Euro-Menetekel: Jens Weidmann geht

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Ein Gedanke zu „Euro-Menetekel: Jens Weidmann geht“

  1. Intelligenzblätter wie die ‚Zeit‘ und die ‚FAZ‘ haben unlängst behauptet, die Niedrigzinspolitik der EZB sei keineswegs eine Beraubung des Sparers (der Fachausdruck für diesen Effekt ist „financial repression“) , sondern ein Segen.
    Marcel Fratzscher, Ökonom und Präsident des DIW, führte dazu u.a. zustimmend aus, dass 40% der Deutschen gar kein nennenswertes Sparguthaben hätten und mehr an einem gut geschmierten Arbeitsmarkt interessiert seien als an Sparzinsen. Und die Niedrigzinspolitik der EZB sorge eben für Vollbeschäftigung.
    Nun ist von Fratzscher bekannt, dass dem linksgrünen Zeitgeist hinterherhechelt, so weit ihn die Füsse tragen, aber hier hat er doch ein Meisterstück an Dummfaselei geliefert.
    Jeder Hobbymathematiker würde sich doch sofort bei F.’s Erwähnung der 40% Deutschen ohne Sparbuch fragen, „und was ist mit den anderen 60%?“. Die scheinen bei F. irgendwie keine Rolle zu spielen.
    Und stimmt es wirklich, dass über lange Zeit extrem niedrige Zinsen gut für Wirtschaft und Arbeitsmarkt sind? Nein, sind sie nicht. Denn wie eigentlich ein studierter Ökonom wissen müsste (und was die meisten auch wissen), sorgen dauerhafte Niedrigzinsen für Verwerfungen in der Wirtschaft. Es werden „Zombiegesellschaften“ durch den künstlichen Zins am Leben gehalten, die eigentlich wirtschaftlich kaum überlebensfähig wären, würden sie nicht immer wieder billig Geld leihen können.
    Sobald dann irgendwann die Zinsen erhöht werden, brechen sie zusammen und führen dann natürlich zu einem Sprung in der Arbeitslosenstatistik. Wirtschaftsunternehmen sollten lebensfähig durch Wirtschaftlichkeit sein, nicht durch künstlich niedrige Zinsen.
    Ein weiteres „Argument“, das F. anführt, ist, dass natürlich die europäischen Südländer von den Niedrigzinsen zwar viel mehr profitieren würden als z.B. Deutsche, aber wir in Europa hingen doch alle zusammen, und was gut für den einen sei, sei auch gut für alle.
    Na fein!
    Dann sollte Herr F. mal seine – ganz sicher prall gefüllte – Professorengeldbörse öffnen und den Inhalt an beliebige Europäer auf der Strasse verschenken. Denn nach seiner Logik….

    Von der Bundeszentrale für Politische Unbildung (wenigstens sollte sie jetzt so heissen) kommt gar der neunmalkluge Satz, es gebe „kein Menschenrecht auf niedrige Zinsen“.
    Wunderbar! Also streichen wir mal alles, was kein Menschenrecht ist. Es gibt kein Menschenrecht auf Urlaub, es gibt kein Menschenrecht auf eine Wohnung, die im Winter vom Vermieter bis zu einer Mindestwärme zu heizen ist, es gibt kein Menschenrecht auf Unterhaltung und Kurzweil, streichen wir also Theater usw., es gibt kein Menschenrecht auf einen Anwalt vor Gericht, und vieles mehr.
    Wozu definieren wir eigentlich Rechte in unseren Verfassungen und in anderen Rechtsinstitutionen, wenn das Menschenrecht ausreicht?

    Früher wären solche Äusserungen wie die in der ‚Zeit‘, der ‚FAZ, den ‚BPB‘, oder von Fratzscher in einem öffentlichen Gelächter untergegangen. Man hätte sich gefragt, ob die entsprechenden Autoren, die so einen Stuss von sich geben, nicht einen an der Klatsche haben müssen.
    Heute nimmt man die ernst. Das sagt alles über dieses Land.

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