Die Macht des Faktischen
Jetzt ist es zu spät in zweierlei Hinsicht:
- Ohne Kernenergie werden die Strompreise UND der CO2-Ausstoß weiter steigen
- Ein Weiterbetrieb der verbliebenen 6 Kernkraftblöcke ist nicht mehr möglich.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
MehrIst der Klimawandel riskanter als die Kernkraft?
Ein Mitglied der Kommission zum Atomausstieg hat jetzt Zweifel an der Entscheidung von damals. Doch keine der möglichen Regierungsparteien möchte den Ausstieg rückgängig machen.
Während in vielen Ländern neue Atomkraftwerke geplant werden, etwa in Frankreich und Großbritannien, nimmt auch in Deutschland die Diskussion um die Kernenergie an Fahrt auf. Keine der möglichen Regierungsparteien möchte den Ausstieg rückgängig machen, selbst die FDP hat diese Idee verworfen.
Aber aus der Wirtschaft und der Wissenschaft mehren sich Appelle, über Laufzeitverlängerungen nachzudenken: wegen der steigenden Energiepreise, möglicher Versorgungsengpässe und der Dringlichkeit des Klimaschutzes. Jetzt meldet sich eine prominente Stimme zu Wort, der ehemalige Chef des weltgrößten Chemiekonzerns BASF, Jürgen Hambrecht, der auch Mitglied der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“ zum Atomausstieg war. „Der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle und Atomkraft ist ein Fehler“, sagte er der F.A.Z. „So vorzugehen kann zu einer Überforderung der Privathaushalte und der Wirtschaft führen, gefährdet Deutschlands Energiesicherheit und belastet die Wettbewerbsfähigkeit.“
Als die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingesetzte Kommission vor zehn Jahren tagte und das Ende der Kernkraft bis Ende 2022 aus ethischen Gründen befürwortete, sei das unter völlig anderen Voraussetzungen erfolgt, stellte Hambrecht klar. Weder sei die Rede davon gewesen, sich zugleich aus der Stein- und Braunkohleverstromung zurückzuziehen; im Gegenteil habe seinerzeit die Politik den Bau neuer moderner Kohlemeiler befürwortet.
Versprechen wurden nicht eingehalten
Noch habe es derart ehrgeizige Minderungsziele für Treibhausgase gegeben wie heute, die vorschreiben, dass Deutschland bis 2045 kohlendioxidneutral sein soll. Deutschland steigt bis Ende 2022 aus der Kernenergie aus. Jüngst hatte eine Umfrage unter den Betreibern gezeigt, dass aus technischer Sicht alle sechs verbliebenen Meiler über die Abschalttermine hinaus am Netz bleiben könnten. Auch auf EU-Ebene ist eine Debatte über die Zukunft der Atomkraft entbrannt.
Hambrecht beklagte nun, dass es in Deutschland „damals keine Abwägung zwischen Kernenergie und der Erderwärmung“ gegeben habe. „Genau das brauchen wir aber, und es sieht so aus, als ob die Gefahren des Klimawandels viel höher sind als die Risiken der Atomkraft“, sagte er. „Wenn wir aus guten Gründen für den Klimaschutz die Wirtschaft, den Verkehr und das Heizen auf Elektrizität umstellen und wenn wir zugleich aus Kohle, Öl und Gas aussteigen, dann sollten wir über die möglichen Vorteile der Kernenergie noch einmal neu nachdenken“, forderte Hambrecht, der heute dem Aufsichtsrat des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf vorsitzt und Gründungsunternehmen betreut, auch aus der Energiewirtschaft
Die Regierung habe der Ethikkommission zugesichert, dass die künftige Energieversorgung auch ohne Kernkraft umweltverträglich, sicher und bezahlbar bleibe. Damals hieß es, dazu würden die erneuerbaren Quellen ebenso verlässlich ausgebaut wie die Stromnetze. „All diese Versprechen wurden nicht eingehalten, weder die Regulatorik noch die Infrastruktur ist da“, empörte sich der Fünfundsiebzigjährige. Um den Zustand zu bessern, müsste die Kernenergie innerhalb der europäischen „Taxonomie“ als grüner und damit als förderfähiger und für Investoren interessanter Energieträger anerkannt werden.
