Tichys Ausblick – „Energiekrise spitzt sich zu – letzte Rettung Kernkraft?“
MehrStrom und Gas werden knapp und immer teurer, die Lage wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Immer mehr Länder in Europa setzen wieder auf Kernkraft als preiswerte und umweltschonende Energiequelle. Ist das die Lösung unserer Probleme? Ginge das überhaupt? Oder ist der Zug in Deutschland schon längst abgefahren? Über dieses dringende Thema diskutiert Roland Tichy heute Abend mit seinen fachkundigen Gästen in der neuen Ausgabe unserer Talkshow Tichys Ausblick. Zu Gast ist Manfred Haferburg, er ist Maschinenbauingenieur, Kernenergetiker und Autor. Bevor er nach einem Fluchtversuch aus der DDR in Hohenschönhausen inhaftiert war, war er Oberschichtleiter im Kernkraftwerk Greifswald. Inzwischen hat er von den 190 gegenwärtig laufenden Kernkraftwerken 121 von innen gesehen. Haferburg beklagt: „Man hat im Prinzip die Forschung auf dem Gebiet in Deutschland untersagt.“ Sollte man die deutschen Kernkraftwerke jetzt doch wieder in Betrieb nehmen wollen, ginge das gar nicht so einfach. Man könne so ein Kernkraftwerk nicht einfach an- und ausknipsen – außerdem habe Deutschland gar nicht mehr das Personal, das aufwändig und über Jahre ausgebildet werden müsste, so Haferburg. Die deutsche Energiepolitik hält er nicht nur für falsch, sondern auch gefährlich. Wenn Wind und Sonne ausfallen, fällt auch der Strom ersatzlos aus. Er sagt: „Wir sind keine Vorreiter, wir sind Geisterfahrer.“ Das Problem der mangelnden Forschungsförderung für Kernkraft kennt auch Dr. Götz Ruprecht nur zu gut. Er ist promovierter Kernphysiker und hat das viel beachtete Start-Up „Dual Fluid“ gegründet, das einen neuartigen Kernreaktor entwickelt. Mit diesem zukunftsträchtigen Projekt ist man in Deutschland kaum mehr willkommen, beklagt Ruprecht. Kanada nimmt das Projekt nun mit offenen Armen auf. Die deutsche Energiepolitik charakterisiert er so: „Man sagt ja: Wenn du in einem Loch sitzt, hör auf zu graben. Wir machen das Gegenteil.“ Dr. Philipp Lengsfeld ist promovierter Physiker und war von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordneter der CDU. Zusammen mit Fritz Vahrenholt hat er das Institut re:look climate gegründet. Er sagt: „Man braucht den Atomstrom dringend, wenn wir eine Industrienation bleiben wollen.“ Dramatisch steigende Energiepreise würden der deutschen Wirtschaft massiv schaden. Die nötige Energie mit Wind und Sonne zu ersetzen, sei kaum möglich. Die Folge: „Wir machen uns also wieder in jeder Hinsicht absichtlich abhängig.“ Zum Abschluss verlangt Philipp Lengsfeld gar nicht viel: „Es würde schon reichen, wenn wir von dieser arroganten Haltung ‚Die anderen sind alle blöd‘ ablassen würden.“ Wer ist denn jetzt der Geisterfahrer – wir oder alle anderen? Und werden wir immer weiter graben, oder kommen wir aus unserem Loch wieder heraus? Darüber diskutiert Roland Tichy mit seinen Gästen heute Abend bei „Tichys Ausblick:
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