Wer will nicht, dass es gerecht zugeht?
MehrDeshalb ist es immer wieder erfolgversprechend, wenn mögliche Gerechtigkeitslücken thematisiert werden. Das weiß auch die Wirtschaftswoche:
Das deutsche Rentensystem will möglichst gerecht sein: Wer viel einzahlt, soll später auch viel herausbekommen. Doch hinter diesem Prinzip verbirgt sich eine tiefere Ungerechtigkeit.
[…]
Tatsächlich bekommt jemand, der heute den Mindestlohn verdient, selbst nach einem kompletten Arbeitsleben keine Rente, die über der Grundsicherung liegt. Von einem finanziellen Standpunkt aus bringt es ihm im Alter also nichts, dass er sein Leben lang gearbeitet hat. Doch das ist nur ein Aspekt des Problems. Ein anderer Aspekt wird in der Debatte kaum erwähnt, obwohl er die Gerechtigkeitsfrage mindestens ebenso tangiert: die Lebenserwartung.
Oder, in den Worten von Marcel Fratzscher, dem Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin: „Die gesetzliche Rentenversicherung ist heute eine Umverteilung von arm zu reich, da ärmere Menschen eine deutlich geringere Lebenserwartung haben und daher auch weniger Rentenzahlungen erhalten.“
- Hat Lebenserwartung etwas mit Gerechtigkeit zu tun?
- Was hat außer Armut noch Einfluss auf die Lebenserwartung eines Menschen?
- Lebenserwartungsrechner: Hier klicken – Wählen Sie zuerst Ihr Geschlecht! Sonst muckt der Rechner.
Zunächst ein Wort zur gesetzlichen Rente:
Jeder Mensch, der eine Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung erhält, bekommt diese, solange er lebt. Damit wird sichergestellt, dass der Rentner bis an sein Lebensende Einkommen hat. Egal, ob er vor Erreichen der Durchschnittslebenserwartung stirbt, oder später.
Auch arme Menschen können steinalt werden. Vor allem arme Frauen. Denn Frauen werden schon mal allein aufgrund ihres Geschlechtes 5 Jahre älter, als Männer. Ist es da gerecht, dass Frauen bei gleichen Voraussetzungen die gleiche Rente bekommen, wie Männer? 5 Jahre länger, nur weil sie Frauen sind? Und:
Dass verheiratete Frauen, auch wenn sie nie etwas in die gesetzliche Rente eingezahlt haben, dann, wenn ihr Mann – der Normalfall – früher stirbt als sie, auch noch eine Witwenrente bekommen?
Ist das gerecht? Nein, ganz sicher nicht.
Aber es ist gut so. Denn nur so ist das Einkommen für jeden Rentner und seine Angehörigen bis zum Lebensende gesichert. Das ist das Prinzip der lebenslangen gesetzlichen Rente.
Die Höhe der Rente hängt von den eingezahlten Beiträgen und der Beitragszahldauer ab. Nun haben arme Rentner = Rentner ohne sonstige Einkünfte außer der Rente, naturgemäß in ihrem Erwerbsleben weniger eingezahlt, als besser gestellte Rentenbezieher. Und weil sie arm sind, kommen sie – so die These – auch nur kürzer in den Genuss des Rentenbezugs?
Warum ist jemand arm?
Eine Antwort ist ganz eindeutig erhöhter Tabakkonsum. Es zeigt sich, dass Menschen mit schlechteren Bildungsabschlüssen und wenig Einkommen verstärkt vom Wenigen, was sie haben, viel in Rauch aufgehen lassen.
Dass Rauchen nicht zur Gesundheit beiträgt ist klar. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn jemand 40 Jahre raucht, dann stirbt er wahrscheinlich früher, als der Durchschnitt.
Wenn jemand jeden Tag 3 € für Tabak ausgibt, sind das 90 € im Monat. Diese 90 €, statt verraucht auf ein Sparkonto gelegt, bringen ohne Zinsen nach 40 Jahren 43.200 €. Plus einem Mehr an Gesundheit.
Das Gleiche noch mal in Bezug auf Alkohol, denn unsere Raucher sind keineswegs alles Abstinenzler, dann kommt man nach 40 Jahren locker auf knappe 100.000 € mindestens. Die zusätzlich bessere Gesundheit lässt – man glaubt es kaum – die Lebenserwartung steigen*. Der Rentenbezieher erhält viel länger seine Rente. Die vermeintliche in der WiWo beklagte Ungerechtigkeit ist auf einmal wie weggeblasen.
Nun sagen viele Menschen, dass das Rauchen von ein paar Zigaretten und ein, zwei Fläschchen Bier am Tag die einzigen Freuden seien, die sie in ihrem kargen Leben haben. Das solle man ihnen doch nicht nehmen.
Ok, kann ich verstehen. Dann dürfen Sie aber bitte nicht über wenig Geld und verkürzte Lebenserwartung klagen.
Oder soll jemand Anderes den ungesunden Lebensstil dieser Leute bezahlen?
Das wäre wirklich ungerecht!
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*Und, man glaubt es nicht, indirekt die Höhe der Rente. Denn von dieser müssen ja nun keine Ausgaben mehr als Rücklage getätigt werden. Sie wissen noch: Das Geld, das nicht verraucht und vertrunken wird. Das Geld, das in 40 jahren knapp 100.000 € gebracht hat. Diese 180 bis 200 € pro Monat hat man nun zur freien Verfügung. Übrigens pro Person, die nicht raucht und nicht trinkt!
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