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Ich empfehle heute mal drei Bücher von ausgewiesenen Linken (was ich nicht oft tue), aber die scheinen mir wirklich lesenswert:
Da ist zum einen Sarah Wagenknechts „Die Selbstgerechten“, das sich mit der „woken“ Salonspinner-Klasse der wohlhabenden grünen Vorstädte befasst, die im Gendersternchen und im Minderheitenkult das wichtigere Thema sehen als in der Solidarität mit wirklich sozial Benachteiligten. Wer nicht das ganze Buch lesen will, der kann auch auf Interviews mit der Autorin, etwa im ‚Focus‘, zurückgreifen.
Dann ist da Bernd Stegemann. Er hat (mindestens) zwei m.E. sehr interessante Bücher geschrieben.
Erstens „Die Moralfalle“ (ist teilweise bei ‚google books‘ lesbar). Stegemann untersucht, wie das Moralisieren in der Politik zum Machtmittel pervertiert.
Des weiteren ist wenigstens in Teilen lesenswert (über die ersten Kapitel kann man hinweghuschen): „Die Öffentlichkeit und ihre Feinde“, natürlich in Anlehnung an Popper getitelt. Stegemann nimmt hier ebenso wie Wagenknecht die neu-linke Identitätspolitik auseinander, die zur quasi-religiösen Maxime führt, dass das Opfer (natürlich selbst-definiert) immer der neue Chef sein muss, dem sich die anderen (die Täter, diesmal fremd-definiert) unterzuordnen haben.
Es entsteht eine Anbetung des imaginären Opfers, die dazu dient, den anderen ein schlechtes Gewissen einzuimpfen. Siehe dazu auch Stegemanns Interview in ‚Der Standard‘ vom 18.4.21, (besonders den letzten Teil).
Es scheint, dass sich endlich auch auf der linken Seite des politischen Spektrums etwas tut.
Die „traditionellen“ Linken, die sich der ganz normalen Kassiererin bei Aldi mehr verpflichtet fühlen als den höchstens drei Dutzend Angehörigen von „Geschlecht Nr. 57b“, gibt es offenbar noch, und sie melden sich langsam, aber zunehmend zu Wort. Den Aufsatz von Thierse zur Identitätspolitik kennen wir ja (siehe dazu auch die NZZ vom 11.3.).