Das muss man nicht verstehen. Bis zu 39 Milliarden Euro könnte Italien nutzen, für direkte oder indirekte Gesundheitsausgaben, ohne Bedingungen. Eine gewaltige Summe für einen Sektor, in dem Italien Investitionen dringend braucht. Da sollte jede Regierung begeistert zugreifen. Sollte. Aber die italienische tut es nicht. Weil Parteiinteressen und diffuse Angst vor einer populistischen Wutwelle offensichtlicher schwerer wiegen als das Wohl des Landes.
Richtig ist, dass die Stichworte Euro-Rettungsfonds, ESM, bei vielen Italienern ablehnende Reflexe provozieren. Zu sehr haben sich die Erinnerungen an den Umgang der sogenannten Troika mit Griechenland in das kollektive Gedächtnis des Landes gebrannt. Die Italiener haben damals sehr genau verfolgt, wie die Europäische Union mit Athen umgegangen ist. Wir wollen nicht die nächsten sein, die nicht mehr Herr im eigenen Haus sind und sozial leiden müssen, war damals eine verbreitete Grundstimmung in Italien. […]