Die schriftliche Fassung eines Vortrages, den der Autor beim Achgut-Autorentreffen 2021 hielt.
MehrWährend die Welt unbeirrt auf die Kernenergie setzt, steigt Deutschland aus ideologischen Gründen aus. Das beginnt sich gerade zu rächen. Europa bettelt in Russland bereits um Kohle. …
Quelle grün-kursives Zitat & aller Verweise/Kommentare
… Auf der Welt arbeiten gegenwärtig um die 450 Kernreaktoren in etwa 190 Kernkraftwerken. Ich muss mich anstrengen – erst 121 Kernkraftwerke von den 190 habe ich mit eigenen Augen gesehen.
Die Welt erzeugt ca. 10 Prozent ihres Stroms mit Hilfe der Atomenergie – das ist etwas mehr, als mit Wind und Sonnenenergie erzeugt wird. Mehr als 50 neue Reaktoren sind derzeit im Bau, d.h. Beton wird gegossen und Stahl verschweißt. Darüber hinaus sind sehr viele Projekte in der Planung.
Wer über Kernenergie in Deutschland schreibt, kommt nicht umhin, über die Energiewende zu schreiben. Für mich ist die Energiewende die Überwindung der Aufklärung. Sie ist Russisch Roulette mit sechs Patronen in der Trommel. Nicht Putin ist an den explodierenden Energiepreisen schuld, sondern die CO2-Steuer auf alles, die sinnlose Abschaltung von modernen Kohle- und Kernkraftwerken, die exorbitanten Energiesteuern und die gigantischen Ökosubventionen. Für jeden Einzelnen dieser Punkte sprechen wir über Milliarden Euro, die den Steuerzahlern und Energiekunden aus der Tasche geraubt werden.
Vor zwölf Jahren hatten wir in Deutschland 17 Kernkraftwerke in Betrieb und erzeugten ein Viertel unseres Stroms damit. Heute laufen noch sechs Reaktoren und erzeugen 10 Prozent unseres Stroms.
Ab 2023 darf nichts mehr schiefgehen, sonst gehen die Lichter aus
Am Jahresende 2022 verabschiedet sich Deutschland von der Kernenergie mit dem Abschalten der letzten Reaktoren in Emsland, Neckarwestheim und Isar. Dann ist die deutsche Stromleistungsreserve von 25 auf weniger als 3 Prozent gesunken und es tut sich in den nächsten Jahren eine Stromlücke von etwa 100 TWh auf, von der niemand außer vielleicht Annalena Baerbock weiß, wie sie geschlossen werden kann. Ab 1. Januar.2023 darf nichts Ernsthaftes mehr schiefgehen in den verbliebenen Kraftwerken, sonst gehen die Lichter aus.
Strom ist die verderblichste Ware, die denkbar ist. Sie muss im Sekunden-Bereich der Erzeugung verbraucht werden und wird mit Lichtgeschwindigkeit vom Ort der Produktion zum Ort des Verbrauchs transportiert. Ein großes Verbundnetz stellt daher die komplizierteste Maschine dar, die je von Menschen entwickelt und gebaut wurde.
Inkompetenz, Hochmut und Gigantomanie haben sich breitgemacht, seit Anwälte, Bischöfe und Theaterwissenschaftler in der Energiewirtschaft den Ton angeben, um das Weltklima zu retten. Annalena Baerbock sagt: „Wir haben die Kontrolle über das Klima verloren“, so als hätte sie je mehr kontrolliert als ein paar Kobolde im Speichernetz. Peter Altmaier meint, das Klima im Jahre 2050 kontrollieren zu können. Doch wie viele der Merkel-Diener hat er nicht mal seinen Leibesumfang unter Kontrolle.
Leben auf dem energetischen Standard der römischen Cäsaren
Was bedeutet Elektrizität für die Menschheit?
Wenn die Astronauten der ISS auf die Nachthalbkugel schauen, können sie das Licht der großen Städte deutlich sehen, sogar die Kontinente zeichnen sich ab. Aber auch ein dunkler Kontinent ist zu sehen: Afrika. Nur wenige Küstenregionen sind beleuchtet. Gleichzeitig wissen wir auch, dass Afrika zu den ärmsten Regionen der Welt gehört, dass in Afrika noch immer viele Menschen hungern oder gar Hungers sterben.
