WELTonline bezieht sich auf eine Onlineumfrage, die von Civey durchgeführt wurde. Der Leser kann zum Ende des obigen Berichtes noch an dieser Umfrage teilnehmen und bekommt das Ergebnis Gesamt mitgeteilt.
Das Besondere an diesen Umfragen ist, dass Civey sowohl die Rohdaten, als auch die repräsentativen Daten bereitstellt. Das ermöglicht z. T. erstaunliche Einsichten.
Nehmen wir z. B. ein Ergebnis in Sachen Bürgerversicherung Stand 29.11.2017:
Bei den nicht repräsentativen Rohdaten, den echten Antworten der 81.736 WELTonline-Lesern, die abgestimmt haben, beurteilen 54,4% die Bürgerversicherung eher oder sehr negativ. 39,7% sehen Bürgerversicherung eher oder sehr positiv.
Bei den repräsentativen Ergebnissen dreht sich das Ergebnis um. 58,9 % sehen die Bürgerversicherung eher oder sehr positiv. Nur 32,6% sehen sie eher oder sehr negativ.
Was schreibt Civey als Erläuterung:
„Bei diesem WELT-Trend lautete die Frage: „Wie bewerten Sie die SPD-Forderung einer Bürgerversicherung, in der alle Bürger gesetzlich krankenversichert sind?“ Das Meinungsforschungsinstitut Civey berücksichtigte für das repräsentative Ergebnis die Antworten von 5072 Teilnehmern vom 27. bis 29. November. Der statistische Fehler der Ergebnisse liegt bei 2,5 Prozent.
Es fließen ausschließlich Antworten von registrierten und verifizierten Nutzern ein. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Weitere Informationen zur Methodik finden sie auf welt.de oder im Civey-Whitepaper.“
Das „mehrstufige Gewichtungsverfahren“ führt zu einer Umkehr der Ergebnisse.
Das ist bemerkenswert.
Und sollte WELTonline eine Nachfrage wert sein.
Z.B. wie dieses mehrstufige Gewichtungsverfahren aussieht und ab wieviel % „sehr oder eherNegativ“ bei den Rohdaten die repräsentativen Ergebnisse auch in´ s Negative gehen würden.
WELTonline fragt aber nicht nach. Und die Erläuterung auf https://civey.com/whitepaper/ ist nicht wirklich hilfreich oder gar einleuchtend.
WELTonline titelt: „Mehrheit der Deutschen für die Einführung der Bürgerversicherung“
Der oberflächliche Leser nimmt die Info auf.
Als „Wahrheit“.
Was sie durchaus nicht ist. Was übrigens auch viele der über 500 Kommentatoren des Berichtes so sehen.
Auf den Unterschied einer „Bewertung einer SPD-Forderung“ und dem „Einführen der Bürgerversicherung“ möchte ich aus Platzgründen hier nicht weiter eingehen. Wäre aber eine spannende Frage.
Kurz und gut: Fragen über Fragen. Nur eines ist sicher:
Der Titel des Berichtes ist in dieser Form viel zu plakativ, dem Gegenstand bei der Datenlage nicht angemessen und deshalb einfach nicht korrekt!
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