Dies ist ein Brief an alle Entscheider und Politiker.
Hier schreibt eine Mutter, die langsam verzweifelt, die kraftlos und traurig ist. Ich bin hilflos und brauche Antworten, damit ich mich und die Kinder für den kommenden Corona-Herbst motivieren kann. …
Mehr… Unser Junge hat sich, wie die meisten Kinder, auf die Schule gefreut, er geht in die 1. Klasse und ist sechs Jahre alt. Doch dann passierte das, was wir uns in unseren schlimmsten Vorstellungen nicht ausmalen konnten. Er musste am vierten Schultag in Quarantäne, mit der gesamten Klasse. Natürlich wussten wir, dass so etwas passieren wird, aber so schnell? Wir waren geschockt und verzweifelt. Wir testen unseren Sohn seitdem jeden Morgen, und seit nun zehn Tagen ist der Schnelltest negativ. Trotzdem darf er das Haus nicht verlassen. Rückkehrer aus Hochrisikogebieten können nach fünf Tagen zurückkehren ins Leben, wenn ihr Test negativ ist. Warum dürfen Kinder sich nicht „freitesten“, sondern müssen pauschal 14 Tage in Quarantäne bleiben?
Wir wissen, wie hart die Krankheit ist, unser Sohn hatte im vergangenen Dezember Corona, sein kleiner Bruder auch. Wir sind keine Corona-Leugner und wollen die Situation auch nicht verharmlosen. Aber wir sind der Meinung, dass nun endlich auch an die Kinder gedacht werden muss.
Man merkt auch die Schattenseiten
Die Schule und seine Lehrerin kümmern sich sehr lieb um ihn. Wir kümmern uns. Machen Schulaufgaben, die er nicht machen will, weil er ja nicht in der Schule ist. Spielen, toben und lachen mit ihm. Jeden Tag gibt es sein Lieblingsessen. Auf den ersten Blick geht es ihm noch gut, aber man merkt auch die Schattenseiten. Jeden Tag ist es schwerer, ihn zu motivieren und er ist sehr emotional, weint und ist traurig. Ihm fehlt es, rauszugehen und mit seinen Freunden zu spielen. Die Klasse hatte bis jetzt gar keine Zeit sich kennenzulernen. Was er weiß: Er möchte lieber in der Schule lernen.
Ich spreche mit Tanten und Onkeln, Omas und Opas und anderen Eltern: Fast alle können mir von Kindern berichten, die die Lust an der Schule verlieren. Denen Unterrichtsstoff fehlt, weil die Familie den Stoff nicht so rüberbringen kann wie eine Lehrkraft. Die Nerven liegen oft blank. Die Geduld ist schon lange am Ende und gefühlt ist auch trotz Impfungen keine Besserung für die Kinder in Sicht.
Warum dürfen wir nicht in den Kleingarten fahren?
Letztes Wochenende mussten wir erneut bangen, weil es einen Verdachtsfall in der Kita-Gruppe unseres jüngeren Sohnes gab. Wissen sie, wie schlimm das für uns war? Was machen wir, wenn wieder beide Kinder zu Hause sind und wir arbeiten müssen? Wie erklären wir dem Dreijährigen, dass er nicht raus darf? Diesmal hatten wir Glück, der Fall bestätigte sich nicht.
Unsere Wohnsituation empfinden wir eigentlich als privilegiert: Wir wohnen in einer Vier-Zimmer-Wohnung mit großem Balkon auf über 100 Quadratmetern. Wir haben eine große Wiese nahe des Hauses und einen großen Kleingarten. Wir sind sehr glücklich mit dieser Situation – aber wenn einer unserer Söhne nicht raus darf, hilft uns das nicht wirklich. Warum dürfen wir mit unserem Sohn, der täglich negativ getestet wird, nicht in unseren Kleingarten fahren? Oder im Wald spazieren gehen? Simple Antwort vom Gesundheitsamt: Quarantäne bedeutet, dass man das Haus nicht verlässt! Warum gibt es hier keine Lösung für Familien und Menschen die in Wohnungen ohne Garten leben, gerade in Städten?
Ich empfinde die aktuellen Regelungen als völlig lebensfern. Unser jüngerer Sohn wird jeden Morgen getestet, ist negativ und darf in die Kita. Sein älterer Bruder wird ebenfalls negativ getestet, muss aber zu Hause bleiben, weil er vor längerer Zeit Kontakt zu einem positiv getesteten Kind hatte.
Für Kinder, die auch seit Tagen negativ sind, muss es eine andere Lösung geben, als pauschal 14 Tage zu Hause zu bleiben. Ich sehe aktuell jeden Tag, dass Eltern die Kraft und den Mut verlieren. Gefühlt ist kein Ende in Sicht und auch die Kinder tragen einen Schaden davon. Bitte fangen sie jetzt einmal an, kinderfreundliche Lösungen zu finden.“
Mona Kolodziej, 40 Jahre, aus Hamburg meldete sich Anfang der vergangenen Woche bei der Redaktion. Mittlerweile hat sie eine Online-Petition gestartet, die fordert, Kinder unter zwölf in der Corona-Verordnung wie Reiserückkehrer zu behandeln, mit einem Freitesten nach fünf Tagen.