten und hergestellten Impfstoffe den Menschen helfen, schwere Verläufe und Millionen Tote zu verhindern, dass diese Industrie und ihre politischen Steigbügelhalter die Leute, die anders denken, die nicht daran glauben, was die Medien jeden Tag verkünden, die Querdenker und viele andere, mit abweichenden Meinungen, in´ s rechte Abseits stellt.

Resilienz

Der Mann macht sich so seine Gedanken. Statt offen die Probleme anzusprechen –  hier ist es nur ein „Mini-Problemchen“ – zu reden und dann abzuhaken, stattdessen wird er beleidigt. Es wird gegen ihn intrigiert. Mit solch heuchlerischen Menschen will der Mann eigentlich nichts zu tun haben.

Doch halt: 

Der Mann hat eine hohe Resilienz. Dieser Begriff kommt ursprünglich aus der Festkörperphysik. Ein Ball beispielsweise, oder auch ein Luftballon ist sehr resilient. Beide Körper nehmen nach formveränderndem Druck praktisch sofort ihre ursprüngliche Form wieder an.

Keine Resilienz hingegen weist zum Beispiel Steckmasse für Blumen auf. Drückt man seinen Daumen in den Block, bleibt die Vertiefung bestehen. Macht war Spaß, den Block allerdings auf Dauer unbrauchbar.

Resilienz – auf die Psychologie übertragen – bedeutet, dass ein Mensch mit Veränderungen, auch negativen Veränderungen gut umgehen kann. Resilienz bedeutet nicht, dass ihm alles egal ist. Er macht sich schon seine Gedanken und zieht ggfs. Konsequenzen. Nur langes Nachtragen, ein Gedächtnis haben, wie ein Elefant, das ist seine Sache nicht. Er kann, wenn es sinnvoll ist, für sich den positiven Ursprungszustand in Bezug auf Sachen, Verhältnisse oder Personen recht gut wieder herstellen. Wenn es sich als vernünftig erweist.

Unser Mann mit dem Luftballon ist solch ein Mensch. Er möchte nicht Friede, Freude Eierkuchen. Er möchte nur aus einer Lappalie mit einem Luftballon keinen Staatsakt machen. Deshalb wird er auch die sehr reservierten Mitglieder der Gruppe weiter grüßen, wenn er sie trifft. Was diese tun, ist deren Problem. Vor allem aber möchte er zu den Eltern des Kindes weiter positiven Kontakt haben. Wenn diese Bekanntschaft wegen eines Luftballons zerbrechen würde, wäre das schade.

Für wen, darüber sollte der geneigte Leser dieser Geschichte nachdenken.

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