Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung …
… System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig meint:
Mehr[…] Man kann eine ganz einfache Regel aufstellen. Wenn man die Pandemie kontrollieren will, dann ist die beste Strategie, die Menschen zu impfen, die am meisten Kontakte haben, das ist die jüngere Bevölkerung. Gleichzeitig ist es aber so, dass wir für eine wirksame Eindämmung der Pandemie nicht genug Impfstoff haben aktuell. Wenn wir unlimitiert Impfstoff hätten, dann wäre das eine sinnvolle Strategie. Nur muss ich natürlich trotzdem auch die Frage stellen kurzfristig, ob man in Kauf nehmen möchte, dass jetzt kurzfristig die Menschen der älteren Bevölkerung immer noch sterben, weil der Effekt, den die Kontrolle der Pandemie auf die aktuellen Sterbezahlen haben wird, ist ja ein verzögerter. Das heißt, wir nehmen dann schon eine ganze Menge Todesfälle in Kauf, wenn man versucht, als Erstes die Pandemie zu kontrollieren. Ich möchte das einfach noch mal ganz klar sagen: Wir haben weder genug Impfstoff, noch ist es eigentlich humanitär verantwortungsvoll diesen Impfstoff, den wir haben, nicht in der älteren Bevölkerung zu verwenden. Das heißt, wir haben eigentlich keine Option, die Pandemie mithilfe des Impfstoffes innerhalb der nächsten drei Monate zu kontrollieren. …
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Das komplette Interview des Dlf mit Prof. Meyer-Herman
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… Das ist ja immer die Hoffnung, man hat jetzt einen Impfstoff, deswegen können wir jetzt wieder mehr Kontakte haben. Das ist eine falsche Aussage. Solange wir die ältere Bevölkerung impfen – und wir haben keine Alternative dazu –, müssen wir die Kontaktbeschränkungen aufrechterhalten. Und wir müssen sie sogar verstärken aufgrund der aktuellen Lage, nämlich wegen der neuen Variante. Man muss sich ganz klar machen: Die neue Variante wird besser und schneller hochkommen, wenn wir höhere Inzidenzen haben. Wir haben in der aktuellen Situation überhaupt keine Kontrolle über die Fallzahlen und über die Infektionsketten. Das bedeutet, dass eine neue Variante sich einfach unbemerkt ausbreiten kann, ohne dass wir etwas dagegen tun können. Wir können das nur unterbinden oder wenigstens verzögern, dass die neue Variante sich ausbreitet, indem die Fallzahlen in einem Bereich sind, wo wir sie wirklich kontrollieren und wo wir alle Infektionsketten komplett unter Kontrolle haben. Und das ist nicht im Bereich von 50, das ist im Bereich von unter 10. […]
Die Konsequenz der Gedanken des Professors:
Zero Covid durch Komplett-Lockdown 100% in Europa
[…] Ja, ich bin immer ein Optimist. Und ich denke, wenn wir in der psychologischen Ebene, in der Kommunikationsebene ein klares Ziel vor Augen haben – ich glaube, das klare Ziel, was wir auch in der Presse schon teilweise sehen, was unter dem Begriff „Zero Covid“ kursiert, ist ein sinnvolles Ziel – dann hat man die Denkweise umgedreht. Wir reagieren im Moment, wir reagieren auf Fallzahlen, jetzt gehen die Fallzahlen wieder ein bisschen hoch, dann drehen wir doch ein bisschen hinterher und versuchen, die Maßnahmen wieder ein bisschen zu verstärken. Auf diese Weise können wir ewig weitermachen und eigentlich alles kaputtmachen. Wir machen die Psychologie kaputt, wir machen die sozialen Kontakte kaputt, wir machen die Wirtschaft kaputt, weil das hält kein Land auf Dauer aus, auf dieser mäandernden Schiene zu arbeiten, wo wir ewig versuchen, ein Gleichgewicht zu halten, das zwischen Explosion und Erhaltung des Gesundheitssystems hin- und herläuft. Die Denkweise umzudrehen und zu denken, wir bringen die Fallzahlen auf ein Niveau runter, das einfach eine komplette Kontrolle bedeutet und dann machen wir nur noch stückweise auf, wo es möglich ist, und halten diesen Zustand fest – das ist die Strategie, die erfahrene Epidemiologen immer wieder empfohlen haben, und auch eine Strategie, die sich in verschiedenen Ländern wie Australien und Neuseeland perfekt ausgezeichnet hat als erfolgreich. Auch wenn da natürlich eine andere Situation mit den Grenzen ist, das müssen wir ganz klar sehen. Deswegen plädiere ich an der Stelle auch für einen europäisch synchronisierten Shutdown. Auf der Schiene würde man einmal vielleicht in ein, zwei Monaten die Situation kontrollieren [Der Professor vermeidet den Begriff Total-Lockdown, oder meint das der Begriff „Shutdown„? ] und danach wieder ein halbwegs normales Leben führen. Die Leute in Australien sitzen am Strand [Dort ist aktuell Sommer!]. Diesen Sommer, den würde man gerne auch hier haben [Würden wir auch ganz ohne Lockdown haben, weil zum Sommer die Zahlen ohnehin saisonal bedingt heruntergehen, wie man 2020 schön sehen konnte. Der damalige Lockdown war nur Quälerei und hatte keinen Effekt„], aber wir werden es nicht erreichen, wenn wir mit halbherzigen Maßnahmen die Sache einfach nur verlängern. […]
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Wenn danach, wenn im Herbst 2021 ein neues, verändertes Virus ´auftaucht`?
Was dann?
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