Die neuen mRNA-Impfstoffe …
Mehr… würde es ohne die Grundlagen der Wissenschaftlerin Katalin Karikó nicht geben. Doch der Weg dahin war steinig. Zunächst glaubte niemand an die neue Technologie. Dann kam plötzlich der Durchbruch.
Als Katalin Karikó das entscheidende Experiment gelingt, kommt ihr zunächst nur ein Gedanke: den Versuch zu wiederholen. Nach all den Jahren im Labor, Jahren der Unsicherheit und Ablehnung, muss sie sichergehen. Noch einmal Zellen aussäen und wachsen lassen. Am Tag darauf blickt sie auf die gleichen, schier unglaublichen Messwerte. Die Zellen in den Kulturschalen sondern einen Eiweißstoff ab, der ihnen eigentlich fremd ist. Sie tun das, weil Karikó ihnen eine Botschaft gesandt hat – eine molekulare Botschaft, die sie ins Nährmedium träufelte. Dass ihre Entdeckung 16 Jahre später helfen könnte, die Welt aus dem lähmenden Griff eines Virus zu befreien, ahnt die Wissenschaftlerin nicht.
„In einem solchen Augenblick ist es wichtig, dass es wenigstens einen Menschen gibt, der einen versteht, der die Aufregung teilt und mit dem man alle Einzelheiten diskutieren kann“, so erinnert sich die heute 65-Jährige an jenen Tag im Jahr 2004. Zusammen mit ihrem Kollegen Drew Weissman veröffentlicht sie im Jahr darauf das Ergebnis. Die beiden glauben fest an das Potenzial der neuen Methode. Doch damit sind sie erst einmal allein.
Prinzip des Lebens
Im Kern geht es darum, Zellen nach Belieben umzuprogrammieren, sodass sie vielleicht ihre eigene Medizin produzieren könnten. Seit vielen Jahren erforscht Karikó dafür eine bestimmte Klasse von Molekülen, die sogenannte mRNA. Die Logik des Ansatzes ist bestechend. Alle Lebewesen speichern ihre Bauanleitung in Form von DNA. Wird deren Information abgelesen, entstehen kürzere Stücke eines ähnlichen Moleküls: Die „Messenger-Ribonukleinsäure“, kurz mRNA, ist der Bote des Zellkerns. Die kleinen Moleküle wandern zu den Proteinfabriken der Zelle und überbringen ihre kodierte Botschaft. DNA wird zu mRNA wird zu Protein – es ist das fundamentale Prinzip des Lebens. Seit den 80er-Jahren kann man mRNA im Labor herstellen, und so liegt der Gedanke nahe, den Zellen menschengemachte Botschaften zu schicken. Doch was einfach klingt, scheitert zunächst an praktischen Problemen. Die fadenförmigen mRNA-Moleküle sind instabile, flüchtige Gebilde, die Natur hat sie für den sehr kurzen Weg durch Zellen konzipiert. Mühsam lernen die Forscher, mRNA in winzige Fetttröpfchen zu verpacken und in Zellen einzuschleusen.
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