Zurzeit herrscht in der Politik die Meinung vor, …
Mehr… die Impfung sei der einzige Weg in den Regelunterricht. Doch die Bedrohung durch Corona ist für Kinder sehr gering. Die Entscheidung über eine Impfung sollte daher privat bleiben.
Quelle grün-kursiver WELTplus*-Text
Alles begann mit einer Bemerkung der Bundeskanzlerin im April. Angela Merkel, die im Laufe der Pandemie immer wieder auf Schulschließungen gedrängt hat und damit eine in Europa beispiellose Bildungsnotlage mitverantwortet, wagte schon im Frühling einen Blick in den Herbst und warnte vor einem „Betrieb mit ungeimpften Kindern“ an den Grundschulen.
Die ebenso gefühlsarme wie weltfremde Formulierung, die „ungeimpfte“ Kinder als Problem auf die politische Agenda setzte (und nicht etwa unbeschulte, abgehängte, vereinsamte und verzweifelte Kinder), gab eine falsche Richtung vor, in welche die deutsche Politik in diesen Tagen losmarschiert, als zöge sie ins letzte pandemische Gefecht.
Jetzt, wo die Bedrohung für die Alten und Risikopatienten, die der Grund aller staatlichen Maßnahmen war, durch die Impfung gebannt ist, versuchen einige, das Ziel klammheimlich zu verschieben: Ohne die Impfung der Kinder, so ihre Argumentationslinie, könne es keine Rückkehr in die Normalität, sprich, in den seit bald anderthalb Jahren ausgesetzten Präsenzunterricht geben.
Das aber ist, wie die Rechtsprofessorinnen Elisa Hoven und Frauke Rostalski in einem WELT-Gastbeitrag aufzeigen, weder rechtens noch vernünftig– und zudem eine perfide Form der Erpressung. Wer behauptet, die Impfung sei der Weg in den Regelunterricht, droht schließlich implizit damit, nicht geimpfte Kinder hätten kein Recht auf diesen Unterricht.
Tatsache ist: Für Kinder ist die Bedrohung durch Corona sehr gering. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für gesundheitliche Schäden, die Schulschließungen rechtfertigen könnten. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat aus guten Gründen keine allgemeine Empfehlung zur Impfung von Zwölf- bis Siebzehnjährigen mit dem für diese Gruppe noch nicht erprobten Impfstoff ausgesprochen.
Dass sich die Gesundheitsministerkonferenz jetzt gegen diese Expertise stellt, straft die Behauptung, man folge in der Pandemie der Wissenschaft, endgültig Lügen. Für Jüngere schließlich gibt es noch keinen Impfstoff:
Sollen Grundschüler deshalb auf Präsenzunterricht verzichten?
Ob Jugendliche sich impfen lassen wollen (nicht wenige tun es), ist ihre private Entscheidung und die ihrer Eltern. Es steht dem Staat nicht zu, hier auch nur den geringsten Druck aufzubauen. Nicht durch vor dem Pausenhof geparkte Impfbusse – vor allem aber nicht durch die groteske Unterstellung, die Impfung sei die Bedingung dafür, Kindern ihre elementaren Rechte zu gewähren.
Mehr von Andreas Rosenfelder auf mediagnose.de, auf welt.de
*Weil der Artikel und die Meinung außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Corona-Impfung und Schule?“ sind, zitieren wir den Text. Verweise, Grafiken und Kommentare lesen Sie, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage kostenlos testen.