Um genug zu essen zu haben, braucht der Mensch Energie. Er braucht sie zum Pflügen, um Dünger herzustellen und zu verteilen, um Wasser herbeizuleiten, um zu ernten, zu transportieren, zu verarbeiten, zu lagern und zu kühlen… Abwesenheit von Energie bedeutet Armut. Erst recht ist die Verfügbarkeit von Energie die Voraussetzung für industrielle Entwicklung und damit die Chance, Arbeitsplätze für die überzähligen Jungmänner zur Verringerung des Kriegsindex zu schaffen. Deshalb bedeutet Energiehunger Gewalt, den Kampf um das nackte Leben, Grausamkeit der Starken gegen die Schwachen. Wir könnten das demnächst bei einem Blackout, vor dem uns Gott bewahre, am eigenen Leib erfahren.
Den Traum vom ökologischen Kreislaufleben können sich nur die Wohlstandsverwahrlosten in den reichen Ländern leisten, die auf dem energetischen Standard der römischen Cäsaren leben, ohne es auch nur zu ahnen. Aber es ist so: Jeder mitteleuropäische „Durchschnittsbürger“ lebt auf dem energetischen Standard eines römischen Kaisers. Für den arbeiteten nämlich 100 Sklaven rund um die Uhr. Sie kochten sein Essen, sie bereiteten sein Bad, sie wuschen seine Tunika, sie transportierten ihn in seiner Sänfte, sie versorgten ihn mit Neuigkeiten und unterhielten ihn.
Um den römischen Kaiser-Standard mit der Gegenwart zu vergleichen, muss man nur die menschliche Arbeitskraft der 100 Sklaven messen und in den Verbrauch elektrischer Energie umrechnen. Dabei kommt heraus, dass die Arbeit der 100 Sklaven ungefähr der Energiemenge entspricht, die der Durchschnittsdeutsche heute täglich verbraucht. 100 energetische Sklaven sind unsichtbar für jeden von uns rund um die Uhr tätig. Sie kochen unser Essen, sie bereiten unser Badewasser, sie waschen unsere Wäsche, sie transportieren uns, sie versorgen uns mit Neuigkeiten und vieles andere mehr.
Energieeinsparung bedeutet massiven Verzicht
Irgendwie dämmert es den Energiewendern, dass die Energiedichte der Technologien des Mittelalters – Windmühlen, Brenngläser und Furzgas – nicht ausreichen, um eine moderne Industriegesellschaft zu versorgen. Die Energiewende soll daher durch Einsparung zum Erfolg geführt werden. Die Diskussion über die Einsparung von Energie basiert aber auf einer großen Unredlichkeit. Die Energiewender gaukeln der Bevölkerung vor, alles könne so weitergehen wie bisher. Komfortabel wie ein Kaiser weiterleben und trotzdem Energie sparen.
Nur – das Einsparpotenzial in Deutschland wurde bereits weitestgehend ausgeschöpft. Seit 2013 steigt Deutschlands Energiebedarf moderat, aber stetig an. In den nächsten 40 Jahren wird er sich verdoppeln. Die Unredlichkeit der Energiewender besteht darin, dass die Frage nicht gestellt werden darf: Welche energetischen Sklaven werden wir freilassen? Oder präziser: Worauf sind wir bereit zu verzichten?
Denn auf massiven Verzicht läuft jede nennenswerte Energieeinsparung hinaus. Entlassen wir den Sklaven, der unser Badewasser bereitet? Kalt duschen soll ja gesund sein. Entlassen wir den Waschsklaven und nehmen wieder selbst das Rubbelbrett in die Hand? Oder entlassen wir die Transportsklaven und bleiben lieber zu Hause? Müssen wir gar so viele energetische Sklaven freilassen, dass auch Europa ein dunkler Kontinent wird? Oder, und das ist wohl die Kernfrage, werden wir die mit Abstand größten Stromverbraucher, Industrie und Gewerbe, die 73 Prozent des Gesamtverbrauches ausmachen, nicht mehr versorgen können und zur Dreifelderwirtschaft zurückkehren?
Die Welt setzt auf Kernenergie, mit oder ohne uns
[…] Weiterlesen