… Afghanistan:
MehrDie westlichen Armeekontingente …
… haben Afghanistan verlassen.
Es passiert das, was passieren musste, und was jeder Experte hätte wissen können – es passiert vielleicht nur schneller als gedacht: die Taliban erobern das Land.
Offenbar hat man aus Vietnam, aus dem Irak nichts, aber auch gar nichts, gelernt. Die Taliban – auch wenn sie uns unsympathisch sind – sind ein Teil der bodenständigen afghanischen Kultur; die „verwestlichten“, „modernen“ Afghanen sind leider nur eine kleine Minderheit. Sie haben mit fremden Soldaten zusammengearbeitet, mit ihnen sympathisiert, sahen sie als ihre Schutzmacht an. Damit sind sie in den Augen vieler traditioneller Afghanen wohl so etwas wie Verräter.
Denken wir doch zurück an die deutschen Befreiungskriege gegen Napoleon. Es war Napoleon, der mit seinen fortschrittlichen rechtlichen und administrativen Ideen (‚Code Napoléon‘) damals die Modernität repräsentierte, gegen die alte, verknöcherte, tyrannische Fürstenmacht.
Viele Deutsche sympathisierten anfangs mit ihm. Doch schliesslich setzte sich die Unterscheidung „Einheimische – Fremde“ durch. Die Franzosen wurden als Okkupanten angesehen.
Es ist, nein, nicht naiv, das wäre ein zu schwaches Wort, es ist einfach DUMM, zu glauben, andere Völker haben auf die Beglückung durch unsere Ideen gewartet und heissen uns herzlich willkommen, wenn wir Armee-Einheiten „zu ihrem Schutz“ zu ihnen schicken. Selbst, wenn man anfangs willkommen ist, ändert sich das meist schnell.
Hinter dieser Vorstellung der „Hilfe“ steht das dümmliche Konzept der Welt, dass alle Kulturen in etwa ähnlich sind und auf gleiche Weise „ticken“. In unserer engstirnigen Verbohrtheit können wir uns gar nicht mehr vorstellen, dass andere mit unseren Konzepten von gesellschaftlichem Fortschritt und Modernität absolut NICHTS anfangen können und wollen.
Wenn wir nach Osteuropa blicken, sehen wir, dass die Einstellung zu Homosexualität, zu Frauen, und zu vielem anderen ganz anders ist als bei uns.
Zu erwarten, dass wir eine so fremde Kultur wie die afghanische von aussen „retten“ können, ist einfach erbärmlich dämlich.
Aber diese dämliche Einstellung steht praktisch hinter allen Vorstellungen zu unseren Beziehungen zu Fremden. Sie steht auch hinter der idiotischen Vorstellung, wenn diese Leute zu uns kommen, streifen sie ihre Kultur, in der sie aufgewachsen sind, wie einen Mantel ab und integrieren sich in unsere.
Zahlreiche belästigte und vergewaltigte Frauen sowie Opfer von Messer-Angriffen wissen es besser. Aber über die wird ja, soweit es geht, offiziell der Mantel des Schweigens gebreitet.