Kernkraft zur Erzeugung von CO2-neutralen Kraftstoffen
Hambrecht erinnerte daran, dass die Elektrifizierung aller wichtigen Energieverbraucher vier bis sechsmal so viel Strom erfordere wie bisher. Allein die chemische Industrie brauche nach einer Umstellung auf elektrische Energie fast so viel Strom, wie derzeit in ganz Deutschland verbraucht werde: „Diese Mengen an Ökostrom kann Deutschland niemals produzieren, im Zweifelsfalls importieren wir dann Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus Polen, das wäre eine Scheinlösung.“ Schon jetzt sei Elektrizität knapp, während der „Dunkelflauten“ könnten erneuerbare Träger nicht zuverlässig liefern, zum Glück gebe es zum Ausgleich derzeit noch Kohle- und Kernkraftwerke. Privatleute merkten die Misere an steigenden Energiepreisen, aber noch nicht an Engpässen: „Vielleicht setzt ein Umdenken ein, wenn es in kalten Wintern zu Stromausfällen kommt.“
Der Berliner Geowissenschaftler Reinhard Hüttl ergänzte, Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet habe zurecht festgestellt, der Ausstieg zuerst aus der Kernkraft und dann aus der Kohle sei falsch gewesen. Hüttl zufolge sind die wegfallenden Kapazitäten schwer zu ersetzen, noch immer sei Deutschland der größte Braunkohleförderer der Welt. Um die Klimaneutralität rasch zu erreichen, brauche man in Europa und international möglicherweise auch die Kernkraft zur Erzeugung von CO2-neutralem Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen. „Es wäre schade, wenn sich Deutschland völlig aus der Diskussion um die Kernenergie verabschieden würde“, so Hüttl.
Ach, es ist doch ganz einfach. Aus Kernkraft und Kohle auszusteigen, würde einfach bedeuten: Die Lichter gehen aus (in den Köpfen unserer Politiker ist das ja schon längst passiert).
Inzwischen ahnen das selbst einige grüne Deppen. Also wie will man sich behelfen?
Na, indem man Atom- und Kohlestrom aus dem Ausland importiert!
Ist das nicht eine elegante Lösung, die reif ist für den Wirtschaftsnobelpreis?
Das wäre ungefähr zu vergleichen mit einem Land, das aus ethischen Gründen die Sklavenjagd verbietet. Da man aber nicht gerne auf die hilfreichen und billigen Geister verzichten will, importiert man die Sklaven einfach von anderswo her. Ist die gleiche Logik.
Deutschland, einig Irrenhaus.
Manchmal entpuppen sich Probleme auf den zweiten Blick als Segen. Bei der Migrantenkrise ist es ja so, dass die feinen Villenvororte, wo unsere tonangebende Politik-Schickeria („Politickeria“) wohnt, von den nachteiligen Auswirkungen nicht betroffen sind.
Aber bei der Energiewende werden sie sich nicht so einfach aus der Schusslinie mogeln können. Die wird auch sie betreffen. Und dann wird selbst in deren Hohlköpfen vielleicht ein Aha-Effekt Platz greifen.
Überhaupt, die Migrationskrise. Ist sie wirklich so ein Unglück? Sicher, in Deutschland sollte eine Frau abends gewisse Plätze und teilweise auch ganze Innenstädte meiden – eine „Armlänge Abstand“ hilft da oft nicht mehr, wenn frau nicht Karatekämpferin ist. Aber gottseidank hat die Krise ja auch Positives.
Erstens kommen die meisten Sozialsystem-Glücksritter nach Deutschland, wo die mit Abstand fetteste Beute winkt – auf diese Weise werden wenigstens die anderen europäischen Länder relativ entlastet. Griechenland hilft da zur Zeit in schlitzohriger Weise etwas nach – sie verpassen ihren Immigranten anstandslos deren gewünschtes „Asyl“ und wissen dabei genau, dass das praktisch der Fahrschein nach Deutschland ist. So stören sie in Griechenland nicht weiter.
Und zweitens vertieft sich dadurch der Graben zwischen dem dekadenten Westeuropa und Osteuropa, wo es noch kein Schimpfwort ist, ein „Normalo“ zu sein. Das ist purer Spaltpilz für die bis aufs Mark verkommene EU.
Merke: Wer sich auf den Weg in eine DDR-Imitation begibt (wie es Verleger Matthias Döpfner gerade bezeichnete), der muss auch damit rechnen, dass er ein Ende findet wie die wirkliche DDR. Und das ist immerhin tröstlich in diesen trostlosen Zeiten.