Im Frühjahr wurde mit Horrorprognosen …
Mehr… vor der „britischen Mutante“ gewarnt. Das führte zur umstrittenen „Bundesnotbremse“. Nun zielt erneut ein eingespieltes Team aus Wissenschaftlern, Medien und Politikern auf die Freiheit. Haben wir vergessen, was mittlerweile ans Licht gekommen ist? …
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… Der neue Blockbuster des Sommers ist da. Er heißt: „Die Delta-Variante“. Es handelt sich um einen echten Schocker. Einiges spricht dafür, dass er einschlägt. Produziert wird dieser Schocker schließlich von jenem eingespielten Erfolgsteam aus Modellierern, Journalisten, Virologen und manchen Politikern, das uns auch schon „Die britische Mutante“ (Untertitel „Jetzt noch tödlicher!“), die deutsche Tragikomödie „Macht die Schulen dicht!“ und den Politthriller „Die Bundesnotbremse“ gebracht hat.
Blockbuster – Moment mal! Was soll das heißen? Gibt es etwa die Delta-Variante nicht, breitet sie sich nicht in England und Portugal rapide aus? Selbstverständlich gibt es sie, genauso wie die „britische“, die „südafrikanische“ und die „brasilianische“. Nicht unwahrscheinlich, dass die Delta-Variante schon im Herbst in Deutschland die „dominante“ sein wird. Dass Viren immer neu mutieren, dass sie sich nur in den seltensten Fällen ausrotten lassen, kurz: dass auch pandemische Viren irgendwann endemisch werden, ist normal. …
… Nicht normal ist die unverantwortliche Panikmache, die seit einem halben Jahr mit den Mutationen des Coronavirus betrieben wird. Denn die schiere Tatsache, dass Infektionen stattfinden, braucht niemanden zu beunruhigen – solange es nicht zu einer dramatischen Zunahme von schweren Verläufen und Todesfällen kommt. Das aber wird immer unwahrscheinlicher, wenn die Alten und die Risikogruppen durch Impfung geschützt sind.
Die Inzidenzwerte, deren beschränkte Aussagekraft zu Recht kritisiert wird, verlieren vollends ihre Relevanz, wenn die überwältigende Mehrheit der Infektionen harmlos verläuft, was bei Kindern und Jugendlichen der Fall ist. Und wer sich als Erwachsener nicht impfen lassen will, was jedem frei steht, der trägt das individuelle Risiko selbst.
Sicherheit als zentraler Wert
Die Strafrechtsprofessorinnen Elisa Hoven und Frauke Rostalski legten kürzlich auf WELT dar, dass die juristische Grundlage für flächendeckende Freiheitseinschränkungen wegfällt, wenn alle Risikogruppen ein Impfangebot erhalten haben. Dies ist bereits jetzt der Fall – daran ändern auch neue Varianten nichts, gegen welche der Impfschutz nach allem, was wir wissen, gut wirkt. Wer hier keine klare Grenze zieht, der lässt sich auf eine verquere Logik ein, in der nicht mehr die Freiheit der Menschen, sondern eine absolut gesetzte Sicherheit den zentralen Wert darstellt.
Allerdings hat sich im Laufe der Pandemie eine gut geölte Propagandamaschine etabliert, die so tut, als gäbe es außer einer Corona-Infektion kein anderes Lebensrisiko mehr – und als seien Lockdowns die natürliche, ja sogar die zwingende Reaktion auf jegliches „Infektionsgeschehen“. Dieses Narrativ hat China im Frühjahr 2020 in die Welt gesetzt, seitdem wird es von vielen ebenso planlosen wie hilflosen Regierungen der westlichen Welt kopiert – ohne schlagenden Erfolg, wie die immer neuen Lockdowns zeigen.
Je höher der gesellschaftliche, wirtschaftliche und rechtsstaatliche Einsatz wird, den die Politik dabei im Namen des Volkes aufs Spiel setzt, desto schwerer kommt sie aus der Lockdown-Falle wieder heraus. Das zeigen England und Portugal, die schon im Winter knallhart reagierten und fast alles dicht machten – während europäische Nachbarländer, die ganz oder teilweise auf Lockdowns verzichteten, ähnliche Pandemieverläufe erlebten.
Die ungefähre Parallelität der Kurven, bei denen man die Unterschiede oft mit der Lupe suchen muss, straft die Erzählung von der Notwendigkeit der einschneidenden Zwangsmaßnahmen Lügen – ganz zu schweigen vom gewaltigen Schaden, den diese Maßnahmen anrichten und der in keiner Inzidenztabelle erfasst wird.
Kein Wunder also, dass viele Regierungschefs, die auf die chinesische Karte gesetzt haben, auch auf jede neue Mutation mit neuen Lockdowns reagieren – und sei es, um nicht für sinnloses Einsperren der Bevölkerung zur Rechenschaft gezogen zu werden, falls diese irgendwann merken sollte, dass es doch auch anders geht.
Deutschland hat sich in besonderer Weise verrannt. Verspätet, als die Infektionskurve im Frühjahr längst wieder saisonbedingt abflachte, peitschte unsere Regierung eine als „Bundesnotbremse“ verbrämte beispiellose Freiheitseinschränkung durch. Allerdings bricht sich seitdem langsam, aber unaufhaltsam eine Aufklärung durch Kritik und Recherche Bahn, die nacheinander viele Grundlagen der Lockdown-Strategie mit Fragezeichen versehen hat.
Die höhere „Tödlichkeit“ der britischen Mutante, von der die Bundeskanzlerin im Ton der Gewissheit sprach? Unter Wissenschaftlern umstritten. Die Horrorprognosen der Virologen und Modellierer für Frühling und Sommer? Sie sind nicht eingetreten, die Zahlen stagnierten schon vor der von diesen Wissenschaftlern geforderten Verschärfung der Maßnahmen.
Die „Überlastung der Intensivstationen“, von der Intensivmedizinerlobby und Lockdown-Aktivisten unisono warnten? Erst kürzlich hat der Bundesrechnungshof die angegebene Zahl der Intensivbetten infrage gestellt.
Und die besondere Gefährlichkeit von Kindern, die von einzelnen Virologen und Medien obsessiv behauptet wurde? Durch unzählige Studien widerlegt. Wer eins und eins zusammenzählt, kann nur schlussfolgern: So darf es nicht weitergehen.
Wenn nun dieselben Leute, die schon die „Bundesnotbremse“ herbeigeredet haben, wieder (wie die Virologin Melanie Brinkmann) vor Lockerungen warnen oder (wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn) die Gefährlichkeit offener Schulen betonen, hoffen sie vielleicht, sie könnten ihre Mitverantwortung für das Desaster überspielen und den neuen Wissensstand vergessen machen. Sie setzen dabei auch auf einen Faktor, der von keiner Modellierung erfasst wird: die Bereitschaft der Menschen, kritiklos hinzunehmen, was ihnen seit anderthalb Jahren als alternativlose Politik verkauft wird.
Ob sie sich dabei nicht verkalkulieren? Es liegt in den Händen der Wähler, inwieweit der nächste brutale Lockdown-Blockbuster ein Erfolg wird.
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*Weil der Artikel und die Meinung außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Panikmache mittels Viren-Mutationen“ sind, zitieren wir den Text. Verweise, Grafiken und Kommentare lesen Sie, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage kostenlos testen.
Und der Impfteufel Lauterbach darf dabei natürlich auch nicht fehlen:
https://twitter.com/SHomburg/status/1409559182391623698