Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder gehörte von Beginn der Pandemie an zum „Team Vorsicht“. Die Corona-Maßnahmen in Bayern gehörten immer zu den strengsten in ganz Deutschland. Söder gab sich meist als Vorreiter für einen konsequenten Infektionsschutz, plädierte als einer der Ersten für die bundesweite Notbremse.
„Maybrit Illner“: Markus Söder plädiert trotz Omikron-Welle für Lockerungen
Nun scheint der Minister allerdings eine Kehrtwende vollzogen zu haben. „Wir haben immer auf die Experten gehört. Wenn Omikron jetzt tatsächlich eine höhere Ansteckung, aber mildere Verläufe hat, dann müssen wir insbesondere die Frage stellen, ob es gerechtfertigt ist, das gleiche Management machen, mit großen Eingriffen in die Freiheit der Menschen“, erklärte Söder bei „Maybrit Illner“ im ZDF.
Zudem müsse man für Omikron bewerten, ob diese Corona-Maßnahmen noch genauso wirksam sind – „oder ob wir nicht umgekehrt einen anderen Weg gehen sollten“, so Söder weiter. Er sehe deswegen in Omikron auch eine Chance, bleibe aber dabei, dass es natürlich nicht zu einer Überlastung des Gesundheitswesens kommen darf.
„Ich glaube, dass wir auf Omikron nicht allein mit Zusperren, allein mit der strengsten Variante reagieren können und müssen“, sagte Söder. „Wir müssen ein atmendes System finden.“
„Maybrit Illner“: Journalistin unterstellt Markus Söder Wahlkampftaktik
Journalistin Anna Clauß sah in den Aussagen Söders ein politisches Manöver. Da in Bayern bald Wahlen anstehen, würde Söder den Bürgern nach dem Mund reden. Auf die Nachfrage von Illner, ob er nicht Sorgen habe, dass er solche Aussagen schon bald wieder kassieren müsse, erklärte Söder, alle Voraussagen hätten sich in der Vergangenheit als „schwierig“ erwiesen.
Auf seinen lockeren Kurs beharrte der bayerische Ministerpräsident allerdings. Söder: „Wir dürfen ja nicht auf Verdacht zusperren, sondern müssen angemessen entscheiden.“ Ein Eingriff in die Freiheitsrechte sei immer nur dann gerechtfertigt, wenn tatsächlich das Gesundheitssystem zusammenbricht oder die Krankheitsverläufe deutlich schwerer sind.
„Wir haben jetzt eine neue Situation“, erklärte Söder. Darauf müsse man reagieren.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet unterdessen für Mitte oder Ende Februar eine Belastungsprobe für die Krankenhäuser. Nach Einschätzung des SPD-Politikers wird Deutschland dann mit mehreren Hunderttausend Neuinfizierten pro Tag konfrontiert sein.
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