In Deutschland liegt die Zahl der Abtreibungen …
Mehr… pro Jahr bei um die 100.000 zumindest potenziellen Menschlein. Davon sind etwa 96.000 gesund. Um die 20 (2014 war ein Ausreißer, da waren es 41) werden nach einer Vergewaltigung, knapp 4.000 werden aus medizinischen Gründen abgetrieben.
Abtreibung wird in Deutschland medial weitgehend tabuisiert. Das „Verhindern“ von Menschen ist kein Thema. Eine Diskussion findet bis auf wenige Ausnahmen praktisch nicht statt.
Am Mittwoch, den 24.7.2019 wird in den Aachener Nachrichten – Printausgabe ein Bericht zu einem ´radikalen Abtreibungsgegner` veröffentlicht. Geschrieben hat ihn ein junger Reporter der Rheinischen Post. Er heißt Sebastian Dalkowski.
Yannik Hendricks zeigt Ärzte und Ärztinnen an, die nach seiner Meinung gegen den mittlerweile geänderten § 219a StGB verstoßen. Dazu gehörte auch Kristina Hänel, die zunächst verurteilt, am Ende aber freigesprochen wurde.
Bemerkenswert am Vorgang Hänel ist vor allem, dass bei Anne Will eine Debatte zum § 219a StGb Werbeverbot Abtreibung zur besten Sendezeit stattgefunden hat, an der auch Kristina Hänel teilnahm. Eine Analyse dieser Sendung in 2 Teilen: Hier klicken.
Was ist dieser Yannik Hendricks für ein Mensch?
[…] Ein früherer Mitschüler von dem Gymnasium berichtet, dass Hendricks im Verlauf der Schulzeit mehr und mehr zum Außenseiter wurde. „Ich glaube nicht, dass er viele Kontakte zu Mitschülern hatte. Schach und Mathematik waren wohl lange Zeit die Hauptbeschäftigung. In der Oberstufe hat die Stufe versucht, alle, ihn inklusive, etwas mehr zu integrieren in den Stufenverbund. Ich denke, dass er sich auch hierbei recht verloren fühlte.“ Er beschreibt Hendricks als „in sich gekehrt“ und erzkatholisch. In der Abizeitung wird er als „Mathe-Genie unseres Vertrauens“ bezeichnet. Bei der Umfrage, wer am hilfsbereitesten ist, landet er auf Platz 3. Nach dem Abitur beginnt er ein Mathematik-Studium an der Universität Duisburg-Essen. […]
Eike Sanders, eine Antifa-Journalistin sieht die Aktivitäten von Yannik Hendricks so:
[…] Eike Sanders ist Co-Autorin des Buches „Kulturkampf und Gewissen: Medizinethische Strategien der ,Lebensschutz‘-Bewegung“. Sie hält Hendricks für einen typischen Vertreter der Anti-Abtreibungs-Bewegung in Deutschland. „Ich vermute einen religiösen Hintergrund“, sagt Sanders. Mitglieder dieser Bewegung veranstalten Demos oder machen sogenannte Gehsteig-Beratungen. Sie sprechen Frauen unter anderem mit hochauflösenden Fotos von Embryos vor Arztpraxen oder Beratungseinrichtungen an. Ihre Mitglieder kommen von den Evangelikalen, aus christlichen Kleinstparteien, der CDU/CSU, aus sehr konservativen Teilen der katholischen Kirche, der Neuen Rechten oder der AfD – und sie wollen Schwangerschaftsabbrüche erschweren. „Sie haben nicht unglaublichen Zulauf, aber eine viel größere Sichtbarkeit“, sagt Sanders. Ihrer Erfahrung nach hätten sie zwei Erzählungen: die vom Niedergang des Christentums und die von der Re-Traditionalisierung des Familienmodells. „Sie wollen nicht als religiöse Spinner dastehen, aber ihre Motivation ist religiös.“ Für diese Leute beginne das Leben mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle, eine absolute Definition. „Sie machen Politik mit ihrem individuellen Gewissen. […]
Da wundert man sich eigentlich nur, dass ´Herr Putin` nicht dabei ist, bei der Aufzählung der Quellen, aus der die Anti-Abtreibungs-Bewegung ihre Aktivisten gewinnt.
Ich finde es schade, dass Sebastian Dalkowski gerade auf eine Journalistin zurückgreift, die bei der Einordnung des Denkens und Handelns von Yannik Hendricks eine extrem linke Einstellung an den Tag legt und so tut, als sei genau das in Deutschland selbstverständlich. Nur ein paar rechte Spinner, natürlich auch aus der AfD, dächten anders. Ob sich Frau Sanders da nicht mal vertut!?
Dass immer weniger Ärzte bereit sind, Abtreibungen durchzuführen, wird am Ende des Artikels der Aachener Nachrichten schon ein bisschen bedauert:
[…] Viele Ärztinnen aus der Frauenbewegung der 70er, die noch Abtreibungen durchführen, gehen in Rente, es kommen viel weniger neue Ärzte und Ärztinnen nach, die ihre Arbeit übernehmen (wollen).
Das ist auch im Kreis Kleve so, dem Heimatkreis von Yannic Hendricks. Dort gibt es zwar Beratungsstellen, die Frauen besuchen müssen, bevor sie eine Abtreibung vornehmen lassen. Doch einen Arzt oder eine Ärztin, die diese durchführt, gibt es dort nicht mehr. Dazu müssen die Frauen in die Nachbarkreise fahren. Oder gleich in die Niederlande.
Dass bei Ärzten und Ärztinnen vielleicht ein Umdenken in Bezug auf den Wert des ungeborenen menschlichen Lebens stattfinden könnte, wird nicht in Erwägung gezogen. Ein Umdenken, auch im Hinblick auf die niedrigen Geburtenzahlen in Deutschland. Zumindest bei der autochthonen und eher gebildeten Bevölkerung.
Für ein reiches Land wie Deutschland ist es m. E.skandalös, wenn jedes Jahr fast 100.000 gesunde Menschlein in eine medizinische Mülltonne entsorgt werden. Zumal Kinderwunschkliniken regen Zulauf haben. Ein von der leiblichen Mutter nicht gewolltes Kind als Säugling zur Adoption frei zu geben, wäre schließlich auch eine Möglichkeit, die man offensiv organisieren könnte.
Aber nein, auf einmal spielen Gene eine wichtige Rolle. Jedes Paar möchte selbstverständlich sein eigenes Kind, möchte sich selbst fortpflanzen. Und wenn es nicht komplett (Unfruchtbarkeit eines Partners, Schwulen-, Lesbenpaare) geht, dann soll wenigstens der Samen oder die Eizelle von einem der Partner sein.
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- Bericht des Dlf Kultur über Yannik Hendricks, hier genannt Markus Krause: Hier klicken
- Interview der taz mit Yannik Hendricks, ebenfalls genannt Markus Krause: Hier klicken
- Artikel zu einem Juso-Parteitag u. a. zum Thema Abtreibung: Hier klicken
- Mehr auf mediagnose.de zum Thema Abtreibung: Hier klicken
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