Deutschlands Schulen …
… droht ein weiteres Jahr im Ausnahmezustand. Dabei hat der fortgesetzte Irrsinn schon lange nichts mehr mit den Erfordernissen der Pandemiebekämpfung zu tun. Doch die Politik schweigt dazu.
MehrAm Mittwoch will der Bundestag die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ zum fünften Mal verlängern. Für jene Deutschen, die sich mit dem immer absurderen Ausnahmezustand arrangiert haben, ändert das wenig. Doch für Millionen von Kindern und Eltern ist es eine Katastrophe.
Die Fortsetzung der Notstandspolitik ist nicht nur ein klarer Bruch mit dem Versprechen der Bundesregierung, zur Normalität zurückzukehren, wenn alle Erwachsenen ein Impfangebot bekommen haben und sich jeder, der will, vor schwerer Erkrankung schützen kann. Sie lässt auch befürchten, dass nach den Schuljahren 2019/20 und 2020/21 ein weiteres verkorkstes Jahr auf Deutschlands Schülerinnen und Schüler zukommt. Diejenigen, die am wenigsten gefährdet und am wenigsten gefährlich sind, werden am längsten und härtesten eingeschränkt – das bleibt das Leitmotiv der Corona-Politik in Deutschland, der einstmals stolzen Bildungsnation.
Denn das Festhalten an einer pandemischen Drohkulisse, die nicht durch eine medizinische Notlage gedeckt ist, hat an den Schulen drastische Folgen. Grundschüler müssen bis zu acht Stunden am Tag Maske tragen, eine Qual, die kaum einem Berufstätigen zugemutet wird. Sie müssen sich dreimal pro Woche testen. Die unterschwellige Botschaft ist: Du bist eine Gefahr, du bist in Gefahr! Bei einzelnen Infektionen werden Sitznachbarn, manchmal sogar ganze Klassen in Quarantäne geschickt – und müssen diese, auch bei negativem PCR-Test, für endlose zwei Wochen absitzen. An einer Berliner Grundschule dürfen Kinder, weil sie zum Essen die Maske abnehmen müssen, sogar ihr Frühstück nur auf dem Schulhof einnehmen: „Sollte es keine regenfreie Zeit geben“, so die Schule, „muss das Frühstück an diesem Tag entfallen.“
Verbrechen an einer ganzen Generation
Man kann in alldem eine unglückliche Anhäufung gut gemeinter Einzelmaßnahmen sehen, verhängt von hilflosen Politikern, Bürokraten und Schulleitern. Man kann diese Eingriffe, wenn man sie in ihrer Summe und Dauer würdigt, aber auch als Verbrechen an einer ganzen Generation betrachten. Kinder können sich nicht wehren. Als Schüler sind sie der Fürsorge des Staates anvertraut und zugleich ausgeliefert. Wer sie systematisch so behandelt, als seien sie in erster Linie bloßes Mittel zu dem Zweck, Infektionszahlen niedrig zu halten, der verletzt ihre Menschenwürde.
Dabei hat der fortgesetzte Irrsinn an deutschen Schulen – Franzosen, Spanier oder Engländer sind fassungslos, wenn man davon berichtet – schon lange nichts mehr mit den Erfordernissen der Pandemiebekämpfung zu tun. Gerade erst wieder hat eine Studie der Charité, des Universitätsklinikums Leipzig und des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg nachgewiesen, dass das kindliche Immunsystem sehr viel besser mit Corona umgehen kann als das erwachsene, woraus ein deutlich milderer Infektionsverlauf resultiert, in aller Regel ohne Symptome.
Vertraut auf die Superkräfte der Kinder
Vernünftig wäre es, auf diese natürlichen „Superkräfte“ – so die „FAZ“ – der Kinder zu vertrauen und die Selbstverständlichkeit hinzunehmen, dass sich die Infektionen, wenn viele Erwachsenen geimpft sind, auf die Jüngeren konzentrieren. Ihnen droht nicht mehr Gefahr als in jeder Grippewelle. Zum berüchtigten Long-Covid-Phänomen hat die Dresdner Universitätsmedizin festgestellt, dass dessen Symptome – Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit – bei Kindern mit Corona-Infektion genauso häufig auftreten wie bei Kindern ohne Infektion.
Nach mehreren Lockdowns überrascht die Häufung solcher Beschwerden nicht. Auch eine Politik der Angst gefährdet die Gesundheit. Der Umbau der Schulen zu hygienischen Hochsicherheitstrakten schwächt sogar das Immunsystem der Kinder, wie die Zunahme von Atemwegserkrankungen in diesem Sommer zeigt: Kinder müssen sich anstecken, um gesund zu bleiben.
Wer hat dafür gesorgt, dass Deutschlands Schulen solche kinderfeindlichen Orte wurden? Es waren Angela Merkel und ihr Kanzleramtsminister Helge Braun, die immer auf die Schließung der Schulen drängten. Aber auch Markus Söder war eine entscheidende Triebkraft. Wie Robin Alexander in seinem Buch „Machtverfall“ zeigt, brachte Söder die Ministerpräsidentenkonferenz mithilfe von Braun und Gesundheitsminister Jens Spahn auf Linie.
Wer aber befreit die Kinder? Außer Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die ankündigte, in ihrem Bundesland die Schulen unabhängig von der Inzidenz offenzuhalten und bei der Quarantäne „mit dem Skalpell“ vorzugehen, traut sich niemand, den Schritt zu tun. Ein Kanzlerkandidat, der diese Leerstelle im Wahlkampf besetzt, könnte Millionen Familien für sich gewinnen.
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*Weil der Artikel und die Meinung außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Corona-Wie gehts weiter?“ sind, zitieren wir den Text. Verweise, Grafiken und Kommentare lesen Sie, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage kostenlos testen.