Die Frage nach Stromspeichern, die ´überschüssigen` Wind- und Sonnenstrom für spätere Bedarfe verfügbar machen, kommt immer dann zum Tragen, wenn die Diskussion auf die Unzuverlässigkeit von Wind- und Sonnenkraft zu sprechen kommt.
Dafür haben wir doch Speicher!
Mehr… ist eine Aussage, die recht schnell daher gesagt ist, die mit der Realität allerdings nicht viel zu tun hat.
Auf golem.de berichtet Wolfgang Kempkens von einer Möglichkeit Strom zu speichern, idem dieser dazu verwendet wird, Luft zu verflüssigen:
[…] Dass Batterien Strom speichern, ist eine Binsenweisheit. Dass flüssige, minus 196 Grad kalte Luft das auch kann, dürfte aber für die meisten eine Überraschung sein. Das Jungunternehmen Highview Power aus London hat es bewiesen. Es betreibt seit 2018 auf der Deponie Pilsworth im Großraum Manchester eine Demonstrationsanlage, die eine Leistung von fünf Megawatt (MW) hat. Jetzt will das Unternehmen in Nordengland auf dem Gelände eines ehemaligen thermischen Kraftwerks eine 50-MW-Anlage installieren. […]
Dass die Anlage funktioniert steht außer Frage. Das Problem ist wie bei all´ diesen innovativen Stromspeichern die Größenordnung. Die 50 MW-Anlage kann 5 Stunden lang jeweils 50 MWh Strom liefern. Insgesamt also die im Artikel erwähnten 250 MWh.
Nehmen wir an, ein Haushalt benötigt im Jahr 3.500 kwh Strom. Das wären pro Tag 3.500.000 / 8.760 Jahresstunden = 399,5 Wh Strom, die der Haushalt pro Stunde benötigt. Wenn wir die 50 MW Anlage nehmen, dann könnten mit einer ´Ladung` 50.000.0000 / 399,5 = abgerundet 125.156 Haushalte 5 Stunden mit Strom versorgt werden. In Deutschland gibt es gerundet 41.400.000 Haushalte. Allein um diese Haushalte fünf Stunden mit Strom zu versorgen, müssten 331 dieser 50 MW – Anlagen gebaut werden. Für fünf Stunden Strom. Für einen Tag wären es bereits 4,8 X 331 = 1.589 Anlagen.
Nun macht der Strombedarf der Haushalte lediglich ein ein gutes Drittel des Gesamtstrombedarfs Deutschlands netto (´Strom aus der Steckdose`) aus. Um Deutschland komplett einen Tag mit solchen Anlagen mit Strom zu versorgen, wären also 3 x 1.589 = 4.767 dieser Anlagen zu bauen. Wobei dann immer noch die Frage bleibt, woher der Strom kommen soll, um die Anlagen zu „laden“. Aus Wind- und Sonnenkraftwerken ganz sicher nicht. Der Strom, der aktuell dort erzeugt wird, reicht nicht mal aus, um den Bedarf Deutschlands auch nur eine Stunde zu decken.
Die Rechnung gilt nicht nur für den oben vorgestellten Luftverflüssigungsspeicher. Sie gilt für jeden Speicher. Also auch für die Großbatterie Lausitz, die im Sommer in Betrieb genommen werden soll und die gleiche 50 MW-Primärregelleistung wie das Projekt in England hat. Dazu dienen solche Anlagen. Das Netz muss stabil gehalten werden. Schwankungen müssen umgehend ausgeregelt werden. Zur Sicherstellung von Strom bei einer Dunkelflaute sind sie nicht geeignet.
Leider wird bei der Vorstellung durchaus in dem Bestimmungsrahmen sinnvoller Speicher immer wieder gerne der Eindruck erweckt, dass das Speicherproblem gelöst sei. Was – wie oben gezeigt – eben nicht der Fall ist.
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