Das Kalenderblatt des Dlf vom 4.2.2022:
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Roland Tichy meint:
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Ein handgeschriebener Zettel, der verrät, wo im Haus der Erhards Bargeld versteckt war („hinter Kaffeeservice in Kommode“). Ein Aschenbecher aus Rosenquarz, Einkaufszettel und Rechnungen. Es ist der miefige Tinnef, der bleibt, wenn man das Haus eines Verstorbenen ausräumt. Aber „es ist eine Schatzkammer“, sagt Evi Kurz von der Stiftung Ludwig-Erhard-Haus über die dortige Ausstellung zu seinem 125. Geburtstag und über die eher peinlichen Reste aus dem Haushalt des Alt-Kanzlers, die sie für immerhin 100.000 Euro von einem südafrikanischen Konsortium erworben haben will.
Endstation Museum
Auf Einblicke in Erhards Schubladen und Wäscheschrank hat Deutschland anlässlich seines 125. Geburtstags am 4. Februar sicherlich gewartet. Dumm nur, dass zwischen den angegilbten Erinnerungsfetzen gerade Ludwig Erhards Lebensleistung untergeht: die Soziale Marktwirtschaft, eine solide Währung, „Wohlstand für Alle“ – so der Titel seines programmatischen Buches im Wahlkampf 1957.
Aber darüber spricht lieber keiner aus der Fan-Gemeinde des Altkanzlers. Das Museum informiert, dass die abgekauten Stumpen seiner abgerauchten Zigarren in jenem Aschenbecher gesammelt und an einen Fan weitergereicht wurden, der sie in der Pfeife rauchte, wie seine frühere Haushälterin stolz erzählt.
Erhard wird musealisiert, damit er nicht stört. Zuletzt in einem brutalistischen Museums-Betonbau, der das hübsche Bild seiner Heimatstadt Fürth verhunzt. Es ist wie ein geistiges Grabmal wider Willen für einen Mann, für den der Architekt Sep Ruf mit dem Bonner Kanzlerbungalow ein schlichtes Gebäude mit bodentiefen Fenstern an allen Seiten als Symbol weltoffener und moderner Gesinnung baute – eine Ikone des Modernismus, der Leichtigkeit und Transparenz. Und jetzt eine Art Hochbunker – was er nicht verdient. Auch anderswo wird das falsche Gedenken gefeiert.
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