20.000 € pro Tag werden für eine intensivmedizinische künstliche Beatmung in Rechnung gestellt.
Da wird der alte Mensch, der auch ohne Corona sterbenskrank ist, wegen Corona in´ s Krankenhaus gezerrt bzw. – wenn er bereits im Krankenhaus ist – in das Intensiv-Beatmungsbett verlegt, im Namen des Mammons noch ein paar Tage beatmet und dann dennoch tot oder extrem traumatisiert und nachhaltig geschädigt „entlassen“. Er hat seine „Corona-Pflicht“ erfüllt.
[…] Jürgen Wasem ist einer der bekanntesten Gesundheitsökonomen Deutschlands. Er leitet den Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen und ist Vorsitzender der Schlichtungsstelle zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und dem Spitzenverband der Krankenkassen. Im Telefoninterview erzählt er, was sich nach der Pandemie im Gesundheitswesen ändern muss.
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WELT: Deutsche Kliniken haben in den vergangenen Jahren ihre Intensivkapazitäten und Beatmungsbetten stark ausgebaut. Ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen, dass diese sehr hoch vergütet werden?
Wasem: Ja. Mit künstlicher Beatmung wird richtig viel Geld gemacht. Das ist ein Fehlanreiz des Fallpauschalensystems. Viele Kliniken reizen die Beatmungsmöglichkeiten aus. Aber man kann man da nicht schwarz-weiß denken. Wir stehen in der Corona-Krise relativ gut da, weil wir diese Fehlanreize zugelassen und heute viele Beatmungsbetten haben. Das ist pervers, aber das ist so.
WELT: Was meinen Sie mit dem Ausreizen von Beatmungsmöglichkeiten?
Wasem: Kliniken versuchen, Patienten möglichst lange zu beatmen. Im Moment ist das nach Stunden gestuft. So steigt die Vergütung deutlich an, wenn die Beatmung mindestens 95 Stunden beträgt. Sie finden daher wenige Patienten, die 94 Stunden beatmet werden. Die Krankenhäuser denken ökonomisch und haben daher in den vergangenen Jahren verstärkt auf Intensivbetten gesetzt.
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WELT: Seit ein paar Wochen werden den Krankenhäusern erstmals auch leere Betten mit täglich 560 Euro vergütet, die sie für den Notfall freihalten. Ist das auch langfristig eine gute Idee?
Wasem: Die Grundidee ist richtig. Wenn wir von der Corona-Krise absehen, ist es ja so, dass Krankenhäuser für leere Betten kein Geld bekommen und daher versuchen, wie die Wilden möglichst viele Patienten zu behandeln, um an eine vernünftige Auslastung zu kommen. Das führt zu einem hohen Fallwachstum, das nicht immer medizinisch begründet ist.
Der Druck der Verwaltungen auf die Mediziner, Erlöse zu generieren, ist enorm. Im Zweifel wird lieber operiert als nicht operiert. Das zeigen auch Studien. Wir brauchen nun eine Diskussion, wie wir künftig aus Steuergeldern Reservekapazitäten der Kliniken finanzieren wollen. Dazu gehört übrigens auch, ausreichend Schutzmaterial zu bevorraten.
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Da ist die „leere Bettenvergütung“ ja noch richtig human.