Dieser Mann und die fünf Frauen …
Mehr… bekleiden das zweithöchste Staatsamt in Deutschland: Das Bundestagspräsidium. Über diesem Gremium steht im Rang der Bundespräsident, darunter der Bundeskanzler. …
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… Schauen wir uns die Damen und den Herrn genauer an. Sie stehen eng zusammen. In Zeiten von Corona zu eng. In derselben Woche hat ein Azubi 130 € Bußgeld aufgebrummt erhalten, weil er allein auf der Bank einer ruhenden Bushaltestelle saß – ohne Maske.
Die Masken tragt ihr, nicht wir!
Das Präsidium signalisiert: Wir zwingen euch unter die Maske, aber ihr uns nicht. Wer oben ist, hat Freiheiten, für den gelten eigene Gesetze. Klar, der deutsche Bundestag beschließt formal Gesetze, wenn es nicht gerade der Koalitionsausschuss macht und der Bundestag nur noch zustimmen darf. Aber die Selbstentmachtung eines Parlaments ist wieder eine eigene Geschichte.
Sie sind jedenfalls noch mächtig genug, um sich über lästige Gesetze hinwegsetzen zu können. Immerhin. Ein Bild mit einer Botschaft. Das ist sicherlich die auffälligste.
Ein Bild kommt selten alleine. Zunächst eigentlich stehen sie etwas unbeholfen da; nur die Dame ganz rechts, die ein Kleid gewählt hat, das man üblicherweise bei Ballerinas zu sehen erwartet. Oder wurde das Kommunionskleid aufgebügelt? Sie trägt die Maske am Handgelenk und spiegelt die Fußstellung des einzelnen Herrn in der Gruppe, die Haare Ton in Ton zum Outfit.
Der Rat des Fotografen
Offensichtlich hat der Fotograf die Gruppe ermahnt. Im zweiten Bild (unser Titelbild) sehen wir sie alle, wie sie brav den rechten oder linken Fuß nach vorne stellen. Das Präsidium ist also doch gehorsam, wenigstens leistet es den Anweisungen des Fotografen folge. Man ahnt die Unsicherheit, die in den Köpfen der Damen wohnt. Sie sind an die Spitze des Staates aufgerückt, die Kunst der Pose ist noch fremd. Aber sie lernen schnell. Während der Herr angemessen gekleidet ist, sind die Damen in Farbe und Form noch etwas unsicher. Die Dame in der Mitte trägt einen Blazer, wie sie es von der scheidenden Bundeskanzlerin kennt. Eine „safe bank“.
Insgesamt wirkt die Garderobe zusammengewürfelt. Ist es das Jahrestreffen der Vertreterinnenversammlung der Heizdeckenindustrie mit ihrem Vorstandsvorsitzenden? Der Elternbeirat der Grundschule von Kleinkleckersdorf mit dem Schulamtsleiter der Landeshauptstadt? Der Herr trägt Krawatte. Dafür sollten wir ihm Beifall zollen. Nicht weil sie schön ist. Sondern weil sie signalisiert: Ich ehre das Volk, dessen parlamentarische Vertretung auch mir anvertraut ist. Kleidung spricht eine Sprache. Die Damen sprechen zu uns etwa wie folgt: „Ihr seid mir so was von egal, Plebs. Ich bin oben, und für euch werfe ich mich schon gleich gar nicht in Schale.“ Eine Dame kommt ganz in schwarz. Sie ist streng; sie wirkt wie eine Anarchistin aus der Zeit des spanischen Bürgerkriegs.
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