Ich stelle mir vor, ich wohne in einem Mietshaus …
… mit vielen Wohnungen und einem gemeinsamen Garten. An der Grenze unseres Grundstücks verläuft eine Straße, und aus irgendeinem Grund verunglücken dort täglich mehrere Fahrradfahrer schwer. Keiner von uns Mietern kann etwas dafür, dass diese Menschen dort verunglücken, keiner hat sie gebeten, hier vorbeizufahren. Vielleicht sind wir sogar ausdrücklich dagegen, dass hier überhaupt jemand langfährt. Aber wäre es vorstellbar, die Nachbarn dafür zu kritisieren, dass sie in dieser Situation den Notarzt rufen? Wäre es vorstellbar, den Notarzt zu verklagen und einzusperren, weil er den verunglückten Radfahrern hilft? Wäre es vorstellbar, oben am Fenster zu stehen und zu argumentieren: Erst wenn es da unten genügend Tote gegeben hat, werden andere lernen, dass man hier nicht langfährt? Sicher nicht in einem Haus, in dem ich noch wohnen möchte.
Doch genau das passiert gerade in Europa. …[…]
So fängt die Meinung einesMenschen mit Guten Gedanken, Wolfgang Luef, an. Hört sich schlimm an. Wäre es auch. Wenn denn das Beispiel stimmen würde.
Das Beispiel stimmt nicht, weil die Menschen, die auf hoher See gerettet werden, die sich selber mit voller Absicht in die Lage gebracht haben, aus der sie, wenn es schief läuft, nicht mehr mit dem Leben davonkommen, eben nichtaus irgendeinem Grund verunglücken / ertrinken. Diese Menschen spekulieren gezielt auf „Rettung“. Die kommt leider manchmal zu spät. Oder die See ist rauh und die Rettung erweist sich als schwierig. Menschen gehen über Bord der Nussschale und ertrinken. Und, und, und …
Auch der Mensch aus Afrika oder dem Nahen Osten weiß, dass ein Schlauchboot für 8 Personen nicht geeignet ist, um mit 30, 40 oder mehr Menschen über das Mittelmeer wohin auch immer zu schippern.
Der Glaube, dennoch heil davon zu kommen, beruht auf dem Versprechen, dass echte Rettungsschiffesie retten werden. Das versprechen Schlepper und Schleuser, die dafür viel Geld kassieren. Und – vielleicht auch ohne Absprache, was aber keine Rolle spielt – auf Retter hoffen, die die Menschen nicht nur aus der selbst herbeigeführten Notlage retten, sondern auch noch nach Europa bringen. Das ist die (Geschäfts-) Idee, die in etwa 10% der Fälle nicht aufgeht und es zum Ertrinken von Menschen kommt.
Das Ganze hat mit dem Beispiel, welches Herr Luef oben bringt nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es hat eher was mit dem Feuerwehrmann zu tun, der einen Brand legt, damit es endlich was zu löschen gibt. Wo man „Held“ sein, Held werden kann. Als Helden fühlen sich auch unsere „Retterschlepper“. Allein durch ihren Willen zu retten UND die Geretteten nach Europa zu bringen, animieren sie die Schlepper, die Menschen in untaugliche Boote zu setzen und das obige Versprechen zu geben. Ein Versprechen, das tödlich enden kann.
Zum Schluss seiner Meinung behauptet Wolfgang Luef etwas Ungeheuerliches:
[…] Menschen aber sehenden Auges ertrinken zu lassen, als abschreckendes Beispiel für andere, das ist keine Meinung. Es ist der erste Schritt in die Barbarei. Prozesse gegen diejenigen zu führen, die tausende Menschen vor dem Tod gerettet haben, ist der zweite Schritt dorthin. Den dritten möchte ich mir lieber nicht vorstellen. […]
Den ersten Schritt will niemand!
Ich habe solches auch noch nicht gelesen oder gehört. Nirgendwo.
Die Behauptung ist eine Frechheit und einfach nicht wahr.
Die Menschen, die sich freiwillig in Seenot begeben, sollen alle gerettet und zurück an die nordafrikanische Küste gebracht werden. Sofort. Egal von welchem Schiff.
Schiffe und deren Führer, die die ´Arbeit` von Schleppern weiterführen, sollten festgesetzt. Die Verantwortlichen für diese Schiffe sollten/müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Nicht wegen Rettung von Menschen in Seenot. Nein, wegen des anschließenden Schleppertums.
Nach ein, zwei, drei Wochen hat auch der dümmste Migrant begriffen, dass die Schlepper lügen, und es vollkommener Unsinn ist, für viel Geld eine u. U. tödliche Rundfahrt auf dem Mittelmeer zu unternehmen.
Der Spuk auf dem Mittelmeer hätte ziemlich schnell ein Ende.
Aber:
Wenn sogar Frontexunter dem Schutz der Außengrenze das „Retten“ von Seebrüchigen mit anschließender Weiterfahrt nach Europa, hier Spanien, versteht, solange wird sich nichts ändern. Da die Behörde (Frontex) weisungsgebunden ist, steht zu befürchten, dass wirkmächtige Kreise einen wirksamen Schutz der Außengrenze gar nicht wünschen.