Virologe Hendrik Streeck versteht nicht, …
… warum das Robert-Koch-Institut „gefühlt immer nur warnt“, statt endlich Maßnahmen anzustoßen. Auch an Gesundheitsminister Lauterbach und dessen Prognosen zu einem neuen „Supervirus“ übt er Kritik. …
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… Der Bonner Virologe Hendrik Streeck wirft dem Robert Koch-Institut Passivität vor. Mehrfach habe er in der Corona-Pandemie sogenannte Sentinel-Studien mit regelmäßiger Testung repräsentativer Bevölkerungsgruppen vorgeschlagen, sagte Streeck im Interview mit der „Kölnischen Rundschau“.
Die Vorschläge lägen längst auf dem Tisch, so der Mediziner: „Warum das RKI gefühlt immer nur warnt und nicht solche oder gern auch andere Lösungswege beschreitet, ich verstehe das nicht.“ Um Deutschland auf die nächste Corona-Welle vorzubereiten, wären nach seiner Ansicht „großangelegte Studien und ein besseres Überwachungssystem“ erforderlich. Unter anderem gehe es dabei um eine Überwachung des Abwassers.
Streeck warnte weiter: „Wir dürfen nicht wieder den gleichen Fehler machen wie im letzten Frühjahr: Alle Fachleute haben vor der nächsten Welle im Herbst gewarnt, und wir haben den Sommer so verbracht, als sei die Pandemie vorbei.“ Man wisse beispielsweise nicht einmal, wie viele Menschen wirklich durch eine Impfung oder eine überstandene Infektion geschützt seien.
Inzidenz liegt am Freitag bei 1196,4
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete derweil am Freitag 217.593 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 6850 Fälle mehr als am Freitag vor einer Woche, als 210.743 positive Tests gemeldet wurden. Insgesamt liegt damit in Deutschland die Zahl der Infektionen bei 15,48 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt indes leicht auf 1196,4 von 1174,1 am Vortag. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle erhöhte sich um 291 auf 123.796.
Zurückhaltend reagierte Streeck auf die Warnungen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach vor einem möglichen Supervirus im Herbst. Der Virologe sagte in dem Gespräch wörtlich: „Ich gebe zu, dass ich diesbezüglich anders ticke – das dauerhafte Warnen, ob vor möglichen Supervarianten oder anderen möglichen Katastrophen, steht bei mir nicht auf der Tagesordnung.“
Zwar sei bei der Evolution von Viren eine solche Supervariante nicht unmöglich. „Aber wir können meiner Meinung nach unser Leben nicht an den Extremen ausrichten. Das ist eine Einstellungssache, darüber bin ich mir sehr bewusst, und hier unterscheide ich mich womöglich vom Gesundheitsminister“. Auch eine Rekombination aus Delta und Omikron sei theorerisch möglich, aber ob sie sich auch durchsetzen könne, sei fraglich. Streeck: „Omikron hat einen Übertragungsvorteil gegenüber Delta. Delta wird durch die Impfung verdrängt, es hat keinen Überlebensvorteil gegenüber Omikron.“
Zur Sorge vor möglichen Fluchtvarianten, die aus Omikron entstehen könnten, meinte er: „Doch wir dürfen nicht vergessen, dass unser Immunsystem nicht nur aus Antikörpern besteht, die von solchen Fluchtvarianten ausgetrickst werden, sondern dass wir auch T-Zellen haben, die längerfristig schützen können“.