IG-Metall-Chef Jörg Hofmann …
Mehr… hat schwere Tage vor sich. In der Metall- und Elektroindustrie läuft die Tarifrunde – und selten waren die Perspektiven für Deutschlands Schlüsselbranche mit ihren rund vier Millionen Beschäftigten unsicherer. Die kampferprobte Gewerkschaft hat den Arbeitgebern deshalb erstmals einen Stillhaltepakt angeboten: Verzicht auf konkrete Lohnforderung gegen Beschäftigungssicherung und mehr Mitbestimmung. Der Gewerkschaftschef über die Forderungen an den Tarifpartner, die Folgen der Corona-Epidemie und fehlende Planungssicherheit als Folge der Klimapolitik.
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Hofmann: Das ist sehr unterschiedlich im Arbeitgeberlager. Viele Unternehmer wissen, dass die Transformation nur zusammen mit der Belegschaft gelingt. Die sind da relativ tiefenentspannt. Diejenigen, die selbst kein Bild haben, was auf sie zukommt, tun sich schwer. Aber die Veränderungswirkung von Digitalisierung und Dekarbonisierung auf die Branche ist enorm. Wir sehen ganz neue Geschäftsmodelle und Prozesse. In vielen Branchen wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Man könnte eine Analogie ziehen zur Aufbauphase nach 1945. Das hat damals nur funktioniert, weil auch Betriebsräte und Gewerkschaften Verantwortung übernommen haben für diesen Prozess. Im Ergebnis stand eine hochinnovative und beschäftigungsstarke deutsche Industrie, getragen von einer qualifizierten und engagierten Arbeitnehmerschaft. Ohne diesen Vergleich überzustrapazieren: Das Thema Mitbestimmung hat auch jetzt wieder eine riesige Bedeutung dafür, wie wir die Sicherung des Standorts Deutschland hinkriegen, ohne den Arbeitsmarkt weiter zu spalten.
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